Der belgische Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel hat nach einer erneuten Solo-Gala seinen dritten Etappensieg bei der 78. Vuelta a España gefeiert. Der Titelverteidiger vom Team Soudal-Quick Step setzte sich bei der letzten Bergankunft am Puerto de la Cruz de Linares als Ausreißer mit 4:44 Minuten Vorsprung auf den Italiener Damiano Caruso (Bahrain-Victorious) durch.
„Ich wusste, dass ich der stärkste Fahrer in der Ausreißergruppe bin, deshalb wollte ich das Rennen früh von vorne fahren“, sagte Evenepoel, der die Führung in der Bergwertung ausbaute: „Da es mit dem Gesamtklassement ja nicht geklappt hat, musste ich irgendwie anders für ein schönes Vuelta-Ergebnis sorgen.“
Der Belgier war kurz nach dem Start mit einer starken Gruppe um den früheren Toursieger Egan Bernal (Kolumbien) ausgerissen. Beim ersten von zwei Anstiegen zum Cruz de Linares trat er an und fuhr souverän zum Sieg.
Evenepoel hatte bereits die Bergankünfte in Arinsal am 28. August und als Solist am Samstag in Larra-Belagua gewonnen. Seine Chance auf den erneuten Gesamtsieg hatte der Zeitfahr-Weltmeister einen Tag vor seinem zweiten Triumph mit einem Einbruch auf der Tourmalet-Etappe verspielt.
Der Gesamtführende Sepp Kuss (Jumbo-Visma) wurde diesmal nicht ernsthaft von seinen Teamkollegen Jonas Vingegaard (Dänemark) und Primoz Roglic (Slowenien) attackiert. Im Gegenteil, beide stellten sich in den Dienst des US-Amerikaners. „Es ging darum, ihn zu schützen“, sagte Vingegaard hinterher. Auf den letzten Metern fuhr Kuss, der 9:29 Minuten nach Evenepoel ins Ziel kam, sogar noch einige Sekunden auf die beiden Topstars seiner Mannschaft heraus. „Die Jungs haben heute einen super Job für mich gemacht“, freute sich Kuss im Ziel.
Tour-Sieger Vingegaard und der dreimalige Vuelta-Champion Roglic hatten am Vortag noch ihren langjährigen loyalen Edelhelfer Kuss am Angliru angegriffen und ihm etwas Zeit abgenommen. Dies hatte für einige Diskussionen gesorgt.
„Nach all dem, was Sepp in den vergangenen Jahren für Primoz und mich geleistet hat, ist es schön, ihm jetzt etwas zurückzuzahlen“, sagte Vingegaard nach der Etappenankunft am Donnerstag: „Und ich würde ihm gerne etwas zurückgeben.“
Ries jetzt 64.
In der Gesamtwertung liegt Kuss nun 17 Sekunden – neun mehr als am Vortag – vor Vingegaard, Roglic (+1:08 Minuten) ist Dritter. Der Luxemburger Michel Ries (Arkéa Samsic) überquerte die Ziellinie am Donnerstag als 85., knapp eine halbe Stunde hinter Tagessieger Evenepoel. Damit rutschte er im Gesamtklassement sechs Plätze ab und wird nun an Position 64 geführt, 2:30,34 Stunden hinter Kuss.
Die Entscheidung über den Gesamtsieg fällt somit am Samstag. Das vorletzte Teilstück ist zwar keine klassische Bergetappe, hat aber ein knüppelhartes Klassikerprofil mit zehn Anstiegen der dritten Kategorie – alle über 1.000 m Meereshöhe gelegen. „Da müssen wir noch einmal sehr aufpassen“, sagte Vingegaard.
Die 19. Etappe am Freitag dürfte in Iscar ebenso mit einem Massensprint enden wie das traditionelle Finale am Sonntag in Madrid.
Im Überblick
18. Etappe: Pola de Allande – La Cruz de Linares (178,9 km): 1. Remco Evenepoel (Belgien/Soudal-Quick Step) 4:47:37 Stunden, 2. Damiano Caruso (Italien/Bahrain-Victorious) 4:44 Minuten zurück, 3. Andreas Kron (Dänemark/Lotto Dstny) 5:10, 4. Max Poole (Großbritannien/Team dsm-firmenich) 5:12, 5. Paul Ourselin (Frankreich/TotalEnergies) 5:17, 6. Julien Bernard (Frankreich/Lidl-Trek) 6:11, 7. Egan Bernal (Kolumbien/Ineos Grenadiers) 7:01, 8. Juan Ayuso (Spanien/UAE Team Emirates) 9:29, 9. Enric Mas (Spanien/Movistar), 10. Sepp Kuss (USA/Jumbo-Visma) beide gleiche Zeit, … 85. Michel Ries (Luxemburg/Arkéa Samsic) 30:52
Gesamtwertung nach 18 von 21 Etappen: 1. Kuss 65:31:27 Stunden, 2. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) 0:17 Minuten zurück, 3. Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma) 1:08, 4. Ayuso 4:00, 5. Mikel Landa (Spanien/Bahrain Victorious) 4:19, 6. Mas 4:30, 7. Cian Uijtdbroeks (Belgien/Bora-hansgrohe) 7:37, 8. Alexander Wlassow (Russland/Bora-hansgrohe) 8:35, 9. João Almeida (Portugal/UAE Team Emirates) 10:20, 10. Santiago Buitrago (Kolumbien/Bahrain Victorious) 12:20, … 64. Ries 2:30:34 Stunden zurück
De Maart
Wenn einer es verdient hat, diese Vuelta zu gewinnen, dann der Edelhelfer Kuss. Seine beiden sieggewohnten Mannschaftskollegen Vingegaard und Roglic werden ihm den Gesamtsieg wohl nur zähneknirschend überlassen.