Karl-Heinz Rummenigge hat Real Madrid die „Hölle“ in München versprochen, auch Pep Guardiola und seine Spieler setzen bei der Aufholjagd im eigenen Stadion voll auf den Heimvorteil. „Wir, der Trainer und die Spieler, können es nicht alleine machen. Die Fans wollen auch das Finale schaffen“, warb Guardiola mit Blick auf das schwierigste Spiel seiner Amtszeit beim Champions-League-Sieger um totale Unterstützung.
Mit 68.000 frenetischen Zuschauern im Rücken möchte der Titelverteidiger das Traumziel Lissabon heute Abend trotz der 0:1-Hypothek aus dem Hinspiel in Madrid doch noch buchen. „Real weiß, dass es noch nicht vorbei ist. Wir werden alles reinlegen, um ins Finale zu kommen“, verkündete Arjen Robben am Montag kämpferisch.
Die bislang erfolgreiche Deutschland-Tour von Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Co. über Schalke (Achtelfinale) und Dortmund, wo Real im Viertelfinale bei einer 0:2-Niederlage ganz dicht vor dem K.o. stand, soll in München ein weiteres Mal enden. Es wäre Reals drittes Halbfinal-Aus nacheinander – und Bayerns dritte Finalteilnahme in Serie nach 2012 und 2013.
Brisanz
Schon das verbale Vorspiel am Montag beschrieb die Brisanz einer Partie, über die 880 Medienvertreter berichten werden. In jedes Land der Welt, bis auf Nordkorea, sollen nach Angaben von Bayern-Sprecher Markus Hörwick TV-Bilder flimmern. Passend zu dem Spektakel dozierte der Kosmopolit Guardiola im Pressesaal gleich in vier Sprachen – Deutsch, Spanisch, Englisch und Italienisch – über das bayerisch-königliche Gigantenduell.
Der 43-Jährige verhehlte nicht, dass er trotz der fürchterlichen Deutschland-Bilanz von Real, das in München noch nie gewinnen konnte und gleich neun von zehn Partien verlor, rund um die Uhr nach dem passenden Final-Schlüssel fahndet.
„Ich muss noch eine Nacht darüber schlafen, was ich verändern werde“, kündigte der Tüftler an. Viele Gespräche wollte er darum noch führen, die Mannschaft ließ er ausnahmsweise in der Nacht vor einem Heimspiel wieder mal in ein Hotel einrücken – zum Sinneschärfen.
Überfall Taktik
Guardiola weiß, dass sich etwas ändern muss im Vergleich zum ertraglosen Münchner Dominanz-Auftritt in Madrid. „Wir müssen effektiver spielen“, sagte der Katalane. Vom Ballbesitz-Fußball will er aber auch beim Finale vor dem Finale nicht abrücken. Es gehe um die Balance, die er finden müsse, jene zwischen Mut zum Risiko und der Furcht vor Reals Konterstärke mit den Turbo-Stürmern Cristiano Ronaldo, Gareth Bale und auch Hinspiel-Torschütze Karim Benzema. „Sie haben viele Spieler, die uns wehtun können. Wir müssen versuchen, sie von unserem Tor fernzuhalten“, betonte Guardiola.
Real dürfte wieder auf die defensive Überfall-Taktik der ersten 90 Minuten vertrauen. Ein Sieg muss gar nicht das Ziel der Madrilenen sein. „Ich bin überzeugt, dass sie auf das Auswärtstor spielen werden“, sagte Guardiola voraus. Ein Real-Tor – und die seit Wochen hinten instabilen Bayern müssten selbst schon drei erzielen, um ins Endspiel gegen den FC Chelsea oder Atletico Madrid zu stürmen. „Wir wissen, dass wir Geschichte schreiben können“, sagte Robben.
Mit dem Rücken zur Wand
Nicht abwarten, Initiative ergreifen, empfiehlt Philipp Lahm: „Wir müssen von Anfang an Gas geben, mit Leidenschaft und Herz spielen.“ Der Kapitän könnte wieder nach rechts rücken, um Ronaldo erfolgreich zu bekämpfen und das Münchner Flügelspiel zu stärken. Mit Mandzukic und Müller könnte Guardiola doppelten Druck auf Reals Innenverteidiger ausüben, dazu mit Javi Martinez mehr Wucht und ein kämpferisches Element ins Mittelfeld hineinbringen. Denn am Ende „hängt alles von den Spielern ab“, wie der Coach betonte.
Starke Einzelspieler allein werden aber nicht genug sein, bemerkte Guardiola jedoch, der erstmals in einem Spiel mit dem FC Bayern mit dem Rücken zur Wand steht. Einem Rückstand liefen die Pep-Bayern noch nie nach.
Im Überblick
Champions League
Halbfinale, Rückspiele
Dienstag, 29. April 2014
20.45 Uhr: FC Bayern – Real Madrid -:-
(Hinspiel 0:1)
Mittwoch, 30. April 2014
20.45 Uhr: Chelsea – Atletico Madrid -:-
(Hinspiel 0:0)
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