Donnerstag30. Oktober 2025

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Tour de LuxembourgRuanda, Proteste und Kalenderprobleme: Viel Gesprächsstoff vor dem Start der 85. Ausgabe

Tour de Luxembourg / Ruanda, Proteste und Kalenderprobleme: Viel Gesprächsstoff vor dem Start der 85. Ausgabe
Andy Schleck, Präsident der Tour de Luxembourg, freut sich auf die 85. Ausgabe der Rundfahrt, die am Mittwoch beginnt Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Von der WM in Ruanda über politische Proteste bis hin zu den Chancen der Lokalmatadore – bei der Präsentation der 85. Tour de Luxembourg (17.-21. September) mangelte es nicht an Themen. Präsident Andy Schleck stellte am Donnerstag die Rundfahrt vor und stellte sich den Fragen der Presse.

Das Starterfeld

Bei der Präsentation des Hauptfeldes der 85. Tour de Luxembourg zeigte sich Präsident Andy Schleck am Donnerstag noch zurückhaltend. „Es gibt Fahrer, von denen ich weiß, dass sie kommen, die aber noch nicht auf der Liste stehen“, erklärte er. „Dann es gibt Fahrer, die aktuell auf der Startliste stehen, am Ende aber nicht starten werden. Erst drei Tage vor Beginn – oder sogar noch später – werden wir genau wissen, wer dabei ist.“

Eine prominente Zusage konnte der 40-Jährige jedoch bereits verkünden: Ben Healy (EF Education–EasyPost). Der Ire gewann in diesem Jahr eine Tour-de-France-Etappe, trug zwei Tage lang das Gelbe Trikot und wurde am Ende als kämpferischster Fahrer der Rundfahrt ausgezeichnet. Momentan befindet sich Healy im Höhentrainingslager und will die Luxemburg-Rundfahrt als letzten Härtetest vor dem WM-Straßenrennen in Ruanda nutzen. In Luxemburg kennt er sich ohnehin aus: Vor zwei Jahren triumphierte er auf der Etappe mit Ziel in Vianden.

Neben Healy stehen weitere große Namen auf der provisorischen Startliste: der Olympiasieger von Tokio 2021, Richard Carapaz (EF Education-EasyPost), der Flandern-Rundfahrt-Sieger 2021, Kasper Asgreen (EF Education-EasyPost), sowie der Giro-d’Italia-Sieger 2020, Tao Geoghegan Hart (Lidl-Trek). Auch Nils Politt (UAE), treuer Helfer von Tadej Pogacar, und der Tour-de-Luxembourg-Gesamtsieger von 2023, Marc Hirschi (Tudor), stehen auf der provisorischen Startliste.

Der Parcours

Fünf Etappen haben die Organisatoren der Tour de Luxembourg um Präsident Andy Schleck erneut zusammengestellt. „Wir versuchen jedes Jahr, ein abwechslungsreiches Profil zu bieten, damit für jeden Fahrertyp etwas dabei ist“, erklärt Schleck. „Es gibt eine reine Sprintankunft, ein Zeitfahren und eine Bergetappe – auch wenn Luxemburg keine echten Berge hat. Wer in Vianden gewinnen will, muss dennoch ein Kletterer sein.“ Die 1. Etappe führt über 152,8 Kilometer vom Knuedler in Luxemburg-Stadt bis zum Ziel am „Fëschmaart“. Die 2. Etappe über 168,4 Kilometer von Remich nach Mamer dürfte hingegen mit großer Wahrscheinlichkeit im Massensprint entschieden werden. Die Königsetappe folgt am dritten Tag: Exakt wie vor zwei Jahren endet sie am Schloss von Vianden – ein echter Härtetest für die Kletterer. „Da werden wir alle etwas nervös sein“, sagt Andy Schleck. „Ein Ziel in Vianden ist nicht üblich, sondern eine echte Herausforderung. Aber wir sind stolz darauf. Man darf nicht vergessen: Eine solche Rundfahrt ist nicht nur ein Radrennen, sondern auch Werbung für ein ganzes Land.“ Am Samstag steht ein 26,3 Kilometer langes Einzelzeitfahren rund um Niederanven auf dem Programm. Zum Abschluss wartet am Sonntag eine besonders zuschauerfreundliche Herausforderung: Die Puncher müssen gleich dreimal den „Pabeierbierg“ in Luxemburg-Stadt erklimmen, ehe der Gesamtsieger feststeht.

Palästina-Proteste

Wer in den vergangenen Wochen den Radsport verfolgt hat, dem dürfte nicht entgangen sein, dass die Vuelta durch Protestaktionen pro-palästinensischer Demonstranten immer wieder beeinflusst wurde. Für die Tour de Luxembourg haben die Organisatoren jedoch keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen. „Wir haben keine besonderen Vorkehrungen getroffen, da die betroffene Mannschaft Israel-Premier Tech nicht am Start unserer Rundfahrt ist“, erklärt Präsident Andy Schleck. „Für uns hat die Sicherheit der Fahrer oberste Priorität. Sollte wider Erwarten doch etwas passieren, werden wir selbstverständlich reagieren. Insgesamt ist das Ganze für den Radsport schade, weil die Qualität des Rennens darunter leidet.“

