Donnerstag23. Oktober 2025

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Powerlifting-WMPlatz 3 und ein World-Games-Ticket: Ankie Timmers qualifiziert sich für Chengdu

Powerlifting-WM / Platz 3 und ein World-Games-Ticket: Ankie Timmers qualifiziert sich für Chengdu
Ein Preis zu November-Beginn und nun die Krönung zum Abschluss des Monats: Die luxemburgische Athletin Ankie Timmers schlägt im In- und Ausland Wellen Fotos: privat, Editpress-Archiv

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Die Equipped-Powerlifting-Weltmeisterschaften 2024 in Reykjavik sind zu Ende. Luxemburg konnte mit seinen zwei nominierten Athleten punkten und wird 2025 sogar eine Sportlerin nach Chengdu zu den World Games schicken können. Voraussetzung war ein Podiumsplatz – eine Mission, die Ankie Timmers mit ihrem dritten Platz erfüllen konnte. Philippe Parage schaffte es, sich nach einer Panne, auf die der Athlet keinen Einfluss hatte, auf Platz 13 hochzukämpfen. Doch für beide war es alles andere als ein leichtes Unterfangen, denn technische Probleme und Startschwierigkeiten standen am vergangenen Samstag auf der Tagesordnung.

Mehrere Schockmomente musste die luxemburgische Delegation durchleben. Bereits zwei Tage vor dem Start stand der Wettkampf unter keinem guten Stern, denn die Vorzeigeathletin Ankie Timmers zog sich eine Verletzung zu. Die Folgen sollten dann auch bei der WM zu spüren sein.

Nerven aus Stahl

Dann am Samstag selbst, als Philippe Parage in der +120-kg-Klasse mit der Kniebeuge beginnen sollte, riss der Equipped-Anzug während der Aufwärmphase. Zur Erinnerung: Das Powerlifting setzt sich aus zwei Sportarten zusammen, für die auch getrennte Wettkämpfe organisiert werden. Im Equipped nutzen die Athleten unterstützende Ausrüstung wie Kniebandagen und Anzüge für Squat, Bench Press und Deadlift, die es ihnen ermöglichen, schwerere Lasten als im Classic zu bewegen, aber auch eine besondere Technik verlangen. Mit anderen Worten: Der Luxemburger Athlet stand ohne nutzbaren Squat-Anzug im Aufwärmbereich. So blieb ihm keine andere Wahl, als bei einem Equipped-Wettkampf mit einem Classic-Singlet an den Start zu gehen – in einer Gewichtsklasse, in der mehr als die Hälfte der gemeldeten Teilnehmer ein Gesamtergebnis von über 1.000 kg vorweisen konnten.

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Philippe Parage brachte jeweils 300 kg im Squat und Deadlift
sowie 212,5 kg im Bench Press zur Strecke

Doch Nationaltrainer Alain Hammang und Parage ließen sich trotz dieser technischen Panne nicht beirren und so sprangen dann doch 300 kg in der Kniebeuge heraus. Damit landete der Junior-Athlet, der diesmal in einem Open-Turnier antrat, noch vor seinem Kontrahenten aus Amerikanisch-Samoa, Emau Siaosi, der ebenfalls ohne speziellen Anzug starten musste. Allerdings hatten beide so einen deutlichen Rückstand auf die Konkurrenz. Die Squat-Etappe sollte somit an den anschließenden Gesamtsieger, Andrii Shevchenko aus der Ukraine, gehen, der ganze 452,5 kg schaffte.

Positiver sah die Lage für den Luxemburger beim Bankdrücken und Kreuzheben aus, wo er von Ausrüstungspannen verschont wurde und neue nationale Rekorde aufstellte: 212,5 und 300 kg. Damit erreichte er mit 812,5 kg insgesamt, viel (Willens-)Kraft und starken Nerven den 13. Platz.

Hart umkämpfte -84-kg-Klasse

Am Nachmittag folgte dann Ankie Timmers’ Einsatz. Auch bei der Athletin, die 2019 European Powerlifter of the Year wurde, sorgte der Start in der Kniebeuge für Verunsicherung. Zwei ungültige Versuche führten dazu, dass sie die Last von 230 kg nochmals wiederholen sollte, was dann beim dritten Anlauf unter viel Applaus und Unterstützungsrufen der Anwesenden gelang. Doch dadurch hatte sie einen großen Rückstand auf die Konkurrenz, während die Erste in dieser Disziplin und Silbermedaillengewinnerin insgesamt, die Ukrainerin Daria Rusanenko, mit einem neuen Weltrekord von 279,5 davonzog.

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Mit 230 kg (Squat), 200 (Bench Press) und 215 (Deadlift) gewann Ankie Timmers Bronze

Dennoch lautete auch hier die Devise: Dranbleiben und, wie in der Kniebeuge, wieder aufstehen. Timmers konnte die 200 kg, die ihr bereits im Mai in Hamm den Vize-Europameister-Titel eingebracht hatten, wiederholen. Anschließend wagten sie und Nationaltrainer Hammang sich an die 205 heran, doch der Rekordversuch misslang. Lediglich die Kanadierin und Gesamtsiegerin Rhaea Stinn schaffte im Bench Press mehr: 217,5 kg.

Was sind die World Games?

