LaufbahnenSprungbrett oder Karriererisiko? – Politiker zwischen kommunalen Herausforderungen und nationalen Ambitionen

Laufbahnen / Sprungbrett oder Karriererisiko? – Politiker zwischen kommunalen Herausforderungen und nationalen Ambitionen
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Für einige der Kandidaten, die am Sonntag zur Wahl stehen, könnten die Gemeindewahlen ein Sprungbrett für ihre weitere politische Karriere sein. Andere sind mittlerweile in der Nationalpolitik angekommen – und könnten am Sonntag einen herben Dämpfer für ihre nationalen Ambitionen erhalten.

Carole Hartmann am Scheideweg zwischen National- und Kommunalpolitik? Am liebsten wäre der DP-Politikerin, auch nach den Wahlen Vollzeit Politik machen zu können.
Carole Hartmann am Scheideweg zwischen National- und Kommunalpolitik? Am liebsten wäre der DP-Politikerin, auch nach den Wahlen Vollzeit Politik machen zu können. Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Carole Hartmann ist DP-Gemeinderätin in Echternach, sitzt als Abgeordnete in der Chamber und ist seit knapp einem Jahr auch Generalsekretärin der Demokratischen Partei. Trotz ihrer politischen Karriere innerhalb der DP-Reihen empfindet die DP-Abgeordnete keinen besonderen Druck für die anstehenden Wahlen. „Ich mache den Druck weniger an meinen Posten fest als an dem Umstand, dass ich viel gearbeitet habe, um Verantwortung zu übernehmen“, sagt die DP-Politikerin.

Zwar ermögliche das Abgeordneten-Amt ihr eine andere Perspektive und biete einige Vorteile für sie als Lokalpolitikerin – jedoch „muss ich vor allem lokalpolitisch ‚mäi Match maachen’ “, sagt Hartmann. Als logische Konsequenz für die bisherige Karriere von Carole Hartmann wäre möglicherweise ein Ministermandat in einer künftigen Regierung.

Ein gutes Ergebnis auf Gemeindeniveau könnte die Ambitionen der DP-Politikerin auch in Hinsicht auf die Nationalwahlen noch untermauern. Oder eben das Gegenteil bewirken und eine weitere Karriere auf nationaler Ebene ins Stocken bringen. „Ich bin bei den vergangenen Wahlen als Drittgewählte DP-Politikerin im Osten in die Chamber nachgerückt“, weiß Hartmann aber auch. Demnach würden ihre Prioritäten auch nicht auf einem Ministermandat, sondern in der Lokalpolitik liegen. „Das Abgeordnetenmandat und eine mögliche Verantwortungsposition in der Gemeinde würden es mir ermöglichen, mich voll auf die Politik zu konzentrieren“, sagt Hartmann, die derzeit noch nebenher als Anwältin arbeitet.

Priorität haben die Gemeindewahlen – und danach schauen wir, was möglich ist

Carole Hartmann, DP-Generalsekretärin

Ein Ministermandat würde sie aber trotzdem nicht kategorisch ablehnen. „Wenn mir die Möglichkeit geboten wird, wäre das natürlich eine andere Sache. Von politischen Beobachtern wird die DP-Abgeordnete als das DP-Gegenstück zur LSAP-Spitzenkandidatin Paulette Lenert bei den kommenden Landeswahlen im Osten gesehen. „Es ehrt mich natürlich, in der Diskussion aufgeführt zu werden“, sagt Hartmann auf den Vergleich angesprochen. Das aber spiele alles nach den Gemeindewahlen. „Priorität haben die Gemeindewahlen – und danach schauen wir, was möglich ist.“


Sieht die Kommunalwahlen durchaus als Stimmungstest für die Nationalwahlen: CSJ-Präsident Alex Donnersbach
Sieht die Kommunalwahlen durchaus als Stimmungstest für die Nationalwahlen: CSJ-Präsident Alex Donnersbach Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Durch die landesweite Politik ist Alex Donnersbach gekommen. Als Präsident der CSJ war der CSV-Nachwuchspolitiker zuerst ins politische Rampenlicht gelangt. „Zuerst hat mich die nationale Politik mehr interessiert“, sagt der 31-jährige Jurist. „Doch dann stellte ich fest, wie spannend Lokalpolitik überhaupt ist. Man kann einzelne Projekte schneller umsetzen und sieht schon nach kurzer Zeit bereits Ergebnisse.“ Wenn die große Politik häufig als das Bohren dicker Bretter bezeichnet werden kann, dann ist die lokale Ebene der direkte Ausdruck politischer Praxis. Donnersbach kommt auf die Projekte in seiner Gemeinde Walferdingen zu sprechen, wo er im Gemeinderat sitzt und die CSV nach einer langen Ära von liberalen Bürgermeistern mit François Sauber in einer Koalition mit den Grünen das Gemeindeoberhaupt stellt. Verteidigen die Christsozialen ihre beim letzten Anlauf gewonnene Macht, dann dürfte für Donnersbach womöglich auch eine führende Rolle drin sein. Ob dies vielversprechend für die landesweite Karriere ist, hängt aber vom Abschneiden im Oktober ab.

