RADSPORT: Andy Schleck probt für die Tour de France

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Von der Landesmeisterschaft berichten Kim Hermes, Mario Nothum (Texte) und Gerry Schmit (Fotos).

Das Einzelzeitfahren der Elitefahrer mit Vertrag wurde gestern eine klare Angelegenheit. Andy Schleck ließ der Konkurrenz keine Chance und setzte sich auf den 26,6 Kilometern klar vor seinem Bruder Frank und Christian Poos durch.

Fast eine Minute (0:56) Vorsprung hatte der jüngere am Ende auf den älteren Bruder. Und der hatte immerhin am Wochenende die Tour de Suisse im Einzelzeitfahren für sich entscheiden können. „Das ist kein Problem, Andy hat heute gewonnen, das ist auch schön“, so Frank Schleck, „bei der Tour de Suisse war es für mich nach einer Woche Rennen, vielleicht habe ich mich ja noch nicht zu 100 Prozent erholt.“
Und erschwerend kam hinzu, dass sich Andy Schleck eine Menge für das Einzelzeitfahren vorgenommen hatte: „Ich muss sagen, dass ich den Sieg im Einzelzeitfahren schon ein bisschen angepeilt hatte. Ich habe mir richtig wehgetan und wollte das hier als kleinen Test für die Tour de France nutzen.“

Auf der Überholspur

In Zahlen ausgedrückt sah das so aus, dass Schleck nach der ersten Runde eine Bestzeit von 17:30 Minuten hinlegte. Damit hatte er den kurz vor ihm gestarteten Ralph Diseviscourt – immerhin Landesmeister der Elitefahrer ohne Vertrag, bereits überholt. Und der nach ihm gestartete Christian Poos, dem man immerhin Außenseiterchancen eingeräumt hatte, durfte gar nicht erst daran denken, Schleck irgendwie näherzukommen. „Nichts zu machen“, kommentierte der Differdinger Kontinentalfahrer nach dem Rennen. Der Einzige, der annähernd an die erste Zwischenzeit von Andy Schleck herankam, war sein Bruder Frank (17:45), aber auch hier währte die Spannung nur kurz. Der vierte Profi am Start, Ben Gastauer, lag von Beginn an abgeschlagen zurück (18:58).
Am Ende hatten die Schlecks das bestätigt, was schon alle ahnten. Die zwei Brüder in Tour-Form werden in diesem Jahr bei der Landesmeisterschaft kaum zu schlagen sein. „Ich hatte schon damit gerechnet, dass Frank und ich heute die beiden ersten Plätze belegen werden. Wir sind in der Vorbereitung auf die Tour de France und wenn die Form jetzt nicht da ist, dann würden wir unseren Platz im Team wohl besser einem anderen überlassen“, so der frisch gebackene Landesmeister Andy Schleck, denn auch wenn dort der Kampf gegen die Uhr in diesem Jahr nicht die ganz große Rolle spielt, „darf man doch keine fünf Minuten verlieren.“ Man merkt schnell, wo die Gedanken der beiden Brüder schon sind.
Am Sonntag bietet sich übrigens noch die Gelegenheit, ein zweites Landesmeistertrikot in die Familie zu holen. 

„Der Radsport ist nicht alles“
Ein Thema waren bei den Landesmeisterschaften auch die dramatischen Ereignisse um Kim Kirchen, und die Erleichterung nach den zuletzt guten Nachrichten aus der Schweiz war förmlich greifbar.
„Das war für Frank und mich eine ganz schlimme Situation“, so Andy Schleck, „ich kenne Kim seit ich acht, neun Jahre alt bin. Er war in einem anderen Team, eine gewisse Rivalität gab es in den Rennen, aber die Freundschaft war immer da. Und in solchen Momenten merkt man erst, wie wichtig und wie gut die Freundschaft ist. Ich wünsche ihm, dass er zu hundert Prozent wieder auf die Beine kommt. Er hat eine Familie und der Radsport ist nicht alles.“
Auch Frank Schleck hat „viel unter der Situation gelitten, als ich das gehört habe. Da wird die Radsport-Welt auf einmal ganz ganz klein und Sachen, die einen vorher aufgeregt haben, fängt man auf einmal an zu schätzen und zu genießen.“