Die Nachricht verbreitete sich am Freitagmorgen rasant: Anna Breisch verzichtete nach Absprache mit dem Trainerteam auf die „Repêchage“-Runde. Nach einem Freilos hatte sich die 15-Jährige mit 0,20 Wertungspunkten mehr als Cosmina Dumitrascu (ROM) durchgesetzt. Dort schied sie gegen eine Französin aus, die bis ins Finale weiterkam. Drei weitere Siege wären zu diesem Zeitpunkt für Breisch in der Trostrunde nötig gewesen, um Bronze zu gewinnen. Stattdessen gab es nach dem Platz fünf vom Vorjahr am Ende einen neunten Rang für die Cadet-Vertreterin.
Der Grund: Die Lintgenerin war bereits mit Verletzungssorgen an den Start gegangen. Am Mittwoch prellte sie sich beim Training in Polen den Fuß: „Bei den Mannschaftswettkämpfen muss man in den Finalrunden einen ‚Bunkai‘ vortragen. Es ist ein Kampf, mit Kontakten und Schlägen. Leider bin ich mit dem Fuß gegen den Ellenbogen einer Trainingspartnerin geknallt. Es hat sich direkt eine dicke Schwellung gebildet und wir wussten, dass etwas nicht in Ordnung wäre.“ Die anschließenden Stunden waren für die 15-Jährige nur schwer zu verdauen: „Ich hatte riesige Angst: Nachdem mich eine Ambulanz ins Krankenhaus gebracht hatte, sagte man mir dort nach dem Röntgen, dass ich den Fuß eine Woche lang hochlegen müsste.“ Doch ans frühzeitige Aufgeben dachte die FLK-Athletin nicht: „Ich habe viel mit unserem Physiotherapeuten gearbeitet, um wieder auftreten zu können. Das ist mir dann auch in den ersten 24 Stunden wieder gelungen.“
Kein Risiko
Dass sie am Freitag nicht volles Risiko gehen konnte, hatte allerdings einen anderen Grund: Am Samstag peilt sie mit den Kolleginnen der Kata-Frauenmannschaft die allererste Medaille an. „Natürlich macht man sich Gedanken, ob es eine gute Idee ist, den Fuß im Einzel zu belasten und dadurch möglicherweise die Leistung des nächsten Tages zu beeinträchtigen. Die Mannschaft ist wichtig und kann ohne eine dritte Person nicht antreten. Ich wusste also am Freitag, wann der Zeitpunkt gekommen war, um aufzuhören.“
Dieser neunte Platz bei der EM war nicht unbedingt das, was sich Breisch unter der zweiten Teilnahme an den Kontinentalmeisterschaften vorgestellt hatte. „Aufgrund des Verlaufs der Woche bin ich zufrieden. Ich habe getan, was ich konnte, ohne die Mannschaft in Gefahr zu bringen.“ Die jungen Mädchen wollen nach zwei fünften Plätzen – und demnach zwei Niederlagen im Bronze-Kampf – bei der EM und WM endlich ein Edelmetall gewinnen. Zu den größten Konkurrentinnen zählen Italien, Frankreich, Spanien und die Türkei. Auftaktgegner am Samstag ist Griechenland. Danach würde Italien warten. Und dann gibt es für Breisch keinen Grund mehr, über Schmerzen nachzudenken.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können