Vom Keller auf den Mont-BlancWarum die Relegation nicht in Alunnis Zeitplan passt

Vom Keller auf den Mont-Blanc / Warum die Relegation nicht in Alunnis Zeitplan passt
Aufhören, wenn es am schönsten ist: Alessandro Alunni will zum zweiten Mal in Folge eine Relegation abwenden und in Fußballrente gehen  Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Viereinhalb Monate unerwarteter Rettungsdienste neigen sich dem Ende zu. Alessandro Alunni ist dem FC Monnerich bei der Mission Klassenerhalt im Winter zur Hilfe geeilt und will die Fußballschuhe am Sonntagabend ein weiteres Mal (vorläufig) an den Nagel hängen. Ob es klappt – und er den Fokus danach einzig und allein auf Gletscher, Alpen und Trailschuhe legen kann –, entscheidet sich im Kellerduell gegen Käerjeng.

Der Zeitplan sieht im Idealfall keine zusätzliche Fußballwoche vor. Alessandro Alunni will nämlich noch eine Woche Pause einlegen, bevor er zum letzten Teil seiner Vorbereitung auf den Halbmarathon-Trail in Chamonix Ende Juni übergeht. Ein Ziel, das er sich lange vor dem unerwarteten Comeback beim FCM zurechtgelegt hatte. „Bislang habe ich neben dem Fußball keine zusätzlichen Läufe gemacht, dafür waren die Wochen zu intensiv und ich ohnehin läuferisch viel eingebunden“, erzählte der 32-Jährige am Freitag. 

Den Reiz für die Ausdauersportart durch Wälder und Berge hat er während seiner sechsmonatigen Fußballpause entdeckt. „Ich wollte letzten Sommer aus privaten Gründen aufhören. Meine Familie und die Tatsache, dass ich mich selbstständig gemacht habe, waren wohl der größte Anstoß für meine Entscheidung.“ Damals verließ er den Verein guten Gewissens – denn Monnerich hatte das Relegationsspiel abwenden können. „Es war ein komisches Gefühl, nach 16 Jahren erstmals nicht an einer Vorbereitung teilzunehmen und mit der Familie einen Urlaub zu machen. Es hat gutgetan“, berichtete Alunni. 

„Würde alles auf uns setzen“

Den Wunsch, sich den Reserven des Vereins anzuschließen, hatte der Sportler nie. „Marc Depienne, der aktuelle Co-Trainer der ersten Mannschaft, hatte mich gefragt, aber ich habe abgelehnt. Nicht, weil ich mich für zu gut dafür halte. Aber ich hatte mir immer geschworen, nie tiefer als die Ehrenpromotion zu gehen. Das ist eine Einstellungssache. Bei den Reserven spielen Jungs wegen Freundschaften und Spaß. Das ist nicht dieser Wettbewerbsgedanke, den ich kannte. Das hätte mich wohl mehr aufgeregt und hätte mehr Schlechtes als Gutes für das Team bewirkt“, fügte er mit einem Lachen hinzu.

Und wieder einmal kommt es auf das letzte Spiel an. Es ist für mich ein Déjà-vu.

Als Zuschauer erlebte er dann fast eine Wiederholung des Vorjahrs: Nach einem vielversprechenden Auftakt rutschte der FCM immer tiefer in die Abstiegszone. „Sportdirektor Erick Breckler war seit Oktober hinter mir her und wollte mich überzeugen. Zwei Wochen vor Weihnachten hat er noch einmal intensiver nachgefragt …“ Das Ende ist bekannt. Nur einen Spieltag verpasste Alunni in der Rückrunde. „Es hat sich aber zunächst komisch und fremd angefühlt. Es gab viele personelle Wechsel gegenüber dem Vorjahr. Ich wurde gut aufgenommen und die Stimmung war trotz der Situation immer positiv. Es wurde nie gestänkert. Das ist eine wichtige Stärke.“ Zudem findet Alunni den aktuellen Kader qualitativ besser besetzt als den der Vorgänger: „Fußballerisch haben die Jungs mehr drauf. In der Rückrunde waren wir immer nah dran, zu punkten, aber durch individuelle Fehler ließen wir Zähler liegen. Und wieder einmal kommt es auf das letzte Spiel an. Es ist für mich ein Déjà-vu.“

Seine Erfahrung wird keinen Einfluss auf die mentale Einstellung haben, sagte der Mittelfeldspieler: „Ich gehe jedes Spiel gleich an. Klar, vielleicht ist diesmal aufgrund der Wichtigkeit des Duells etwas mehr Nervosität zu spüren. Aber ich mache daraus keinen Unterschied und will den Mitspielern zeigen, dass wir uns bewusst werden müssen, dass ein Sieg Pflicht ist.“ Der Versicherungsexperte fand klare Worte für den Einsatz: „Ich würde alles darauf setzen, dass wir das schaffen. Das würden die Käerjenger allerdings auch tun. Die Relegation ist ein Joker, um die Fehler einer Saison zu korrigieren. Wenn unsere Leistung am Sonntag passt, brauchen wir keine Angst zu haben.“ Doch ausgerechnet die Motivation macht auch die UNK so gefährlich: „Sie müssen gewinnen, um an uns vorbeizuziehen, wogegen bei uns ein Punkt reichen würde. Sie haben eingespieltes, junges Team mit Schnelligkeit – aber die bessere Ausgangsposition haben wir.“

Komplett ignorieren könne man die Option einer Relegation nicht, aber „wir stellen uns die Frage nicht, ob wir nicht noch eine Woche dranhängen müssen. Wir sind reif für die Pause.“ Angefangen mit Alunni: „Wenn es nach mir geht, ist das Thema Fußball am Sonntagabend beendet. Der Verein hat dieses Thema in den vergangenen Monaten angesprochen. Ich möchte aufhören – aber das habe ich schon vor einem Jahr gesagt …“ Er fügte hinzu: „Ich bin zu 99 Prozent in der nächsten Saison nicht mehr dabei. Man soll nie nie sagen. Aber mit dem Trail gibt es andere Sachen, die gegen den Fußball sprechen.“ Nach Chamonix folgt das Highlight in Interlaken: der Jungfrau-Marathon durch die Alpen, mächtig viele Höhenmeter inklusive. Die Hälfte der Distanz hat er bei seinem ersten Lauf durch belgische Wälder und 1.200 Höhenmeter in 3.15 Stunden zurückgelegt. Die beiden nächsten Läufe haben deutlich höhere Schwierigkeitsgrade. Ein „Barrage“-Termin käme ungelegen. „Könnte ich am Sonntag noch eine Woche Pause einlegen, käme mir das sehr entgegen …“