COSLViel Bewegung: 50 Sportler und drei Mannschaften im Elitekader

COSL / Viel Bewegung: 50 Sportler und drei Mannschaften im Elitekader
Bei Raymond Conzemius und dem COSL ist der Blick bereits Richtung Paris 2024 gerichtet Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Corona-Pandemie hatte in den letzten beiden Jahren erheblichen Einfluss auf den nationalen Elitesport. Nachdem das luxemburgische Olympische Komitee im vergangenen Jahr aufgrund der sehr speziellen Situation auf eine traditionelle Kaderrevision verzichtete, kehrt für 2022 nun viel Bewegung ein. Mit 50 Sportlern im Elitekader kratzt das COSL am Rekord von 2020 – damals waren es 51.

Die Wachablösung: Erstmals wurde die Kaderrevision vom baldigen Technischen Direktor des nationalen Olympischen Komitees, Raymond Conzemius, übernommen. Sein Vorgänger Heinz Thews machte sich derweil bereits auf den Weg zu seiner letzten großen Mission für das COSL, den Winterspielen in Peking. Neben Conzemius gab es am Freitag eine weitere Premiere. Der neue Sportminister Georges Engel hielt seine erste Rede in dieser Funktion und war gleichzeitig der erste Sportminister, der überhaupt der Kaderrevision beiwohnte.

Die Neuen: Drei Neulinge haben 2022 den Sprung in den Elitekader geschafft. François Grailet ist die erfreuliche Überraschung in der luxemburgischen Leichtathletik. Bereits im Sommer knackte der gebürtige Belgier, der im Besitz der doppelten Staatsbürgerschaft ist, den Landesrekord über 110 Meter Hürden. Auch in der noch jungen Hallensaison knüpft der Athlet des CSL bisher nahtlos an diese Leistungen an und konnte in den vergangenen Wochen gleich zweimal eine neue nationale Bestmarke über 60 Meter Hürden aufstellen. Nur noch drei Hundertstel fehlen Grailet, der sich erst vor kurzem vom Weitsprung verabschiedete und sich nun ganz auf die Hürdendisziplin konzentriert, zur Qualifikation für die Hallen-WM in Belgrad. „Das ist eine sehr interessante Neuaufnahme“, meint Raymond Conzemius, der gespannt auf die weitere Entwicklung des Hürdenläufers ist.

Direkt in den Elitekader wurde auch Bogenschütze Arnaud Hocevar aufgenommen. Der Compound-Spezialist, der bereits 35 Jahre alt ist, konzentriert sich in den letzten Jahren verstärkt auf seine Sportart. Mit dem Trapschützen Yves Thiltgen hat es ein weiterer „Oldie“ direkt in den Elitekader geschafft. „Er ist inzwischen nah an Lyndon Sosa dran“, erklärt Conzemius die Entscheidung für den 41-Jährigen.

Die Aufsteiger: Vier Sportler des Promotionskaders konnten die Normen erfüllen und haben den Sprung in den Elitekader geschafft. In ihrem sechsten und somit letztmöglichen Jahr im Promotionskader empfahl sich Sprinterin Patrizia van der Weken, nicht zuletzt durch ihre rezenten Bestleistungen in der laufenden Hallensaison, für den Aufstieg in den Elitekader. Ausschlaggebend war jedoch ihr Rekord im Sommer über 100 Meter, der aktuell bei 11,50 Sekunden und somit genau der COSL-Norm liegt. „Wenn sie es schafft, einige kleine Details zu verbessern, dann kann ihre Reise noch sehr weit gehen“, ist sich Conzemius sicher.

Mit Céleste Mordenti ist das Kunstturnen erstmals seit dem Karriereende von Sascha Palgen wieder im Elitekader vertreten. Der ehrgeizigen Turnerin, die in diesem Jahr ihr Abitur absolviert und danach im Ausland Studien und Sport kombinieren möchte, traut man beim COSL sogar eine Qualifikation für Paris 2024 zu. Für Conzemius ist dies auch die Belohnung für die konsequente Jugendarbeit, auf die man sich bei der FLGym, nach vielen schwierigeren Jahren, konzentriert hat. Mit Ralph Daleiden-Cuiferri und Rémi Fabiani, der den Schritt ans College in die USA gewagt hat, wird der Elitekader um zwei weitere sehr talentierte Schwimmer erweitert.

