Nachwuchstalent Michel Ries macht auf sich aufmerksam

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Knapp ein halbes Jahr nach seinem Renndebüt beim spanischen Kontinentalteam Polartec-Kometa konnte das luxemburgische Radsporttalent Michel Ries in der vergangenen Woche beim Giro d’Italia für U23-Fahrer ein erstes fettes Ausrufe- zeichen setzen. Als Neunter schloss der 20-Jährige die zehntägige Rundfahrt in den Top Ten ab.

Das absolute Highlight der bisherigen Radsportsaison gab es für Michel Ries in der vergangenen Woche. Beim Giro d’Italia für U23-Fahrer, dem sogenannten „Baby-Giro“, stellte der 20-Jährige einmal mehr seine Bergsteigerqualitäten unter Beweis. Nicht weniger als vier schwere Bergetappen musste das 176 Fahrer starke Teilnehmerfeld bewältigen. Auf keiner dieser Etappen verlor das luxemburgische Nachwuchstalent mehr als 2:01 Minuten auf den jeweiligen Tagessieger. Seine beste Platzierung holte Ries auf dem siebten Teilstück mit dem 11,3 Kilometer langen und durchschnittlich 7,2 Prozent steilen Schlussanstieg hoch zum „Pian delle Fugazze“.

„Nachdem ich im Mai bei der Tour de l’Ain, einem Rennen mit Profimannschaften, gut abschneiden konnte, habe ich natürlich gehofft, auch beim Giro vorne mitfahren zu können. Dass es aber dann wirklich für einen Top-Ten-Platz reicht, war nicht unbedingt zu erwarten, denn bei einer zehntägigen Rundfahrt kann sehr viel passieren. Die gute Platzierung ist deshalb umso schöner“, freute sich der 20-Jährige, der zurzeit wieder in Luxemburg ist.

Auch ein schwerer Sturz auf der ersten Teiletappe des Schlusstages, in den mehrere der Spitzenfahrer aus dem Gesamtklassement verwickelt waren, sollte Ries sein erstklassiges Resultat nicht mehr vermasseln. „Nur wenige Kilometer vor dem Ziel hat es einige Fahrer erwischt. Ich bin mit Schürfwunden noch gut davongekommen. Doch mein Rad war kaputt und ich musste mit dem meines Teamkollegen weiterfahren. Das war natürlich nicht ideal, da dieses nicht auf mich abgestimmt war. Vor dem abschließenden Einzelzeitfahren war somit mein Vorsprung auf die Fahrer, die in der Gesamtwertung direkt hinter mir lagen, dahin. Doch es hätte auch schlimmer kommen können, so musste der Achte der Gesamtwertung etwa aufgeben.“

Tour de l’Avenir

Ein erstes Mal machte der inzwischen 20-Jährige international im vergangenen August auf sich aufmerksam. Die Tour de l’Avenir – eines der prestigeträchtigsten U23-Rennen im Radsportkalender, bei dem sich in der Vergangenheit bereits große Namen wie etwa Nairo Quintana (2010), Esteban Chaves (2011) oder Warren Barguil (2012) ins Siegerpalmarès eintragen konnten – beendete Ries in seinem ersten Espoirs-Jahr auf dem 19. Rang. Ein erstaunliches Erfolgserlebnis für einen der jüngsten Fahrer im Teilnehmerfeld, durch das direkt mehrere internationale Teams auf den Athleten der UC Dippach aufmerksam wurden.

Dass der Weg im Jahr 2018 ins Ausland führen würde, war klar. Die Entscheidung fiel schlussendlich auf das neu gegründete spanische Polartec-Kometa-Team. Eine Kontinentalmannschaft, die von der Alberto-Contador-Stiftung ins Leben gerufen wurde und als Farmteam der WorldTour-Mannschaft Trek Segafredo fungiert. Einer der sportlichen Manager ist übrigens Ivan Basso. Engagiert wurden ausschließlich Nachwuchstalente im Alter von 18 bis 22 Jahren. Mit einer eher geringen Anzahl an Fahrern – aktuell zwölf aus sieben Nationen – wollen die Verantwortlichen der spanischen Mannschaft den Fahrern die bestmögliche Betreuung garantieren, um sich schrittweise ans Weltniveau heranzutasten.

„Dies war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Bisher wurde für uns eine wirklich gute Mischung an Rennen zusammengestellt. Zum einen haben wir Rundfahrten mit Profimannschaften, zum anderen anspruchsvolle U23-Rennen bestritten. Am Anfang war es vielleicht etwas schwieriger, mit den wirklich gestandenen Profis, zum Teil sogar den eigenen Idolen, zu fahren. Doch hieran gewöhnt man sich schnell und man lernt auch viel dazu. Das Team arbeitet gut zusammen. Wir wurden ja vor dieser Saison zusammengewürfelt und kannten uns kaum. Doch beim Giro hat man gesehen, dass wir inzwischen auch mehrere Karten ausspielen können. Zum einen fuhr ich fürs Gesamtklassement und unser Sprinter Matteo Moschetti für die Punktewertung. Er konnte auf einer Etappe einen zweiten Platz holen“, erklärte der ambitionierte Youngster.

Alberto Contador als Motivator

Bereits zu Beginn der Saison überzeugte Ries somit bei seinem ersten Einsatz 2018, der Valencia-Rundfahrt. Ein Etappenrennen, das kein Geringerer als der viermalige Liège-Bastogne-Liège-Gewinner Alejandro Valverde (Movistar) für sich entscheiden konnte. Im 175-köpfigen Teilnehmerfeld sprang für den jungen Luxemburger Platz 65 heraus. Ein beachtliches Ergebnis, denn immerhin waren bei dieser Rundfahrt nicht weniger als elf WorldTour-Teams – Mannschaften der höchsten Kategorie – am Start.

Und auch Alberto Contador schaut ab und an mal beim Nachwuchs vorbei oder gesellt sich sogar zu Trainingseinheiten hinzu. „Zuletzt war er während zwei Tagen der Tour de l’Ain dabei. Das merkt man immer gut, weil dann direkt viel mehr Menschen vor dem Mannschaftsbus warten. Das motiviert aber auch, man will ja gerade dann erst recht eine gute Leistung zeigen“, meinte Ries mit einem Lachen.

Nach den Anstrengungen der letzten Wochen will Michel Ries das Zeitfahren der nationalen Meisterschaften in Redingen in Angriff nehmen. Der Straßenmeister bei den Espoirs wurde bekanntlich bereits am letzten Sonntag bei der Drei-Länder-Meisterschaft im deutschen Unna ermittelt (Pit Leyder sicherte sich den Titel), an der Ries aufgrund des „Baby Giro“ nicht teilnehmen konnte. Für den Rest der Saison könnte dann erneut die Tour de l’Avenir auf dem Programm stehen: „Bisher habe ich leider noch keine Bestätigung erhalten, dass Luxemburg mitfahren wird. Doch die Tour de l’Avenir wäre noch ein großes Ziel, genau wie die Weltmeisterschaft (in Innsbruck-Tirol, d. Red.), deren Profil mir ganz gut liegen könnte. Hier werde ich natürlich versuchen, die bisherigen Ergebnisse zu bestätigen.“

Und sollte die bisherige Entwicklung von Michel Ries genauso weitergehen wie bisher, dann dürfte ihm das auch gelingen.

Josy Miersch Junior
23. Juni 2018 - 19.40

Bewundere seine gezeigten Fähigkeiten in den Berganstiegen ! Könnte damit ein sehr guter Profifahrer werden !