Das Mehrsport-Event gehört zu den weltweit wichtigsten und findet alle vier Jahre bzw. ein Jahr nach den Olympischen Sommerspielen statt. Vertreten sind etliche Sportarten, die nicht olympisch sind, darunter Rugby, Sportklettern, Rhythmische Sportgymnastik und mehrere Kampfsportarten wie Jiu-Jitsu und Aikido. Bei der letzten Auflage 2022 in den USA war Luxemburg mit nur einer Athletin vertreten: Karateka Jenny Warling verpasste das Podium nur haarscharf und wurde Vierte.

Im Kreuzheben konnte die Luxemburgerin dann kräftig Boden gutmachen und setzte sich mit 215 kg – ein neuer Rekord – gegen etliche Konkurrentinnen durch. Insgesamt war die -84-kg-Klasse sehr heterogen: Bis zum Ende blieb es spannend und keine Athletin hatte in mehreren Disziplinen die Nase vorn. Im Vergleich zu Timmers schafften Stinn und Rusanenko beispielsweise 205 im Kreuzheben. Die Vierte und Fünfte in dieser Kategorie, Anna Soerlie Heranger und Valerie von Gleichen, versuchten aufzuholen, doch konnten den Rückstand auf Timmers nicht mehr wettmachen. Stärkste im Kreuzheben war Munkhzul Sodnomdorj, die letzten Endes Sechste wurde. Somit herrschte bis zur letzten Sekunde ein spannender Kampf um die vorderen Plätze. Die drei Besten – in dieser Klasse Stinn, Rusanenko und Timmers – erhielten eine Einladung zu den World Games.

238 Powerlifter nahmen an dieser letzten WM des Jahres teil, darunter 19 Special-Olympics-Athleten, deren Einsatz von allen Seiten gelobt wurde. „Ihre Energie und Willenskraft sind unübertroffen und wir sind unglaublich stolz auf sie alle“, schrieb Weltverbandspräsident Gaston Parage im Anschluss an diesen Wettkampf. Er lobte ebenfalls die isländischen Verband und das Spotter-Team, das sicherstellte, dass die Meisterschaft „wie ein Uhrwerk lief“.

Besonders hob Weltverbandspräsident Gaston Parage (M.) die Leistungen der Special-Olympics-Powerlifter hervor
Besonders hob Weltverbandspräsident Gaston Parage (M.) die Leistungen der Special-Olympics-Powerlifter hervor Foto: privat

Parage unterstrich ebenfalls, dass sich die Zusammenarbeit mit Special Olympics jedes Jahr verbessert. Diese Allianz liegt ihm persönlich sehr am Herzen. Außerdem will die IPF die Paralympics in den Verband aufnehmen. Sie hofft, den Zuschlag vom International Paralympic Committee (IPC) zu erhalten. Auch in Luxemburg sind bereits Kontakte geknüpft worden.

Einsatz für den Frauensport

Bereits zu Beginn des Monats war Timmers ausgezeichnet worden – diesmal für ihren Einsatz für Frauen im Sport. Eine 20-köpfige Gruppe von Mitgliedern des luxemburgischen Verbands PWFL fand sich im Festsaal der „Schéiss“ ein, als die Athletin mit dem „Mérite Elsy Jacobs“ geehrt wurde. Der Preis ist nach der Radsport-Weltmeisterin Elsy Jacobs, die auch Mitglied des SaF Zéisseng war, benannt und wird jährlich an Akteure aus dem nationalen Sport vergeben, die sich in Sachen Gleichberechtigung hervorgetan haben. Ankie Timmers und Paul Wilwerding, Trainer der Frauenmannschaft beim SC Ell und seit Jahrzehnten im Einsatz für den Damenfußball in Luxemburg, wurden dieses Jahr ausgezeichnet.

In seiner Laudatio ging Alain Hammang nicht nur auf die sportlichen Leistungen der Weltklasseathletin ein, sondern rückte auch den Menschen in den Mittelpunkt. Seit Jahren arbeitet Timmers in der Krankenpflege mit Personen mit Trisomie 21 zusammen. Nach ihrem Bachelor-Studium hat sie eine Zusatzausbildung absolviert und engagiert sich stark in diesem Bereich. Auch im Verband ist sie an vielen Fronten aktiv, sei es als Trainerin oder Women’s Coordinator.

Klare Worte hatte ebenfalls Gaston Parage in seiner Rede: Dass er überhaupt mit dem Powerlifting-Weltverband in Berührung gekommen ist, sei auf Sportlerinnen zurückzuführen. Parage erwähnte Malou Thill, Danielle Lorang, Carole Wagner und vor allem Marion Hammang – alles Luxemburger Powerlifterinnen, die international für Furore gesorgt haben. Als IPF-Präsident war ihm die Entstehung gemeinsamer Meisterschaften für Frauen und Männer wichtig. Er betonte ebenfalls, dass bei der WM in Reyjavik Frauen und Männer auf der gleichen Plattform antraten.

Davon konnten sich die Zuschauer überzeugen: Unter anderem die Gruppe, in der Timmers im Einsatz war, wurde live auf Eurosport und auf dem YouTube-Kanal der Olympischen Spiele übertragen. Frauen aus der -84- und Männer aus der +120-kg-Klasse traten nacheinander auf die Plattform.

Als Nächstes wird die Athletin, die auch ihre Verletzung auskurieren muss, am kommenden Wochenende beim Benelux Cup als Co-Trainerin im Einsatz sein. Rund 20 Sportler aus den Vereinen SC Hamm und Silverbacks werden die Kräfte bündeln und die Landesfarben in Louvain-la-Neuve vertreten.