OlympiaSchwierige Gastgeber: Die 24. Winterspiele in Peking sind eröffnet

Olympia / Schwierige Gastgeber: Die 24. Winterspiele in Peking sind eröffnet
Das Team Lëtzebuerg mit den beiden Fahnenträgern Gwyneth ten Raa und Matthieu Osch sowie der restlichen Delegation: Missionschef Heinz Thews, „Attaché Olympique“ Cheng Xia, Physiotherapeut Geoffrey Osch sowie den Ski Alpin-Trainern Gilles Osch und Patrick Emptaz-Colomb Foto: AFP/Manan Vatsyayana

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Als erste Stadt richtet Peking nach Olympischen Sommerspielen auch Winterspiele aus. Das Spektakel ist nicht unbelastet. Corona und die Kritik an China wegen dessen Menschenrechtsverletzungen halten an. Das zeigt sich vor und bei der Eröffnung.

Begleitet von politischen Boykotten und Corona-Sorgen haben die 24. Olympischen Winterspiele in Peking begonnen. Unter dem Motto „One World, one Family“ (Eine Welt, eine Familie) versuchten die chinesischen Gastgeber, sich bei der Eröffnungsfeier mit einer bunten und technisch aufwendigen Show im Olympiastadion als modern, weltoffen und friedlich, aber auch selbstbewusst und unbeeindruckt von der Kritik an den Menschenrechtsverletzungen zu präsentieren. Mit der traditionellen Formel „Ich erkläre die XXIV. Olympischen Winterspiele von Peking für eröffnet“ gab Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Freitag um 21.51 Uhr Ortszeit das Startsignal für das erste Weltfest des Wintersports in China.

25 Minuten später steckten die Skilangläuferin Dinigeer Yilamujiang, die zu der von China verfolgten Minderheit der muslimischen Uiguren zählt, und der Nordische Kombinierer Zhao Jiawen gemeinsam die olympische Flamme in eine übergroße Schneeflocke. Nach den Sommerspielen 2008 ist Peking damit der erste Ort der Olympia-Geschichte, der nun auch Schauplatz für Winterspiele ist. Insgesamt werden bis zum 20. Februar in der Metropole und in den 200 Kilometer entfernten Bergen von Zhangjiakou und Yanqing knapp unter 2900 Sportlerinnen und Sportler aus 91 Nationen starten. In 109 Wettbewerben werden Medaillen vergeben.

Das als Vogelnest bezeichnete Olympiastadion war bei der Zeremonie bei minus 5 Grad wegen der Corona-Pandemie nur zur Hälfte gefüllt. Auf der Ehrentribüne fehlten zudem zahlreiche hochrangige Regierungsvertreter vor allem aus dem Westen. Länder wie die USA, Großbritannien, Kanada und Australien boykottieren die Winterspiele diplomatisch. Dagegen war der russische Präsident Wladimir Putin nach Peking gekommen und bei der Eröffnung dabei. Vor Olympia-Beginn hatte er mit Chinas Präsident Xi große Einigkeit in der Ukraine-Krise und bei den wachsenden Spannungen mit den USA demonstriert.

Keine klassische Wintersport-Nation

„In unserer brüchigen Welt, in der Spaltung, Konflikte und Misstrauen ständig zunehmen, zeigen wir der Welt: Ja, es ist möglich, erbitterter Gegner zu sein, zugleich aber friedlich und respektvoll zusammen zu leben“, sagte IOC-Chef Thomas Bach in seiner Rede an die Teilnehmer gerichtet. Auf Kritik am Gastgeber ging er nicht ein. Auch zuvor hatte Bach immer wieder die Neutralität des Internationalen Olympischen Komitees betont und damit klare Aussagen zur Verfolgung der Uiguren und Tibeter, der Unterdrückung der Demokratie-Bewegung in Hongkong und der Meinungsfreiheit durch China vermieden.

Das Showprogramm vor einem weltweiten TV-Publikum war reich an Hinweisen auf den Frühling, der mit dem auch Frühlingsfest genannten und noch laufenden Neujahrsfest zum Jahr des Tigers eingeläutet wird. Zudem zog sich das Motiv der Schneeflocke durch das Programm, mit der die Unterschiedlichkeit der Menschen symbolisiert werden soll, die dennoch ein gemeinsames globales Zuhause schaffen.

China setzt auch bei dem Spektakel auf Eis und Schnee seine Null-Covid-Politik konsequent um. Zuschauer aus dem Ausland sind nicht zugelassen. Sportler, Trainer, Funktionäre oder Medienvertreter leben abgeschottet in einer Blase und werden täglich getestet. Im Vorfeld waren auch Vorbehalte laut geworden, China könnte die Ergebnisse der Corona-Tests manipulieren und so möglicherweise unliebsame Konkurrenten ausschalten.

Allerdings ist China noch keine klassische Wintersport-Nation mit großen Erfolgen. Bei den Spielen in Pyeongchang hatten die Athleten des Riesenreichs mit neun Medaillen nur Platz 16 in der Nationenwertung belegt. Die Spiele sollen für China aber der Startschuss sein zum Aufstieg zu einer führenden Wintersport-Macht. Auch die Wintersport-Industrie hofft auf ein Geschäft: Laut Xi und Bach gibt es angeblich 300 Millionen Wintersportler in China. (dpa)

Ten Raa und Osch führen Luxemburg ins Pekinger Vogelnest

Zu den ersten Ländern, die beim Einzug der Nationen in das sogenannte Vogelnest von Peking einliefen, gehörte auch das Team Lëtzebuerg, das von seinen beiden Athleten, den alpinen Skifahrern Gwyneth ten Raa und Matthieu Osch, angeführt wurde. Für Osch sind es nach den Spielen vor vier Jahren im südkoreanischen Pyeongchang die zweiten olympischen Spiele, damals trug er als einziger luxemburgischer Teilnehmer auch bereits die Flagge. Erstmals ist hingegen die 16-jährige Gwyneth ten Raa bei Olympia dabei und feierte als Fahnenträgerin ihre große Premiere. Begleitet wurden die beiden Sportler vom Rest der kleinen Delegation: Missionschef Heinz Thews, „Attaché Olympique“ Cheng Xia, Physiotherapeut Geoffrey Osch sowie den Trainern Gilles Osch und Patrick Emptaz-Colomb. (J.Z.)