Die Projekte in Walferdingen sind nach Donnersbachs Worten vor allem in den Bereichen Bauten- und Wohnungsbaupolitik – „nach einer jahrelangen Politik des Laissez-faire“ sei es zu einer Neuausrichtung gekommen – sowie in puncto politischer Partizipation zu finden. Die These, dass die Kommunalwahlen im Schatten der „großen“ Chamberwahlen stehen, will der christsoziale Politiker nicht gelten lassen. Zwar könne man sie durchaus als Stimmungstest für Oktober verstehen, aber beim Urnengang am Sonntag stünden größtenteils lokale Themen im Vordergrund. Daraus lasse sich dann nicht automatisch auf das Ergebnis auf nationaler Ebene schließen.

Habe festgestellt, wie spannend Lokalpolitik ist

Alex Donnersbach, CSJ-Präsident

Auch wenn die Kandidaten für die Parlamentswahlen noch nicht feststehen, ist davon auszugehen, dass Donnersbach als Mitglied des CSV-Nationalkomitees auch im Oktober antritt. Kommunale und nationale Politik lassen sich für ihn gut miteinander vereinbaren. Die eine tritt nicht hinter die andere zurück, beide ergänzen einander hingegen vielmehr. Wenn er dann wie vor ihm die früheren CSJ-Vorsitzenden wie Serge Wilmes und Elisabeth Margue am Krautmarkt aktiv sein wird, ob direkt gewählt oder als Nachrücker, kann er diese Erfahrung umsetzen. Doch vorerst gelten seine Prioritäten der kommunalen Ebene.


Vom Out- zum Insider im Steinseler Gemeinderat: Jana Degrott
Vom Out- zum Insider im Steinseler Gemeinderat: Jana Degrott Foto: revue/Philippe Reuter

Obwohl Jana Degrott erst 27 Jahre alt ist, kann sie bereits auf eine Mandatszeit als Gemeinderätin in Steinsel zurückblicken – und auf eine noch längere Zeit als politische Aktivistin, Podcasterin und Influencerin. Die junge Liberale ist aus der neueren Generation von Politikern und Politikerinnen, die schon früh in dem Metier Erfahrungen gesammelt zu haben, ohne die typischen Wege, die sogenannte Ochsentour, durch Parteigremien gegangen zu sein. Auf der einen Seite sei es ihr wichtig, durch ihr europaweites Engagement eine internationale Community anzusprechen, erklärt Degrott. Andererseits könne sie gerade in der Lokalpolitik näher an den Menschen in ihrer Gemeinde sein – ganz nach dem Motto der Partei für die Kommunalwahlen: „No bei dir“. „Als ich in den Gemeinderat gewählt wurde und erstmals an den Sitzungen teilnahm, war es für mich noch ungewohnt“, erinnert sie sich. „Die erfahrenen Gemeinderäte sprachen anders, führten eine Art ‚Insidertalk’.“ Mittlerweile habe sie sich daran gewöhnt.

Für mich bietet sich die Möglichkeit, große Themen wie Klimapolitik auf der kommunalen Ebene anzusprechen

Jana Degrott, DP-Gemeinderätin in Steinsel

Ob die Kommunalpolitik ihr als Sprungbrett für die nationale Politik, als Kandidatin bei den Parlamentswahlen im Oktober, dient, weiß sie noch nicht. Erstere sei ihr mindestens genauso wichtig. „Für mich bietet sich vor allem die Möglichkeit, große Themen wie Klimapolitik auf der kommunalen Ebene anzusprechen. Dazu gehört etwa, den verschiedenen Unternehmen zu erklären, wie sie klimaschützend vorgehen können, oder den Bürgern zu zeigen, wie sie Energie sparen können“, sagt die Mitbegründerin der Initiative „We Belong“, die sich zum Ziel gesetzt hat, weibliche People of Color in ihren Eigenschaften als Führungskräfte zu unterstützen. Ihre „Mindmap“, so Degrott, laute: „Think global, act local.“ Diesen vermeintlichen Spagat zwischen globalem Denken und lokalem Handeln betont sie mehrmals. Alles sei miteinander verbunden, erklärt die Liberale. Die europäische Ebene einerseits und die lokale andererseits, das sind für Jana Degrott auch keine zwei verschiedene Welten, sondern sie gehören zusammen. Innerhalb der DP gilt die junge Frau nicht zufällig als Nachwuchshoffnung.


