EschRaus aus dem Abseits: Frauensport soll mit Charta und Aktionsplan gefördert werden

Esch / Raus aus dem Abseits: Frauensport soll mit Charta und Aktionsplan gefördert werden
Traut euch: Mit einer Charta will die Stadt Esch ihre Sportvereine in Sachen Gleichberechtigung in die Verantwortung nehmen. Hier ein Foto aus dem Kinder- und Jugendtraining des Boxclub Esch   Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Als erste Stadt des Landes hat sich Esch eine Charta zur Gleichheit von Frau und Mann im Sport gegeben. Die soll nun von den Vereinen mithilfe eines Aktionsplans umgesetzt werden.    

In der Gemeinderatssitzung vom 3. März war eine Charta verabschiedet worden, die durch gezielte Aktionen und Informationen die Gleichheit zwischen den Geschlechtern im Sport stärken und Vorurteile sowie Hindernisse abbauen soll. Ziel ist es, dass sowohl die Aktivitäten als auch die Vorstände der Sportvereine ausgeglichener besetzt sind. Bei einer Pressekonferenz am Montag gab es hierzu Details.

 Grafik: Tageblatt

„Mein Ziel ist es, aus Esch die Sporthauptstadt des Landes zu machen“, sagte Bürgermeister Georges Mischo (CSV) einleitend, „wobei das nicht nur über Titelgewinne aufzuwiegen ist. Die sind lediglich die Kirsche auf dem Kuchen.“ Vielmehr sei das Ziel, jedem Escher die Möglichkeit zu geben, Sport zu treiben. Dass der Weg zur Gleichberechtigung in diesem Bereich noch ein weiter ist, belegte Mischo u.a. mit folgendem Beispiel: Der Gewinner des Radklassikers Paris-Roubaix erhält 30.000 Euro, während sich die Gewinnerin mit 1.500 Euro begnügen müsse. Dafür könne man sich noch nicht einmal ein neues Rennrad kaufen. Die Diskrepanz in der Bezahlung gibt es in so gut wie jeder Sportart, wobei die Gleichberechtigung im Sport in letzter Zeit verstärkt thematisiert wird und sich an der Diskrepanz mitunter auch etwas ändert. 

Lediglich 27%  der Lizenzierten sind Frauen

Im Breitensport ist das Missverhältnis groß, auch wenn Esch im Vergleich besser abschneidet als andere Gemeinden. Die Frauen stellen 35% der Lizenzen der Sportvereine, wie eine Umfrage unter 40 Escher Sportklubs herausfand. Das ist wenig, aber immerhin noch mehr als auf Landesebene (27%). Europaweit beträgt der Durchschnitt 31%. Ähnlich sieht das Verhältnis in den Vereinsvorständen aus, in denen die Frauen ebenfalls in der absoluten Minderheit sind (28% in Esch). Genau wie auch auf Verbandsebene. Lediglich 9% der Dachverbände in Luxemburg werden von Frauen angeführt.

Eine davon ist Norma Zambon, Chefin des Sportdienstes der Stadt Esch und gleichzeitig Präsidentin des Volleyballverbands FLVB. Zambon stellte am Montag die weitere Vorgehensweise vor. Denn die vom „Service des sports“ und dem „Service égalité des chances“ aufgearbeitete Charta muss in nächster Zeit mit Leben gefüllt werden. Am Mittwoch wird sie den Vereinen im Rahmen der Escher Sport-Gala ein erstes Mal vorgestellt. Für Mitte April ist eine Versammlung mit den Klubs vorgesehen. Ein Aktionsplan wurde ausgearbeitet, der auf sechs übergeordneten Zielen basiert. Die reichen von der Gleichberechtigung, dem Kampf gegen Stereotypen bis hin zur Sichtbarkeit des Frauensports.

 Grafik: Tageblatt

Um sie zu erreichen, werden eine Reihe von Maßnahmen ins Auge gefasst. Ein Label „Sport und Gleichheit“ könnte an die Vereine vergeben werden, die finanzielle Unterstützung an die Initiativen der Klubs in Sachen Frauensport gekoppelt werden. Auch soll im neuen Sportmagazin der Stadt Esch, das im Mai erstmals erscheinen soll, stets ein Kapitel den Frauen vorbehalten werden. Auch die Organisation einer Sportwoche mit atypischen Sportarten für Männer und Frauen wird ins Auge gefasst, sowie Veranstaltungen am 24. Januar, dem internationalen Frauensporttag. Ziel ist auch, die Geschlechterrollen zu verschieben. D.h. den Mädchen klarmachen, dass sie auch Rugby spielen oder Boxen gehen können, während Jungs sich durchaus im Tanzen oder der Gymnastik versuchen sollten.  

Prinzipiell soll den Escher Sportvereinen die Charta mitsamt ihres Aktionsplans in verschiedenen Ateliers nähergebracht werden. Nachzulesen ist die Charta bereits jetzt auf der Homepage www.egalitesport.lu. Nicole Jemming, Verantwortliche des Escher Chancengleichheitsdienstes, sprach davon, dass man nun Nägel mit Köpfen machen wolle. Wobei zwei wichtige Themen laut Jemming noch nicht wirklich vertieft wurden, das aber noch werden sollen: Gewalt im Sport und die Inklusion von Transgenderpersonen.       

Die vier Hauptziele 

1) Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann im Sport schaffen
2) Den Frauensport weiterentwickeln
3) Gegen Stereotypen und Vorurteile im Sport ankämpfen
4) Platz für Frauen im Sport schaffen und die Sichtbarkeit des Frauensports erhöhen 

V.l.n.r.: Norma Zambon („Service des sports“), Joëlle Letsch (CNFL und ADT-Zenter), Bürgermeister Georges Mischo, Schöffe Christian Weis und Nicole Jemming („Service égalité des chances“).
V.l.n.r.: Norma Zambon („Service des sports“), Joëlle Letsch (CNFL und ADT-Zenter), Bürgermeister Georges Mischo, Schöffe Christian Weis und Nicole Jemming („Service égalité des chances“). Foto: Editpress/Julien Garroy