AnalyseWenn Geld keine Tore mehr schießt

Analyse / Wenn Geld keine Tore mehr schießt
Clément Couturier muss derzeit mit der zweiten Hesperinger Mannschaft trainieren Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Flavio Beccas Modell ist einfach. Er hat das meiste Geld und kann die besten Spieler kaufen. Wie schon in der Vergangenheit einige Male der Fall, droht der Mäzen auch in diesem Jahr an den schlechten Management-Eigenschaften seiner Gefolgsleute zu scheitern.

Wenn die Leistungen auf dem Platz dem Budget entsprochen hätten, wäre Flavio Becca als Mäzen in jedem Jahr Meister geworden. Aber sowohl in Düdelingen als auch in Hesperingen scheiterte er einige Male an den erklärten Zielen. Das hatte nie Qualitätsgründe, sondern in den meisten Fällen war ein falsches Management die Ursache aller Übel. Becca kann sich nur selbst ein Bein stellen und in dieser Saison scheint er den Fuß sehr weit ausgestreckt zu haben. Wie schon 2003, 2004, 2010, 2013, 2015 (jeweils mit Düdelingen) und 2022 (mit Hesperingen) droht er auch in diesem Jahr nicht Titelträger zu werden.

Der Swift hat mittlerweile sieben Punkte Rückstand auf den FC Déifferdeng 03. An diesem Wochenende wuchs der Vorsprung des Leaders auf die Hesperinger um zwei Punkte. Schuld daran ist eine Situation, die sehr viel mit Macht-Ausübung und -Anspruch zu tun hat.

Am 4. Februar traten die Spieler in einen Streik. Das Testspiel gegen Mondorf fiel aus. Bereits eine Woche zuvor wollten die Hesperinger wegen ausstehender Gehaltszahlungen nicht antreten. Das Brisante an der Geschichte ist, dass Geld vorhanden war, nur der Wille fehlte, dieses zu überweisen. Becca war unzufrieden mit den Leistungen und wollte es den Spielern auf diese Art und Weise zeigen. Dies passierte nicht zum ersten Mal. In Düdelingen und in Hesperingen hörte man immer mal wieder von ausstehenden Gehaltszahlungen. Nur diesmal scheint Becca einen Schritt zu weit gegangen zu sein – obwohl die Gehälter vergangene Woche auf den Konten der Spieler eintrafen.

Vertrauen weg

Der Zwischenfall hat Risse in der Mannschaft hinterlassen. Zunächst wurden die beiden Kapitäne Clément Couturier und Dominik Stolz als Rädelsführer ausgemacht und in die zweite Mannschaft versetzt. Im Namen der Mannschaft hatten beide Führungsspieler die Verhandlungen mit Becca geführt. Hinzu kommt, dass bei der Abstimmung vier Spieler gegen einen Streik gestimmt hatten. Dies hat zu einem Vertrauensbruch innerhalb der Mannschaft geführt. Noch schlimmer ist das Verhältnis zwischen der Mannschaft und einigen sogenannten Becca-Leuten, die im sportlichen Stab der Hesperinger vertreten sind.

Dieses Problem zieht sich bereits seit Jahren durch die Mannschaften des luxemburgischen Geschäftsmanns. Immer wieder wurden sportliche Verantwortliche ernannt, die schlussendlich eher für Chaos als für Konstanz standen. Becca, der als Immobilien-Investor ein Imperium aufbaute und in diesem Bereich mehr als einmal den richtigen Riecher hatte, scheiterte in der Fußballwelt immer mal wieder an den schlechten Management-Kompetenzen der von ihm eingesetzten Leute. Und das, obwohl er seit über 25 Jahren seinen Vereinen das dickste Budget der BGL Ligue garantiert.

Dass es auch anders geht, bewiesen die Jahre unter Michel Leflochmoan und Dino Toppmöller. Der heutige Trainer von Eintracht Frankfurt bekam Ruhe in den Verein und genoss das nötige Vertrauen, um den F91 kontinuierlich und nach seinem Geschmack aufbauen zu können. Das Resultat lässt sich mehr als sehen. In seinen drei Saisons holte der Deutsche drei Meistertitel, gewann zweimal den Pokal und qualifizierte sich für die Gruppenphase der Europa League. Es war schlicht und einfach die erfolgreichste Zeit des F91 Düdelingen. Obwohl Toppmöller immer mal wieder Spieler „zugeschustert“ bekam, die er eigentlich nicht wollte, blieb er Herr der Lage und konnte in Ruhe arbeiten. Zu dieser Zeit gab es beim F91 keinen offiziellen Sportdirektor.

Spieler wie Dominik Stolz und Clément Couturier wurden in dieser Phase geholt und bewährten sich als absolute Top-Spieler in der BGL Ligue. An diesem Status hat sich bis heute nichts geändert. Hesperingen verzichtet nun freiwillig auf dieses Leadergespann, unterschätzt dabei ihre Wichtigkeit für die Mannschaft und setzt damit die Titelverteidigung aufs Spiel.

Becca hat vieles richtig gemacht, denn er hat Titel nur so gesammelt und eine Mannschaft mit seinem Invest in die Gruppenphase der Europa League geführt. Um in Hesperingen eine neue Dynastie aufbauen zu können und die gleichen Erfolge noch einmal feiern zu können, müssen tiefe Einschnitte in die sportliche Struktur gemacht werden.

Fola in Not?

Neben Hesperingen gab es auch bei der Fola zum Start der Rückrunde keine Gehälter. Zu einem Swift-Szenario soll es aber laut dem Escher Präsidenten Josy Dilk nicht kommen. „Wir wollten vermeiden, dass Panik ausbricht und haben die Spieler deshalb rechtzeitig darüber informiert, dass die Gehälter in diesem Monat mit einigen Tagen Verspätung überwiesen werden. Wir warten noch auf eine Einnahme, die sich etwas verspätet hat, um unsere Schulden zu begleichen. Es ist aber auf keinen Fall so, dass wir für den Rest der Saison nicht liquide sind.“ (del)