Banken für die Ultrareichen

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Gestern fand in Luxemburg der diesjährige „Banking Day“ statt. Die Bankenwelt kämpft derzeit mit einem massiven Wandel.

Wenn die Buchprüfungsgesellschaft PwC ihrer Pressemitteilung anlässlich des von ihr organisierten „Banking Day“ gestern in Luxemburg den Titel „Bank: kopernikanische Wende“ verpasst, lässt das aufhorchen. Gemeint ist der neue Kontext, in dem sich Banken heute bewegen.

Dieser hat mehrere Facetten. Zum einen beschäftigen Banken sich immer mehr mit der sogenannten Fintech (eine Kombination aus Finanzen und Technik). Das beinhaltet neue Apps für das Smartphone, aber nicht nur. Auch Software, die „hinter den Kulissen“ arbeitet, wird als Fintech bezeichnet. Darüber hinaus vollzieht die Bankenwelt einen Wandel bei der Kundschaft. Der Anteil der Kunden, die als „mass affluent“ bezeichnet werden – die zwischen 100.000 und 1.000.000 Dollar an liquiden Mitteln besitzen -, nimmt ab. Sie machen in Luxemburg 45 Prozent der Kundschaft und 9 Prozent des verwalteten Vermögens aus.

Immer mehr reiche Kunden

Die Zahl der ultrareichen Kunden hingegen nimmt zu. Um als ultrareich bezeichnet zu werden, muss ein Kunde mehr als 30 Millionen Dollar auf dem Konto haben. Diese Menschen machen in Luxemburg gerade einmal ein Prozent der Kunden, aber 51 Prozent des verwalteten Vermögens der Banken aus. Diesen Menschen gehe es nicht mehr nur darum, ihr Vermögen gewinnbringend anzulegen. Reiche Kunden verlangten immer mehr auch Extra-Dienstleistungen. Dazu gehörten Steuerberatung und Nachlassregelungen. „Au cœur de ce changement: la confiance“, schreibt PwC.

Neue Regeln hätten sich ganz der Transparenz verschrieben, so PwC, allerdings hätten es die Berater, in einer Zeit, in der Kunden individuelle Beratung in Echtzeit verlangten, immer schwerer, ihnen die Verwaltungskosten und die teils langwierigen Prozeduren zu erklären. Beratungsgesellschaften wie PwC konnten in den vergangenen Jahren von der neuen Regulierung profitieren, indem sie ihre Kunden bei der Implementation unterstützt haben.
Ende 2016 belief sich die Bilanzsumme der 140 Banken in Luxemburg auf 768.441 Millionen Euro. Das war eine Steigerung von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Folgen des Brexit

Was den Brexit angeht, blickt PwC mit Sorge in die Zukunft. Bislang sei Luxemburg für Unternehmen (etwa chinesische Banken) attraktiv. Aussagen des britischen Wirtschaftsministers, Großbritannien werde die Steuern senken, stimmen die Buchprüfungsgesellschaft allerdings pessimistisch.
Die Wende sei in der Hinsicht kopernikanisch, dass die Banken keine andere Wahl hätten als sich dem zu fügen und ihren eigenen Wandel voranzutreiben, ihre Strategie zu verändern und die Beziehungen zu ihren Kunden zu überdenken.

Allerdings: Diese Feststellung von PwC, dass sich die Branche im Wandel befindet, ist nicht neu. Auch, dass sie einhergeht mit Wehklagen über neue Regeln, die Banken einhalten müssen, ist nicht neu. Und auch, dass sich die Bankenwelt trotz Milliardengewinnen beschwert, dass der Profit immer noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht hat, ist keine kopernikanische Wende.