Donnerstag30. Oktober 2025

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Elektroschock für den HauptstadtklubRFCU Lëtzebuerg entlässt am Donnerstag Trainer Yannick Kakoko

Elektroschock für den Hauptstadtklub / RFCU Lëtzebuerg entlässt am Donnerstag Trainer Yannick Kakoko
Yannick Kakoko wurde im Juni 2024 in der Hauptstadt vorgestellt Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

Es war also der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Die 1:5-Niederlage in Differdingen wurde Racing-Trainer Yannick Kakoko zum Verhängnis. Der 35-Jährige war in der Öffentlichkeit offiziell angezählt, am Donnerstag wurde er entlassen. Einer der möglichen Nachfolger für den freigewordenen Posten ist Sébastien Grandjean.

„Natürlich bin ich als Trainer unter Druck, aber das stand vor dem Spiel schon fest. Das Ziel von der Vereinsführung waren vier Punkte in den beiden letzten Spielen – das wurde mir gesagt, jetzt müssen sie entscheiden.“ Yannick Kakoko wollte am Mittwochabend nach der deutlichen Pleite gegen den neuen Tabellenführer keine voreiligen Schlüsse ziehen. Dass sein sportliches Schicksal seit Tagen am seidenen Faden hing und eine interne Krisensitzung folgen würde, war aufgrund der Äußerungen der Vereinsverantwortlichen zu erwarten. Nach dem Auswärtssieg gegen Niederkorn hätte zur Mitte der englischen Woche mindestens ein Punkt herausspringen müssen – doch der RFCUL war in Differdingen beim 1:5 machtlos. 

Romain Ruffier, Racing-Torhüter und gleichzeitig auch Sportdirektor der Hauptstädter, war nach der desolaten Vorstellung in Differdingen maßlos enttäuscht. Nachdem er auf dem Spielfeld noch die Kappe eines mitverantwortlichen Spielers aufhatte, sprach er am Donnerstag als Sportdirektor: „Es sind Gespräche für heute Abend (Donnerstag) vorgesehen.“ Gespräche, die über die Zukunft des Trainers entscheiden sollten. Gleichzeitig ließ Ruffier aber auch durchblicken, dass Präsidentin Karine Reuter sich im Ausland aufhielt – was darauf hätte hindeuten können, dass die definitive Entscheidung um Kakokos Zukunft möglicherweise doch noch verschoben werden würde. Doch dann ging plötzlich alles viel schneller: Kurz nach 16.30 Uhr bestätigte der Coach das Aus, nachdem Wort.lu zuerst über die Trennung berichtet hatte.

Drastischere Maßnahme

Die Rechnung war simpel: Der Coach hatte das zwischenzeitliche Ziel nicht mit seiner Mannschaft erreicht. Inwiefern die Kellerkinder allerdings realistische Chancen auf einen Punkt gegen den amtierenden Meister hatten, stand auf einem anderen Blatt. In der vergangenen Saison gab es gegen Differdingen zwar vier Punkte – doch die Konstellationen konnte man nicht vergleichen. Es blieben den Verantwortlichen des RFCU Lëtzebuerg vor dem zwölften Spieltag demnach zwei Optionen: Den sogenannten Elektroschock erzwingen und Kakoko inmitten einer englischen Woche noch vor einem Krisengipfel gegen Käerjeng zu feuern – oder man hätte ihm gegen die UNK noch einmal eine weitere Chance zu geben. Fakt ist: Es wäre offensichtlich komplizierter geworden, einen Trainer nach einem Erfolgserlebnis gegen den Aufsteiger zu entlassen … So entschied sich der Vorstand um Karine Reuter für den drastischeren Schritt. 

In der Tabelle hatte der Racing mit dem Sieg gegen Niederkorn am Wochenende einen Sprung nach oben gemacht und die rote Zone verlassen. Neun Punkte sind als Europapokalteilnehmer 2025 mit Ambitionen aber zweifelsohne zu wenig. Das weiß auch Kakoko. Doch was lief schief beim RFCUL? Am Mittwoch kassierte der Fusionsverein beispielsweise seine ersten beiden Gegentreffer nach Standardsituationen. „Naivität“ war die Umschreibung des Trainers.

Zudem stand sich die Mannschaft im ersten Saisondrittel selbst im Weg: Ruffier sah bereits zweimal in der Anfangsphase Rot: am 17. Juli im Europapokal und am zweiten Spieltag nach nur 13 Minuten gegen Canach. Im Mittelfeld waren es Farid Ikene, Carmel Mabanza, Thibault Lesquoy und Nestor Monge, die allesamt in der Meisterschaft bereits vorzeitig vom Platz mussten. Eine ganze Reihe an Terminen, die demnach über weite Strecken in Unterzahl bestritten wurden.

Enge Personaldecke

Personaltechnisch stieß der Racing wegen Verletzungen und Sperren in dieser Hinrunde immer wieder an seine Grenzen. Gegen Differdingen musste Nestor Monge einen ungewohnten Posten in der Innenverteidigung besetzen, da Joachim Kada eine Sperre absaß. Erst im September verließen Antonio Gomes, Okpo Mazié und Enzo Dahoud den Verein sehr spät, als sich ihnen Türen im Ausland öffneten. Die Verpflichtungen von Abdourahmane Diakhité, Jesaja Herrmann, Milan Hofland und Volkan Ballicaliogliu entstanden größtenteils aus der Not heraus, um die unerwarteten Abgänge zu kompensieren. Conrad Azong hat sich noch nicht als erhoffte Waffe erwiesen.

Alles in allem also nicht die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison, trotz weiterer prominenter Neuzugänge im Sommer, etwa Bruno Freire oder Dominik Stolz. Die gemeinsamen Zeiten mit Yannick Kakoko, der im Sommer 2024 übernommen hatte, sind nun vorbei. Als möglicher Nachfolger wird Sébastien Grandjean gehandelt. Der Belgier ist zurzeit vereinslos – und war am Mittwoch bereits als Zuschauer im Stadion.