Der Platz im Kalender

Seit 2020 wird die Tour de Luxembourg im September ausgetragen – zuvor fand das Rennen traditionell im Juni statt. Doch der neue Termin bringt auch Herausforderungen mit sich: Die Weltmeisterschaft beeinflusst die Rundfahrt. So fällt in diesem Jahr das WM-Zeitfahren in Ruanda genau auf den Schlusstag der Tour, weshalb Zeitfahr-Spezialisten wie Remco Evenepoel gar nicht erst vor der Wahl stehen, wo sie starten. Auch Fahrer, die das WM-Straßenrennen bestreiten wollen, das nur eine Woche nach der Luxemburg-Rundfahrt stattfindet, überlegen sich zweimal, ob ein Start in Luxemburg Sinn ergibt. Viele reisen frühzeitig nach Afrika, um sich dort zu akklimatisieren. „Die WM ist für uns ein klarer Störfaktor“, sagt Präsident Andy Schleck offen. „Besonders, wenn sie wie in diesem Jahr in Afrika stattfindet – das ist für uns noch schwieriger als etwa eine Austragung in Belgien. Trotzdem halten wir am September-Termin fest. Vielleicht verschiebt es sich künftig um ein paar Tage, aber wir bleiben im Herbst.“ Im kommenden Jahr ist die WM übrigens in Kanada, 2027 in Frankreich (Haute-Savoie) und 2028 in den Vereinigten Arabischen Emiraten (Abu Dhabi). 

Die Auswirkungen zeigen sich auch in der Startliste: Acht WorldTour-Teams stehen in diesem Jahr am Start – 2024 waren es noch zehn, 2023 sogar zwölf. Dennoch bleibt Schleck optimistisch: „Es soll nicht arrogant klingen, aber die Teams wollen hierherkommen. Wir haben eine tolle Strecke, ein hohes Maß an Sicherheit, und die Fahrer müssen ihre Hotels nicht ständig wechseln. Es ist einfach bei uns. Gleichzeitig ist es Saisonende – und da müssen die Teams genau abwägen, wie es um die Form ihrer Fahrer steht.“

Blick auf die Luxemburger

Mit Mats Berns, Alexandre Kess, Mathieu Kockelmann, Mil Morang, Noé Ury und Arno Wallenborn (alle Nationalteam), Mats Wenzel (Kern Pharma), Michel Ries (Arkea-B&B Hotels), Loïc Bettendorff (Hrinkow Advarics), Alex Kirsch (Lidl-Trek) sowie Arthur Kluckers (Tudor) stehen aktuell elf Luxemburger auf der provisorischen Startliste der Tour de Luxembourg. Während der Einsatz von Kirsch noch fraglich ist, sollten alle anderen am Start stehen – vorausgesetzt, Krankheit oder Verletzung funken nicht dazwischen. Nicht dabei sind dagegen Kevin Geniets (Groupama-FDJ), der am 12. und 14. September die beiden WorldTour-Rennen in Kanada bestreitet, sowie Bob Jungels (Ineos Grenadiers), der derzeit noch bei der Vuelta im Einsatz ist.

Der bislang letzte luxemburgische Etappensieg bei der Heimrundfahrt liegt bereits sieben Jahre zurück: Jempy Drucker triumphierte 2017 in Bascharage auf der ersten Etappe im Trikot von BMC. Für Andy Schleck wäre es ein wichtiges Signal, wenn die einheimischen Fans bald wieder einen Landsmann auf dem Podium bejubeln könnten. „Ich habe bis zuletzt gehofft, dass Bob (Jungels) hierher kommt“, so Schleck. „Das Team hat sein Programm geändert, sonst wäre er mit der Nationalmannschaft hier (Ineos nimmt nicht am Rennen teil, Anm. d. Red.). Wenn ich seine Entwicklung aktuell bei der Vuelta sehe, dann ist es der stärkste Bob, den ich seit einigen Jahren gesehen habe – mit Ausnahme seines Tour-Etappensieges in Châtel.“

Dennoch weiß Schleck um die Schwere der Aufgabe für die übrigen Luxemburger. „Für Arthur Kluckers könnte die Etappe nach Mamer interessant werden, aber insgesamt wird es schwer, jemanden auf dem Podium zu sehen. Als Luxemburger ist es jedoch immer eine besondere Motivation, hier zu fahren.“ An einen Etappensieg glaubt der Tour-de-France-Sieger von 2010 weniger – vielmehr richtet er den Blick auf die Gesamtwertung: „Mats Wenzel kann es in die Top 10 schaffen, darüber müssen wir nicht diskutieren. Aber er ist nicht der einzige Luxemburger, der dieses Ziel erreichen kann.“

Ein Wettbewerb für Damen

Andy Schleck äußerte sich auf Nachfrage von Radio 100,7 auch zu einer Rundfahrt für Damen. „Ich halte das 100 Prozent für machbar“, sagt er am Mikrofon des Radiosenders. „Wir machen uns Gedanken, wie wir das realisieren können, und ich würde es nicht an einem anderen Datum machen.“ Schleck will das Damen-Rennen also parallel zum Männerrennen veranstalten. Konkreter will er nach der diesjährigen Tour de Luxembourg werden. 

Im Überblick

Die Etappen der 85. Tour de Luxembourg:
1. Etappe, 17. September: Luxemburg-Knuedler – Luxemburg-Fëschmaart (152,8 km)
2. Etappe, 18. September: Remich – Mamer (168,4 km)
3. Etappe, 19. September: Mertert – Vianden (170,5 km)
4. Etappe, 20. September: Einzelzeitfahren in Niederanven (26,3 km)
5. Etappe, 21. September: Mersch – Luxemburg-Stadt (176,4 km)