Meint, dass der Erhalt der absoluten Mehrheit in Düdelingen nicht an eine weitere nationale Karriere geknüpft ist: Dan Biancalana
Meint, dass der Erhalt der absoluten Mehrheit in Düdelingen nicht an eine weitere nationale Karriere geknüpft ist: Dan Biancalana Foto: Editpress/Tania Feller

Auch wenn er erst 45 ist, kann man den Düdelinger Bürgermeister Dan Biancalana längst nicht mehr als Nachwuchshoffnung bezeichnen. Seit gut einem Vierteljahrhundert ist er Mitglied der LSAP und seit 2005, als er mit 28 Jahren erstmals in den Gemeinderat gewählt wurde, gehört er dem Schöffenrat an, seit 2014 führt er, als Alex Bodry ins Bürgermeisteramt folgte, die Geschicke seiner Geburtsstadt. „Die Gemeindewahlen genießen natürlich auch jetzt Priorität“, sagt Biancalana, auch wenn er seit 2018 wie so viele seiner Politikerkollegen zweigleisig fährt: als Député-Maire. „Das eine Mandat reicht nicht zum Nachteil des anderen“, weiß der studierte Kriminologe. Nach den letzten Wahlen auf kommunaler Ebene im Jahr 2017 hat die LSAP eine absolute Mehrheit. Die zu verlieren, sieht er nicht als Risiko für seine Ambitionen auf nationaler Ebene.

Das eine Mandat reicht nicht zum Nachteil des anderen

Dan Biancalana, LSAP-Parteipräsident

Biancalana verweist auf die große „Dynamik“ in Düdelingen und nennt unter anderem die Modernisierung des Stadtkerns als die großen Leistungen der vergangenen Jahre. Selbst wenn die Alleinherrschaft seiner Partei im Rathaus nach dem Urnengang verloren gehen würde, wäre dies kein Rückschlag angesichts der weiter fortgeschrittenen Zersplitterung der Parteienlandschaft. „Man nimmt, wie es kommt“, so der immer noch jung wirkende Politiker. Obwohl er aus der Lokalpolitik kommt und schon in seiner Jugend beim Düdelinger Parteinachwuchs aktiv war, habe er sich schon früh für die große Politik interessiert, gibt Biancalana zu. Seit einer Legislaturperiode ist er auch Abgeordnete und pendelt zwischen Chamber und Rathaus, eine Herausforderung etwa war für ihn die Aufgabe des Budgetberichterstatters. Ob er sich im Fall der Fälle auch für den Posten eines Ministers berufen füllte, mag er momentan nicht beantworten. Für ihn zählen zurzeit vor allem die Kommunalwahlen, obwohl diese bereits als Stimmungstest für die Chamberwahlen im Oktober gesehen werden können.


Will trotz Empfehlung von Transportminister François Bausch kein Ministermandat übernehmen: Meris Sehovic
Will trotz Empfehlung von Transportminister François Bausch kein Ministermandat übernehmen: Meris Sehovic Foto: Editpress/Julien Garroy

Definitiv nicht für eine Aufgabe in der Regierung steht der grüne Co-Vorsitzende Meris Sehovic zur Verfügung, tritt jedoch für „déi gréng“ im Wahlbezirk Süden bei den Chamberwahlen an. Die Entscheidung, nach Esch zu ziehen, sei nicht aus politischem Kalkül gefallen, um bei den Wahlen am Wochenende für den Escher Gemeinderat kandidieren. „Es war eine Entscheidung für die Stadt“, betont der 31-Jährige, der in Belgrad geboren wurde und mit seinen Eltern früh nach Luxemburg kam. Nach dem Abitur studierte er Politikwissenschaft und war bereits mit 22 Büroleiter und Pressesprecher von Claude Turmes, damals Europaabgeordneter. „Ich komme aus dem Europaparlament“, sagt Sehovic. Während Biancalana von der Lokalpolitik zur großen Politik fand, schlug er, wie Degrott, die andere Richtung ein – von Europa in die Kommune.

