Cyclocross-LandesmeisterschaftGenerationenduell zwischen Teamkolleginnen: Kann Majerus sich gegen Schreiber behaupten?

Cyclocross-Landesmeisterschaft / Generationenduell zwischen Teamkolleginnen: Kann Majerus sich gegen Schreiber behaupten?
Geht erstmals nach langer Zeit nicht mehr als klare Favoritin an den Start: Christine Majerus Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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In Abwesenheit von Christine Majerus hatte sich Marie Schreiber vor Jahresfrist in Mamer ihren ersten Cyclocross-Titel bei der Elite gesichert. Am Samstag kann sich die 20-Jährige gute Chancen auf die Titelverteidigung ausrechnen.

Nach schwierigen Wochen wird ihre Teamkollegin bei SD Worx, Majerus, in ihrer letzten Saison alles daransetzen, um in der ungewohnten Rolle der Außenseiterin ihren 13. Titel auf dem „Holleschbierg“ in Hesperingen zu holen. 

Majerus: „Werde versuchen Marie, etwas zu kitzeln“

2010 hatte der Radsportverein Le Guidon Alzingen die nationalen Titelkämpfe anlässlich seines 100. Jubiläums organisiert. Die 23-jährige Christine Majerus hatte sich mit einem Vorsprung vor mehr als drei Minuten vor Anne-Marie Schmitt und Alessia Merten erstmals in die Siegerliste eingetragen. Es war der Startpunkt einer beeindruckenden Serie von zwölf Titeln in Folge. Letzte Saison war die 36-Jährige verletzungsbedingt nicht angetreten.

In diesem Winter wollte die siebenfache Sportlerin des Jahres noch einmal durchstarten und gegebenenfalls auch bei der WM im tschechischen Tabor dabei sein. Ihr erstes Rennen bestritt sie am 18. November auf dem Herrenberg in Diekirch, gut 20 Monate nach ihrem letzten Einsatz auf dem Crossrad. Majerus gewann die erste Auflage des Grand Prix de l’Armée souverän vor Isabelle Klein (CT Toproad Roeserbann). Auch bei der Veranstaltung ihres Stammvereins SaF Cessingen überquerte sie den Zielstrich als Erste. Anfang Dezember bestritt Majerus ihren ersten internationalen Wettbewerb in Boom (B). Aus der letzten Startreihe gestartet, verpasste sie die Top Ten beim Superprestige als Elfte nur knapp.

Nach diesem überzeugenden Saisoneinstand war Mitte Dezember die erste Weltcup-Teilnahme programmiert. Eine Corona-Infektion sollte Christine Majerus nicht nur einen Strich durch die Teilnahme am Rennen in Namur machen, sondern ihre gesamte Saisonplanung über Bord werfen. „Die Infektion hat mich in meiner Vorbereitung um einen Monat zurückgeworfen und ich konnte nicht zu meiner gewünschten Form finden“, musste sie im Nachhinein feststellen. Nach der Zwangspause war die 36-Jährige beim internationalen Neujahrscross in Petingen wieder im Einsatz und konnte das Traditionsrennen zum insgesamt vierten Mal gewinnen.

Beim regionalen Rennen letzten Sonntag auf der Meisterschaftsstrecke wurde die Serienmeisterin ihrer Favoritenrolle ebenfalls gerecht. „Ich weiß, dass der Organisator sich sehr viel Mühe gegeben hat, um die Strecke bestmöglich vorzubereiten. Durch die vielen Arbeiten, die es in den letzten Jahren auf dem Gelände gab, wurde die Strecke für die Aktiven jedoch immer schwieriger zu fahren. Wir sind eine Minute nach den Débutants gestartet. Binnen kurzer Zeit hatte ich zu den Nachwuchsfahrern aufgeschlossen. Auf dem Parcours gibt es kaum Möglichkeiten zum Überholen, ohne sich selbst oder das Material zu gefährden. Mit der Generalprobe konnte ich dennoch ganz zufrieden sein. Wegen eines Reifenschadens bin ich fast eine Dreiviertelrunde mit einem Platten gefahren und konnte mich dennoch problemlos durchsetzen“, so Majerus, die sich bis zur Meisterschaft von den Strapazen der beiden Rennen erholen wird.

