Von wegen steife Briten

Von wegen steife Briten

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das Gerücht von den steifen Briten ist spätestens seit den Olympischen Spielen 2012 Geschichte.

Das zeigte sich bereits bei der Eröffnungsfeier, als die Queen an der Seite von James Bond unter die Schauspieler ging und Mr. Bean mit einem Furzgeräusch v.a.
ausländische Kommentatoren „schockte“. Keineswegs aber die Gastgeber der Londoner Spiele. Britischer Humor eben. Und britische Begeisterungsfähigkeit gibt es auch.

Natürlich ausgeprägter, wenn ein Landsmann oder eine Landsfrau im Einsatz ist, aber das ist in allen Stadien dieser Welt so. Aber auch ausländische Sportler werden mit regelrechten Jubelstürmen bedacht.

Bei der Morgen-Session am Donnerstag im Leichtathletik-Stadion war das Geschehen auf der Bahn recht überschaubar. Das Stadion war aber proppenvoll, und dies gereichte den anwesenden Athleten zum Vorteil: Jeder wurde angefeuert, fast als ob er Brite wäre. Als dann tatsächlich Briten in Aktion traten, die 4×400-m-Staffel der Männer im Vorlauf, glaubte man sich bei einem Finale – und die Staffelläufer hießen Hoy, Wiggins, Murray und Farah.

Bebendes Gewässer

Auch kurze Zeit später und nur wenige Meter weiter tobte die Menge: Dabei ging es in der Wasserball-Halle eigentlich nur um eine goldene Ananas, im Spiel um die Plätze sieben und acht des Damenturniers zwischen Italien und den Gastgeberinnen. Die waren bis dahin noch sieglos. U.a. gab es in der Vorrunde ein deftiges 3:16 gegen Australien sowie bereits eine 5:10-Pleite gegen den gestrigen Gegner.

Trotzdem war das Publikum zur Stelle, stand wie ein Mann hinter seinen sechs Frauen in dieser intensiven Sportart. Die 1:0-Führung wurde frenetisch bejubelt, ebenso das 2:1 und das 3:1. Danach ging’s bergab, ohne dass das Publikum aber unwesentlich leiser wurde. Nur wurde vielleicht weniger oft lauthals angefeuert. Mit 5:9 ging’s ins letzte Viertel, das Match schien verloren. Dann das 6:9, die Kulisse war sofort wieder da, peitschte das Team zum 7:9. Der nächste Konter saß allerdings, 10:7 für Italien, das dann mit 11:7 den Sack zumachte. Großbritannien beendete das Turnier demnach mit sechs Niederlagen in sechs Spielen und wurde, nachdem es aus dem Becken geklettert war, trotzdem gefeiert wie Sieger und gebührend verabschiedet.

Nein, steif zeigen sich die Briten hier nicht. Und für ihren Sportsgeist sind sie eh bekannt.