Dafür würde ich das Mandat auch bis zum Ende ausüben

Meris Sehovic, „déi gréng“-Parteipräsident

Mittlerweile habe für ihn „die Kommunalpolitik Priorität“, erklärt er. „Ich bin durch und durch Klimapolitiker. Ob wir diese Herausforderung schaffen, hängt ganz davon ab, ob wir und wie wir es in den urbanen Räumen umsetzen können.“ Nicht zufällig hätten „déi gréng“ den Slogan „Capitale de la Transition“ für Esch auf ihre Fahne geschrieben. „Es wäre für mich eine Riesenehre, im Schöffenrat die Entwicklung von Esch mitgestalten zu können“, sagt er. „Dafür würde ich das Mandat auch bis zum Ende ausüben.“ Auch wenn er noch nicht lange in Esch wohnt, kennt er die Minettestadt gut: „Die Stadt wird oft schlechter gemacht, als sie ist.“ Sie habe eben ein Riesenpotenzial.


Würde ein nationalpolitisches Engagement nicht definitiv ausschließen: Samuel Baum
Würde ein nationalpolitisches Engagement nicht definitiv ausschließen: Samuel Baum Foto: Editpress/Tania Feller

Samuel Baum von „déi Lénk“ hat sich in den vergangenen Jahren zu einem prominenten Kandidaten der Linken hervorgemausert. Spätestens seit dem Nationalkongress 2021 von „déi Lénk“, auf dem Baum das Rotationsprinzip infrage stellte, weiß jeder innerhalb der Linken-Bewegung, wer der junge Mann aus Esch ist. Jetzt aber wolle er sich vor allem für einen Politikwechsel in Esch einsetzen. „Wir wollen mit der One-Man-Show von der CSV brechen“, gibt Samuel Baum ein klares Ziel für die kommenden Wahlen aus.

Dass gerade er und Line Wies an der Spitze der Linken-Liste stehe, habe aber damit zu tun, dass die Linken zeigen wolle, dass man jungen Menschen eine Chance geben möchte. „Wir wollen das Gegenteil dessen verkörpern, was man sonst noch sieht: Dass immer die gleichen Personen auf ihren Posten festhalten.“ Streit um die Auswahl des Spitzenkandidaten habe es entgegen anderslautender Gerüchte nicht gegeben, stellt Samuel Baum klar. In der Escher Sektion soll es gekriselt haben, weil unter anderem der Linken-Abgeordnete Marc Baum sich als Spitzenkandidat der Linken gesehen habe. „Es hat Diskussionen, aber keinen Streit gegeben“, räumt Baum dann auch ein. Es sei jedoch nie „gegen die Person Marc Baum“ entschieden worden.

„Wenn ich ein Mandat im Gemeinderat bekomme, würde ich auf keinen Fall ein Chambermandat annehmen“

Samuel Baum, Politiker von „déi Lénk“

Ob er die Gemeindewahlen als Sprungbrett für die kommenden Nationalwahlen ansieht? „Wenn ich ein Mandat im Gemeinderat bekomme, würde ich auf keinen Fall ein Chambermandat annehmen“, sagt Samuel Baum. Definitiv ausschließen könne er ein nationalpolitisches Engagement aber nicht. „Genauere Gedanken habe ich mir aber noch keine gemacht.“ Seine Priorität will der Sozialarbeiter aber vor allem auf die Wohnungspolitik in Esch richten. „Ich habe drei Jahre lang im entsprechenden Gemeindedienst gearbeitet“, erklärt der Neu-Politiker seine politischen Prioritäten. Ob er diese dann auf kommunaler oder nationaler Ebene setzen wird, wird nicht zuletzt der Sonntag zeigen.

Ujheen
11. Juni 2023 - 8.08

Februar 2013 op de Wellen vun RTL…de Xavier Bettel am Interview….de Bettel bleift Buergemeeschter vun der Stadt Lëtzbuerg, de Bettel geet net an eng Regierung antriedeny « sou eppes doen ech mit net un » Sou, oder esou ähnlech huet de Xavier Bettel sech deemols geäussert….de Rescht vun der Geschicht kenne mer all… Vun dohir gleewen ech net alles wat déi méi oder manner jonk engagéiert Leit do vu sech ginn…