Leichtathletik im Aufwärtstrend

Die Rücktritte: Ein Olympiajahr ist traditionell auch ein Jahr der sportlichen Karriereenden. Allen voran dem des vierfachen Olympioniken, Schwimmer Raphaël Stacchiotti. Auch Fechterin Lis Fautsch, Radsportler Jempy Drucker und Tischtennisspielerin Danielle Konsbruck, die aufgrund einer Verletzung keinen Sport mehr auf Eliteniveau betreiben kann, beendeten ihre aktive Laufbahn. Von Leichtathlet Ben Sathre gab es derweil in letzter Zeit keine Resultate mehr, während Dressurreiter Sascha Schultz aufgrund einer Verletzung seines Pferdes in der Weltrangliste abstürzte, ohne Aussicht auf schnelle Besserung. Alles sechs Sportler sind somit nicht mehr Teil des Elitekaders.

Im Promotionskader dürfte besonders der Rücktritt der derzeitigen Karate-U21-Europameisterin Kimberly Nelting schmerzen, die sich auf andere Projekte konzentrieren möchte. Mit den Leichtathleten Lena Kieffer und Lex Damit, dem Schwimmer Stephan Vanderschrick, Dressurreiterin Emma-Lou Becca, den Bogenschützen Timo Bega und Joé Klein sowie den Sportschützen Michel Katzenmeier und Fabio Loureiro scheiden acht weitere Sportler aus dem Promotionskader aus.

Der Aufwärtstrend: Sieben Athleten im Elite-, sechs im Promotionskader: Beim Leichtathletikverband kann man nicht nur aufgrund des Olympia-Finales von Charel Grethen über 1.500 Meter optimistisch in die Zukunft blicken. „Einige Zeit konnte man etwas Angst um die Leichtathletik haben, doch in den letzten Jahren gab es eine schöne Entwicklung“, meint Raymond Conzemius. Neben den bestens bekannten Namen wie Bob Bertemes, Charline Mathias oder eben Grethen wecken auch zwei Nachwuchstalente große Hoffnung. Der 17-jährige Vivien Henz, dessen Paradedisziplin ebenfalls die 1.500 Meter sind, läuft aktuell etwa bereits schnellere Zeiten als Grethen in diesem Alter. Ruben Querinjean sicherte sich bei der Cross-EM Ende letzten Jahres Bronze bei der U23 und könnte sich in Zukunft auf die 3.000 Meter Hindernis konzentrieren. Beide sind neu im Promotionskader.

Das Aushängeschild: Mit 15 Sportlern in beiden Kadern – sechs im Elite- und neun im Promotionskader – bleibt der Radsport die quantitativ stärkste Disziplin, auch wenn die Leichtathletik und das Schwimmen mit sieben Sportlern bei der Elite in diesem Jahr vorbeigezogen sind. 

Neue Disziplinen: Kutschenreiten und Skeet, zwei Disziplinen, die den Sprung in den Promotionskader geschafft haben. Marie Schiltz betreibt die in Luxemburg ziemlich unbekannte Reitsportart und belegt in der Weltrangliste den dritten Platz, im Europa-Ranking sogar Position zwei. Der ebenfalls 21-jährige Andy Thein führt derweil die Trap-ähnliche Schießsportart aus. 

Talente für die Zukunft

Die Newcomer: Neben den Leichtathleten Henz und Querinjean sowie den Sportlern der neuen Disziplinen, Schiltz und Thein, haben sieben weitere Athleten die Aufnahme in den Promotionskader geschafft. Unter ihnen wenig überraschend die U18-Vize-Europameisterin im Judo, Kenza Cossu, sowie Triathlon-Jugendeuropameisterin Mara Krombach. Einen Blick werfen sollte man auch auf Kunstturner Quentin Brandenburger, der bereits an der Elite-Norm kratzte und von dem sich in seinem letzten Juniorenjahr viel versprochen wird. Auch von den beiden Tischtennistalenten Enisa Sadikovic und Maël van Dessel erhofft man sich beim COSL in Zukunft gute Resultate. Des Weiteren stoßen noch die beiden Radsportler Tom Paquet und Cédric Pries hinzu.

