Mit der Goldmedaille um den Hals kommen Majlinda Kelmendi wieder die Tränen. Die Judoka atmet tief durch, dann lauscht sie glücklich lächelnd der Nationalhymne des Kosovo. Es ist das erste Mal, dass das kleine Land bei Olympia antritt, und Kelmendi hat für ihre Heimat bei den Sommerspielen in Rio die erste Goldmedaille gewonnen. „Ich wollte einfach nur weinen, es war so besonders“, sagte die 25-Jährige über den Moment der Siegerehrung, als IOC-Präsident Thomas Bach ihr die Olympia-Medaille überreichte.
Kosovo
Fläche: 10.887 km2
Einwohner: 1.797.000
Hauptstadt: Prishtina (Priština)
Amtssprache: Albanisch, Serbisch
BIP je Einwohner: 3.950 US-Dollar
Währung: Euro
Nationalfeiertag: 17.2. (Unabhängigkeitstag)
Landesstruktur: 38 Gemeinden
Politisches System: Verfassung von 2008, laizistische Republik; Parlament mit 120 Mitgliedern, davon 10 für die serbische Minderheit, 10 für andere ethnische Minderheiten reserviert; Wahl alle 4 Jahre; Wahl des Staatsoberhaupts durch Parlament alle 5 Jahre.
Anerkennung: seit dem 17. Februar 2008 durch 109 von 193 UN-Mitgliedstaaten.
(Quellen: Fischer Weltalmanach, Wikipedia)
Direkt nach ihrem Sieg durch Yuko im Finale gegen die Italienerin Odette Giuffrida hatte sich Kelmendi auf den Boden geworfen, die Hände vor das Gesicht geschlagen und hemmungslos schluchzend ihren Trainer umarmt. „Nach dem Finale konnte ich nicht mehr stehen, ich war so glücklich“, berichtete sie. „Manchmal kann man seine Gefühle nicht beschreiben, so viele Dinge haben mich zum Weinen gebracht.“
„Meine Flagge, meine Hymne“
Die Judoka tritt in der Klasse bis 52 Kilogramm an und war 2012 in London (wo die Luxemburgerin Marie Muller in dieser Kategorie 5. geworden war) noch unter albanischer Flagge gestartet. „Dieses Mal hatte ich meine Flagge, meine Hymne und das ist einer der ersten Gründe, warum ich so motiviert war und unbedingt gewinnen wollte“, sagte sie.
Erst seit acht Jahren ist das Kosovo unabhängig, Serbien hatte die Eigenständigkeit seiner Ex-Provinz jahrelang nicht anerkannt. Bis zur ersten Olympia-Teilnahme war es daher ein weiter Weg für den kleinen Balkanstaat. Noch am Sontag hatte die serbische Regierung ihren Athleten geraten, Kontakt mit Sportlern aus dem Kosovo zu vermeiden.
Kelmendis Sieg hat daher auch eine politische Dimension, doch darüber wollte die junge Frau im Moment des größten Triumphes ihrer Karriere nicht sprechen. „Ich wollte der Welt zeigen, dass Kosovo ein Land ist, in dem es nicht nur Krieg gibt“, sagte sie. „Die Leute in Kosovo sehen mich jetzt als eine Heldin. Ich möchte der jungen Generation sagen, dass sie alles schaffen können, was immer sie wollen, auch wenn man aus einem kleinen und armen Land wie Kosovo kommt.“
Stolz äußerte sich Ministerpräsident Isa Mustafa: „Was viele Länder in Jahrzehnten nicht geschafft haben, hat unser geliebtes Kosovo mit seiner glänzenden Heldin Majlinda Kelmendi bei den ersten Olympischen Spielen erreicht2, schrieb er auf Facebook. „Ich bin zuversichtlich, dass unsere Athleten auf der Jagd nach Medaillen in den kommenden Jahren unhaltbar sein werden“, fügte der Regierungschef des vorwiegend von Albanern bewohnten Staates hinzu. Auch Albaniens Ministerpräsident Edi Rama gratulierte: „Super Majlinda Kelmendi“, schrieb er auf Twitter.
Bereits Welt- und Europameisterin
Die Europameisterin und Weltmeisterin von 2013 und 2014 war schon bei der Eröffnungsfeier Fahnenträgerin ihres Landes gewesen und hatte die achtköpfige Delegation ins Maracanã-Stadion geführt. „Es fühlt sich an wie im Traum. Vielleicht werde ich nach ein oder zwei Wochen verstehen, was wirklich passiert ist“, sagte die zierliche Athletin.
Zahlreiche Kosovaren schwenkten während ihrer Kämpfe in Rio auf den Tribünen Fahnen und feuerten sie an. Im Moment des Erfolges dachte Kelmendi daher auch an ihre Heimat und die 1,8 Millionen Landsleute. „Wir haben den Krieg überlebt, aber es gibt immer noch Kinder, die nicht wissen, ob ihre Eltern noch leben, die nichts zu essen haben“, sagte sie. „Dieser Sieg bedeutet so viel für das gesamte Land.“
1st #Olympics with great achievement. #MajlindaKelmendi & #Kosovo got the 1st gold medal and many more will follow! pic.twitter.com/Z427zKEDvZ
— Isa Mustafa (@IsaMustafaKS) 7. August 2016
De Maart

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