Video Assistant RefereeVAR-Entwickler: „Wenig stolz auf Beitrag“

Video Assistant Referee / VAR-Entwickler: „Wenig stolz auf Beitrag“
Im Mittelpunkt der Diskussionen: undurchsichtige Entscheidungsfindungen und zu lange Wartezeiten bei vielen Reviews Foto: AFP/Ina Fassbender

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Paul Hawkins ist Mathematiker und einer der Köpfe hinter der Idee des VAR – doch selbst der Brite hat längst Zweifel, ob seine umstrittene „Erfindung“ für den Fußball von Vorteil ist. „Der VAR ist der Beitrag zum Sport, auf den ich am wenigsten stolz bin“, sagte Hawkins nun der Times.

Seine Vorstellung von Technologie im Sport sei, so der Wissenschaftler, „dass die Offiziellen nicht bemerkt werden. Das Ziel eines guten Schiedsrichters ist es, nicht aufzufallen und die Schiedsrichterei aus der Geschichte des Spiels herauszuhalten.“ Ein hehrer Ansatz, der in der Realität aber kaum funktioniert. Woche für Woche gibt es hitzige Diskussionen um den Einsatz des Video Assistant Referees. In Schweden und Norwegen etwa wird schon wieder über eine Abschaffung diskutiert. Auch nach Luxemburgs Spiel um das EM-Ticket im März in Georgien stand der VAR im Mittelpunkt vieler Diskussionen. Fans aus aller Welt klagen über undurchsichtige Entscheidungsfindungen und – durch lange Wartezeiten bei vielen Reviews – schwindende Emotionalität.

Ideen für Verbesserungen hat Hawkins allerdings parat: „Man könnte ein Challenge-System einführen, das keine Schwarz-Weiß-Entscheidungen wie Abseits beinhaltet.“ Dies sei sogar noch in den ersten Testphasen ausprobiert worden, durchgesetzt hat es sich im Fußball aber nicht.

Weiterentwicklung wünschenswert

Darüber hinaus plädiert Hawkins für „VAR-Spezialisten“, die anstelle der Schiedsrichter vor den Bildschirmen eingesetzt werden. „Selbst wenn man nur in der vierten Liga gepfiffen hat, kann man ein guter VAR sein“, meint Hawkins. Das liege am unterschiedlichen Anforderungsprofil der beiden Aufgaben.

Auch die von vielen Fans gewünschte Änderung, die Kommunikation der Unparteiischen sowie die Videobilder in den Stadien zu zeigen, ist für Hawkins eine wünschenswerte Weiterentwicklung, „damit die Fans nicht völlig im Dunkeln tappen“.

Hawkins hatte mit der Erfindung des „Hawk-Eye“, einem computergestützten System für Ballverfolgung, in mehr als einem Dutzend Sportarten, darunter neben Fußball auch Tennis, Cricket oder Rugby, für eine Zeitenwende gesorgt. Bei der Entwicklung des VAR würde der Mathematiker die Zeit dagegen gerne wieder zurückdrehen.