Fola EschPräsident Josy Dilk über Internet-Diskussionen: „Egal ist es einem nicht, wenn man diese Kommentare liest“

Fola Esch / Präsident Josy Dilk über Internet-Diskussionen: „Egal ist es einem nicht, wenn man diese Kommentare liest“
Brandon Lima und Emmanuel Cabral bekommen noch eine Chance Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Die Escher Fola will in den nächsten Tagen vor allem eines: einen kühlen Kopf vor dem Relegationstermin gegen Rümelingen bewahren. Präsident Josy Dilk räumte deshalb auch schon ein paar Zweifel aus dem Weg und bestätigte, dass Trainer Stefano Bensi sein vollstes Vertrauen genießt und weitermachen soll. 

Tageblatt: Die Fola Esch ist zum zweiten Mal in Folge einem direkten Abstieg entkommen. Hatten Sie die Hoffnung im Winter nicht bereits aufgegeben?

Josy Dilk: Meine Gefühlslage war in den vergangenen Wochen mit sehr vielen Schwankungen verbunden. An einem Wochenende hat man nach einer starken Leistung wieder dran geglaubt und jeder dachte, wir wären auf dem richtigen Weg. Dann sind wir aber genauso schnell wieder in ein Loch gefallen, beispielsweise gegen Racing und Monnerich. Gegen Käerjeng haben wir uns noch einmal zurückgekauft, bevor wir in Mondorf eine 0:6-Klatsche kassiert haben. Da denkt man sich dann schon, dass es nicht reichen wird. Wirklich an die Relegation geglaubt habe ich erst am Sonntag, als ich erfahren habe, dass Rosport 1:0 führen würde. Während unseres Spiels hatte ich kein einziges Mal auf Handy geschaut, das hätte ich nervlich auch nicht geschafft, denke ich. 

Und es war ja nur eine Zwischenetappe …

Wir haben erst 50 Prozent von unserem Ziel erreicht. Sowohl Rümelingen als auch wir wollen dieses Finale am Sonntag gewinnen. Wenn man bedenkt, von wo wir kommen … Im Winter lagen wir abgeschlagen auf dem letzten Platz. Dass wir uns mit unserem jungen Team noch in diese Relegation rein gerettet haben … Jetzt brauchen wir am Sonntag noch einmal eine super Leistung und das nötige Glück. Wenn wir das schaffen würden, wäre es ein Riesenschritt, um für das nächste Jahr aufzubauen. 

In den Kommentarspalten kam Differdingen nach seiner zweiten Saisonniederlage, die der Fola den Weg in die Relegation ebnete, schlecht weg. Wie stehen Sie zu dem Ergebnis?

Egal ist es einem nicht, wenn man diese Kommentare liest. Wir waren schon einmal selbst in der identischen Situation, als uns Rosport am letzten Spieltag geschlagen hatte. Uns hat man vorgeworfen, wir hätten sie gewinnen lassen. Das war weder damals noch am Sonntag der Fall. Als Meister ist eine gewisse Anspannung raus. Die Meter, für die man sich sonst vielleicht noch aufgeopfert hätte, macht man nicht mehr unbedingt. Das bedeutet nicht, dass Differdingen nicht auch Torchancen gehabt hätte. Doch für einmal war das Glück auf unserer Seite. Zudem brachten wir die richtige Aggressivität auf den Platz. Diese junge Generation an Eigengewächsen hat sich regelrecht für den Verein zerrissen.

Wie schwer wird es werden, nach dem Sieg nicht in übermäßige Euphorie zu verfallen?

Da muss sofort entgegenwirkt werden: Wir haben noch nichts erreicht. Wenn wir die Klasse halten wollen, brauchen wir die gleiche Einstellung wie gegen Differdingen. Unser Vorteil ist, dass wir die Erfahrung vom Vorjahr haben. Viele Jungs sind noch da. Die haben mit eigenen Augen gesehen, wie eng so ein Entscheidungsspiel ist. Wir sind nicht in einer Favoritenrolle. Vergangenes Jahr standen wir mit einem Fuß in der Ehrenpromotion. Die meisten sind also vorgewarnt. Wir werden sie ohnehin die ganze Woche darauf hinweisen. 