Corona: Covid-19 hatte auch im vergangenen Jahr weiterhin starke Auswirkungen auf den nationalen Elitesport, sei es durch fehlende Wettkämpfe oder Infektionen, die einige Sportler stark zurückwarfen. So drückte das COSL auch das eine oder andere Auge zu, wenn die Kriterien für den Elitekader nicht ganz erfüllt wurden. „Wichtig ist auch das Projekt, das ein Sportler aufweisen kann“, erklärt Conzemius. Dies ist etwa der Fall bei Judoka Claudio Nunes dos Santos. Als Kontaktsport waren die Kampfsportarten in den letzten beiden Jahren vergleichsweise stark von der Pandemie betroffen. Auch wenn die Ergebnisse bei Nunes dos Santos nicht stimmten, zeigte er den Verantwortlichen mit seiner Entscheidung für die Sportsektion der Armee eindeutig, dass er einen Plan für die Zukunft hat.

Paris 2024: Mit einem Jahr Verspätung wurde Tokio 2020 abgeschlossen und Paris 2024 wirft bereits seine Schatten voraus. Ein Ziel, das sich laut Conzemius rund 30 Sportler zum Ziel gesetzt haben und sich auch durchaus berechtigte Hoffnungen machen dürfen.


Elitekader (50 Sportler, 3 Mannschaften)

Leichtathletik (7): Bob Bertemes, François Grailet, Charel Grethen, Vera Hoffmann, Charline Mathias, Noémie Pleimling, Patrizia van der Weken
Schwimmen (7): Pit Brandenburger, Ralph Daleiden-Ciuferri, Rémi Fabiani, Julien Henx, Max Mannes, Julie Meynen, Monique Olivier
Radsport (6): Kevin Geniets, Bob Jungels, Alex Kirsch, Christine Majerus, Sören Nissen, Fabienne Schaus
Bogenschießen (5): Jeff Henckels, Arnaud Hocevar, Pit Klein, Gilles Seywert, Mariya Shkolna 
Tischtennis (4): Sarah de Nutte, Eric Glod, Luka Mladenovic, Ni Xia Lian
Reitsport (4): Charlotte Bettendorf, Victor Bettendorf, Fie Christine Skarsoe, Nicolas Wagner-Ehlinger
Triathlon (4): Oliver Gorges, Bob Haller, Gregor Payet, Stefan Zachäus
Motorsport (2): Grégoire Münster, Dylan Pereira
Sportschießen (2): Lyndon Sosa, Yves Thiltgen
Fechten (1): Flavio Giannotte
Judo (1): Claudio Nunes dos Santos
Karate (1): Jenny Warling
Kunstturnen (1): Céleste Mordenti
Langlauf (1): Kari Peters*
Shorttrack (1): Peter Murphy*
Skeleton (1): Jeff Bauer*
Ski alpin (1): Matthieu Osch*
Tennis (1): Mandy Minella

Mannschaften (3): Tennis-Nationalmannschaft Damen, Tischtennis-Nationalmannschaft Damen, Tischtennis-Nationalmannschaft Herren

* Die Wintersportarten werden im April 2022 evaluiert


Promotionskader (38 Sportler)

Radsport (9): Loïc Bettendorff, Claire Faber, Colin Heiderscheid, Arthur Kluckers, Tom Paquet, Cédric Pries, Michel Ries, Marie Schreiber*, Luc Wirtgen
Leichtathletik (6): Fanny Arendt, Bliss Cibango, Marie Damit, Vivien Henz, Philippe Hilger, Ruben Querinjean
Karate (3): Allison Berna, Laura Hoffmann, Jordan Neves
Schwimmen (3): João Carneiro, Lou Jominet, Lena Peters
Judo (2): Kenza Cossu, Anetta Mosr
Kunstturnen (2): Quentin Brandenburger, Lola Schleich
Taekwondo (2): Sekou Coulibaly, Louis Feiereisen
Tischtennis (2): Enisa Sadikovic, Maël van Dessel
Triathlon (2): Eva Daniëls, Mara Krombach
Badminton (1): Jérôme Pauquet
Fechten (1): Anna Zens
Golf (1): Charles Weis
Reitsport (1): Marie Schiltz
Rhythmische Sportgymnastik (1): Sophie Turpel
Sportschießen (1): Andy Thein
Tennis (1): Eléonora Molinaro

*Cyclocross wird im April 2022 evaluiert