„Im Cross kann man seine Form nicht verstecken. Am Samstag werde ich mein Maximum geben und sehen, was dabei herauskommt. Marie (Schreiber) hat gezeigt, wozu sie imstande ist. In dieser Saison konnte sie ihre bisherigen Ziele allesamt erreichen. Ich werde versuchen, sie etwas zu kitzeln. Mein Ziel wird es sein, ihr so lange wie möglich einen interessanten Wettkampf zu liefern. Am Ende soll die Beste gewinnen“, so Majerus, die ihren Fokus nach diesem letzten Cross-Einsatz auf die Straßensaison richten wird.

Schreiber: „Ziel trotz des Sturzes das gleiche“

Als Christine Majerus ihren ersten Titel gewann, war Marie Schreiber gerade einmal sechs Jahre alt. 14 Jahre später streiten sich die beiden Mannschaftskolleginnen zum ersten und gleichzeitig letzten Mal um den Landesmeistertitel. Im Gegensatz zu den internationalen Rennen, wo Schreiber weiterhin in der Altersklasse der Espoirs antritt, fährt sie in Luxemburg um die Meisterschaft bei der Elite.

Seit einem knappen Jahr fährt das Riesentalent zusammen mit Christine Majerus im Trikot von SD Worx. Bei der dominierenden Mannschaft im Damenradsport wurde die junge Luxemburgerin zu Beginn der Straßensaison ins kalte Wasser geworfen. Ihre Teilnahme an mehreren Etappenrennen der WorldTour, mit u.a. der Spanienrundfahrt und der Tour de Suisse, hat ihr ermöglicht, reichlich Erfahrung zu sammeln. Das umfangreiche Programm über den Sommer, den sie mit dem fünften Platz bei der U23-Europameisterschaft in den Niederlanden abschloss, hat ihr ermöglicht, optimal in die Cross-Saison einzusteigen.

Marie Schreiber will ihren Titel bei der Elite verteidigen
Marie Schreiber will ihren Titel bei der Elite verteidigen Foto: Editpress/Anouk Flesch

Zum Auftakt gewann sie Anfang September gleich zwei Quers der Kategorie C2 in Deutschland. Bei ihrem ersten Worldcup Ende Oktober in Maasmechelen (B) sprang der exzellente fünfte Platz heraus, der Hoffnungen auf den EM-Titel bei den Espoirs aufkommen lief. Im französischen Pontchâteau war Marie Schreiber auch wieder ausgezeichnet unterwegs. Allerdings war die Britin Zoe Backstedt wie so oft auf den Punkt topfit und konnte sich nach dem WM-Titel auch Gold bei der kontinentalen Meisterschaft sichern.
In den folgenden Wochen wurden die Top-10-Platzierungen beim Weltcup für Marie Schreiber fast schon zur Normalität. Mit ihrem zweiten Platz in Flamanville (F), nur 20 Sekunden hinter Ex-Weltmeisterin Lucinda Brand (NL), bewies die 20-Jährige, dass sie mittlerweile zu den Weltbesten zählt. Sowohl in der UCI-Rangliste als auch in der Zwischenwertung des Weltcups nimmt Marie Schreiber einen Platz unter den Top zehn ein. „Den Sprung, den ich im Vergleich zum Vorjahr gemacht habe, verdanke ich eindeutig dem großen Renn- und Trainingsvolumen, das ich im Sommer gefahren bin“, gibt die EM-Zweite zu verstehen.

Der drittletzte Weltcup letzten Sonntag in Zonhoven (B) verlief allerdings überhaupt nicht nach ihrer Vorstellung. Nach einem explosiven Start übernahm die Luxemburgerin zunächst die Führung. Im Verlauf des Rennens büßte sie einige Plätze ein und hatte dann Pech, als eine Konkurrentin sie in der letzten Runde rammte. Bei ihrem Sturz zog sie sich eine starke Prellung am Ellbogen zu. „Ich werde mich über die Woche schonen. Für die Meisterschaft dürfte der Ellbogen mich im Prinzip nicht allzu sehr beeinträchtigen“, zeigt sich Schreiber optimistisch. Nach ihrem Sturz hat sie sich gestern einem Test auf der Meisterschaftsstrecke unterzogen. „Das Ziel für Samstag bleibt das gleiche. Körperlich befinde ich mich in guter Verfassung und hoffe darauf, meine Form auch zu 100 Prozent abrufen zu können“, so die Titelverteidigerin abschließend.