Fola Esch trifft am Sonntag auf einen Nachbarn. Was wissen Sie über die US Rümelingen?

So wie man Nachbarn eben kennt … Ich hatte die Gelegenheit, ein paar Spiele zu sehen. Es handelt sich um eine erfahrene Mannschaft mit gestandenen Spielern. Nenad Dragovic, der mal bei uns war, gehört dazu. Gegen Hostert hat man gesehen, dass sie nie locker lassen. Es wird sehr schwer. 

Wie schwer wird es nächste Saison für die „Doyenne“ werden – unabhängig vom Ergebnis?

Wahrscheinlich wird es eine Saison, in der wir uns wieder nach unten orientiert müssen – wenn wir drin bleiben. Wir haben allerdings wieder mehr Erfahrung gesammelt, unsere jungen Spieler sind ein Stückchen gereift. Deshalb denke ich, dass wir uns im unteren Mittelfeld zurückfinden könnten. Was die UEFA-Lizenzen anbelangt, sind wir ohne Probleme durchgekommen. Wir mussten allerdings die zweite Instanz abwarten, weil wir Probleme hatten, alle Dokumente rechtzeitig zu bekommen. Zum Loch in der Kasse: Im Moment stehen wir gut da. Wir haben eines der kleinsten Budgets, aber keine Probleme, Spieler rechtzeitig zu bezahlen. Wir haben mit vielen Leuten aus dem Kader geredet. Die Diskussion war immer die gleiche: Noch wollten sich die meisten Spieler nicht festlegen. Verschiedene haben uns aber schon zugesagt, uns dabei zu helfen, etwas aufzubauen, sollten wir absteigen. Ich denke aber, dass wie jedes Jahr ein halbes Dutzend Abgänge zu verzeichnen sein werden.

Gab es bereits Vertragsverhandlungen mit Trainer Stefano Bensi?

Ja. die gab es. Er steht unter Vertrag. Für mich gab und gibt es auch keinen Grund, daran zu zweifeln, dass er nächstes Jahr noch bei uns ist. Vor einem Monat haben wir mit dem Trainerstab bei mir zu Hause über die nächste Saison gesprochen. Ich war relativ überrascht, dass diese Diskussion überhaupt in der Presse aufkam. Aus meiner Sicht ändert sich auf dem Trainerposten nichts. Es war uns ohnehin wichtig, in den vergangenen Wochen Ruhe zu bewahren und zu vermitteln. Das ist ganz wichtig, wenn man mit jungen Spielern arbeitet. Panik würde sich auf die Mannschaft übertragen. Wir werden sie natürlich darauf hinweisen, dass Sonntag ein wichtiger Moment ist. Aber wir wollen sie auch nicht beunruhigen, denn Nervosität sollte auch keine aufkommen. 

Zweiter Test für Tim Flick

Der 18-jährige Jugendnationalspieler Tim Flick will die Fola mit reinem Gewissen verlassen und im Barragespiel einen letzten Erfolg im Trikot der Escher feiern. Vor einem Monat war er bereits bei Feyenoord Rotterdam zum Probetraining eingeladen worden. „Wir hoffen für ihn, dss er den Sprung schafft“, sagte Fola-Präsident Josy Dilk. „Manchmal brauchen die Jungs einen soliden Verein, um einen neuen Anlauf zu machen. Wir hatten das bereits bei Mirza Mustafic gemacht.“ Unter Dach und Fach ist die Sache aber noch nicht, da der Verein gerade den Trainer gewechselt hat. Im August wird der junge Luxemburger einen zweiten Versuch wagen, die Niederländer definitiv von seinem Talent zu überzeugen. (chd)