Topfavoriten Gilbert und Valverde

Topfavoriten Gilbert und Valverde

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Philippe Gilbert und Alejandro Valverde sind die großen Favoriten der Jubiläumsausgabe von Liège-Bastogne-Liège. Am Start sind mit Andy und Frank Schleck, Bob Jungels (alle Trek) und Ben Gastauer (Ag2r) auch vier Luxemburger Fahrer.

Liège-Bastogne-Liège wird am Sonntag zum 100. Mal ausgetragen. Andere Monumente des Radsports wie die Lombardei-Rundfahrt oder Mailand-San Remo haben diese magische Zahl bereits vorher erreicht, doch wurden sie nicht so oft unterbrochen wie das Rennen in den belgischen Ardennen. Liège-Bastogne-Liège fand erstmals 1894 statt, es gewann damals der Belgier Léon Houa.

Im offiziellen Palmarès der ältesten aller „Classiques“ (daher der Beiname „La Doyenne“) werden nur die Rennen aufgezählt, die den Berufsfahrern vorbehalten waren. Ein Kuriosum in dieser Liste: Hinter dem Jahrgang 1957 figurieren gleich zwei Namen, diejenigen der Belgier Germain Derijcke und Frans Schoubben. Warum eigentlich?

Nun, Derijcke gewann das Anfang Mai 1957 in Schnee und Regen ausgetragene Rennen mit Vorsprung vor Frans Schoubben. Allerdings war er über eine geschlossene Bahnschranke geklettert, was in Belgien, nicht aber in anderen Ländern verboten war. Schoubben, der als Zweiter ins Ziel kam, legte Protest ein. Zuerst wurde Derijcke deklassiert, dann aber rief man beide Fahrer als Sieger aus.

Hinaults Meisterstück

Liège-Bastogne-Liège fand oft unter widrigen Wetterverhältnissen statt. Wie Derijcke 1957 musste auch Bernard Hinault bei seinem zweiten Erfolg im Jahr 1980 (erster Sieg 1977) mit dem Schnee kämpfen. Der legendäre „Ritt“ des Franzosen bei minus 2 Grad durch die „Weißen Ardennen“ ist in den Geschichtsbüchern der „Doyenne“ als die heroischste Fahrt des vergangenen Jahrhunderts vermerkt.

Daran können selbst die fünf Erfolge des Rekordsiegers Eddy Merckx nichts ändern. Der „Kannibale“ und sein Leutnant Joseph Bruyère (2 Liège-Siege) dominierten die Szene in den Siebzigern nach Belieben, es waren die großen Jahre einer goldenen belgischen Radgeneration.

Liège-Bastogne-Liège aber ist auch ein Stück Italien. Silvano Contini, Moreno Argentin (vier Siege, davon drei hintereinander), Michele Bartoli, Paolo Bettini (beide je zwei Erfolge), Davide Rebellin und Danilo Di Luca ließen sich in den Koppen von ihren eingewanderten Landsleuten und am Ziel von der belgischen Bevölkerung feiern.

Ähnliches erfuhren Marcel Ernzer 1954 und Andy Schleck 2009, die auf die Fans aus Luxemburg zählen durften. Dank der Schleck-Brüder und Kim Kirchen brach vor einem Jahrzehnt in unserm Land eine Euphorie sondergleichen aus, ähnlich wie etwas später in Belgien durch das Ardennen-Triplé von Philippe Gilbert (Siege beim Amstel, der Flèche Wallonne und in Liège).

Der Wallone im BMC-Team gehört auch diesmal zu den heißesten Favoriten auf den Erfolg. Keiner kennt die Strecke so aus dem Effeff wie er, denn sie führt praktisch an seiner Haustür in Remouchamp vorbei. Philippe Gilbert ist demnach „dans son jardin“, wie man auf Französisch so schön sagt. Sein ärgster Widersacher dürfte Alejandro Valverde sein, den er allerdings vor der Zielgeraden loswerden muss. Ansonsten riskiert er, im Sprint vom Spanier geschlagen zu werden.

Der richtige Riecher

Neben den beiden Hauptanwärtern auf den Erfolg aber kommen eine ganze Reihe anderer Fahrer für den Platz ganz oben auf dem Podium infrage. Angefangen beim letztjährigen Gewinner Dan Martin über den Polen Michael Kwiatkowski bis hin zum … Engländer Chris Froome. Der Tour-de-France-Sieger von 2013 ist mit seinem Leutnant Richie Porte am Start.

Er könnte auf dem hügeligen Gelände eine Rolle spielen, obwohl die relativ kurzen, steilen Koppen der Ardennen nicht mit den lang gezogenen Anstiegen in den Pyrenäen oder den Alpen vergleichbar sind. Die Entscheidung beim 100. Liège-Bastogne-Liège wird kaum vor den letzten vier Schwierigkeiten fallen (Côte de la Redoute – km 218,5, Côte des Forges – km 231,5, Côte de la Roche aux Faucons – km 243,5, Côte de Saint-Nicolas – km 257,5). Die Luxemburger Fans hoffen natürlich, dass ihre vier Vertreter Frank Schleck, Andy Schleck, Bob Jungels und Ben Gastauer im Finale der letzten 50 km noch mit dabei sind.

Insbesondere Frank Schleck, der in guter physischer Verfassung scheint, könnte es in die Top Ten … und warum eigentlich nicht aufs Podium schaffen. Er selbst musste in der Vergangenheit mehrmals die Erfahrung machen, dass es am Ende nicht nur auf die Stärke, sondern auch auf das Renngefühl und den richtigen Riecher ankommt. Ohne diese Eigenschaften ist ein Platz auf dem Treppchen nicht zu holen …

Bonne chance …