„Tennis ist voller Lesben“

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(AFP)

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Martina Nawratilowa reicht es. Solche Äußerungen der ehemaligen Tennisgröße Margaret Court dürften nicht zu Ehren kommen. Die Tschechin fordert eine Umbenennung eines der wichtigsten Plätze der Australian Open. Doch Court hat einen mächtigen Verbündeten.

Die 18-fache Grand-Slam-Gewinnerin Martina Nawratilowa gibt nicht klein bei. Sie erwidert ihre Forderung nach einer Umbenennung eines der wichtigsten Courts der Australian Open. Die australische Namensgeberin der Margaret Court Arena sei „ein Rassist und eine homophobe Person“. Doch Court hat einen mächtigen Verbündeten.

Margaret Court, mittlerweile 74 Jahre alt, hat jüngst wieder einmal für Negativschlagzeilen gesorgt. Immer wenn es möglich sei, würde sie die Fluggesellschaft Qantas meiden, so Court. Der Grund: Qantas setzt sich öffentlich für gleichgeschlechtliche Ehen ein. Wenig später erzählte sie einem christlichen Radiosender in Australien, der Tenniszirkus sei „voller Lesben“.

Die Geschichte reicht weit zurück

In einem offenen Brief schreibt Nawratilowa der britischen BBC zufolge nun, ein solches Verhalten solle nicht auch noch „öffentlich zelebriert“ werden. „Mittlerweile sollte jedem klar sein, wer Court wirklich ist“, so Nawratilowa, „eine großartige Tennisspielerin – aber eben auch ein Rassist und Schwulen- und Lesbenhasser“.

Es gehe dabei eben nicht nur um eine persönliche Meinung, schreibt Nawratilowa. Court wolle verhindern, dass „Homosexuelle gleiche Rechte bekommen“.
Bereits im Jahr 1990 hatte sich Court über Nawratilowas Homosexualität beschwert. Die Tschechin sei „ein schlechtes Vorbild für die Jugend“.

Nawratilowa sagt zwar, sie habe Court mittlerweile vergeben. Als sie aber kürzlich von Courts Einstellungen zum Apartheidregime in Südafrika (Link) gehört habe, sei es ihr unmöglich gewesen, mit ihrer Meinung hinter dem Berg zu bleiben. 1970 sagte Court, kein anderer Staat habe „die Rassen-Situation besser organisiert als Südafrika, und ganz sicher haben sie es besser geregelt als die USA“.

Court selber hat insgesamt 24 Grand Slams gewonnen. Damit zählt sie zu den erfolgreichsten Tennisspielerinnen aller Zeiten. Nawratilowa aber argumentiert, dass bei der Benennung von Tenniscourts nicht nur sportliche Leistungen zählen dürfen. Es müsste auch darum gehen, „wer diese Personen sind, wie sie sich als menschliche Wesen benommen haben“.

Ginge es nach Nawratilowa würde der Platz in Evonne Goolagong umbenannt. Goolagong feierte ihre grössten Erfolge in den 1970er Jahren. Sie gewann insgesamt 14 Grand-Slam-Titel. Goolagong stamm von der Aborigines ab, den im heutigen Australien an den sozialen Rand gedrängten Ureinwohnern des Kontinents.

Courts mächtiger Alliierter

Dass es zur Umbenennung kommt und Nawritalowa so Recht bekommt, ist unwahrscheinlich. Australiens Premierminister Malcolm Turnbull sprach sich kürzlich klar gegenüber einem australischen Radiosender gegen eine Änderung aus, wie die New York Times schreibt.

Was Court in ihrem Privatleben von sich gebe, sei ihre Angelegenheit, so Turnbull. „Die Margaret Court Arena ehrt Margaret Court als Tennisspielerin“, findet Australiens konservativer Premier, nicht mehr, nicht weniger.

Nawratilowas offener Brief: