Sonntag26. Oktober 2025

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Paul Philipp: „Et ass Culot dran“

Paul Philipp: „Et ass Culot dran“

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Neun Spiele, ein Sieg, zwei Unentschieden und sechs Niederlagen. Das sind die Resultate von Nationaltrainer Luc Holtz seit seinem Amtsantritt im August.

Zeit, eine erste Bilanz mit ihm und
Verbandspräsident Paul Philipp zu ziehen.

Bosnien-Herzegowina

Paul Philipp: „Ich bin der Meinung, dass die Angelegenheit sich einrenkt“

Die UEFA hat gedroht, Bosnien-Herzegowina aus allen europäischen Wettbewerben auszuschließen, wenn der Verband nicht innerhalb von sechs Monaten einen einzigen Präsidenten nominiert.

Davon betroffen wäre auch Luxemburg und der im Großherzogtum aufgewachsene Miralem Pjanic (Olympique Lyon). Die FLF-Auswahl spielt in der EM-Qualifikationsgruppe D gegen den Vielvölkerstaat.

Der Luxemburger Verbandspräsident, Paul Philipp, ist der Meinung, dass sich die Lage noch vor dem Rückspiel gegen Bosnien-Herzegowina am 7. Oktober in Zenica beruhigen wird: „Ich bin der Meinung, dass die Angelegenheit sich einrenkt. Die UEFA hat jetzt ein letztes Druckmittel eingesetzt, das seine Wirkung zeigen wird. Es ist schlecht, wenn wegen ethnischen und politischen Problemen die Sportart in Mitleidenschaft gezogen wird, das will die UEFA mit diesem Ultimatum verhindern. Wir als Gegner in der Gruppe D sind nicht so direkt betroffen wie zum Beispiel Rumänien, das Punkte braucht. Schade, wenn diese Entscheidung einen großen Einfluss auf die EM-Qualifikation hätte.“

Eine Entscheidung, ob u.a. das Spiel gegen Bosnien stattfindet, fällt in den nächsten Wochen.

Es war kein leichter Start für den ehemaligen Nationalspieler. Nach dem Rücktritt von Guy Hellers – am 3. August 2010 – bekam Luc Holtz kurz vor dem Testländerspiel gegen Wales den Auftrag, die FLF-Auswahl interimistisch zu betreuen. Trotz einer deutlichen 1:5-Schlappe gegen die Walliser entschied sich der Verband am 18. August, den 41-Jährigen vom U21- zum A-Trainer zu berufen.

Seit diesem Zeitpunkt hat es Luc Holtz geschafft, nach und nach der Nationalmannschaft seinen Stempel aufzudrücken. FLF-Präsident Paul Philipp zeigt sich jedenfalls sehr zufrieden mit der bisherigen Arbeit von Holtz: „Es gibt zwei Aspekte zu berücksichtigen. In den vergangenen Monaten haben wir positive Resultate erzielt. Was mich aber deutlich mehr zufrieden stellt, ist die Art und Weise, wie wir Fußball spielen. ’Et ass Culot dran.‘ Und die Angst, Fehler zu machen, ist gewichen.“

Schöner spielen

Nach der Ära Guy Hellers stellte sich die FLF die Frage, welcher Trainer attraktiveren Fußball spielen lassen würde, ohne die Defensivarbeit zu vernachlässigen, und fand ihn in Luc Holtz. „Wir müssen auch mal den Zuschauern etwas bieten, ohne direkt sieben Tore zu kassieren. Das Publikum soll nicht nur wegen der Gegner, sondern auch wieder wegen unserer Mannschaft ins Stadion kommen. Die Mischung aus Organisation und Risiko scheint Luc Holtz im Moment gut zu gelingen“, erklärt Paul Philipp.

Trotzdem will der Verbandspräsident die geleistete Arbeit von Vorgänger Guy Hellers nicht schmälern. „Damals waren die Spieler vielleicht noch nicht reif genug. Jetzt sind sie sich auch bewusst, dass sie anders Fußball spielen können. Eine gewisse Abgeklärtheit ist zu beobachten“, so Philipp.

Viel Wert hat Nationaltrainer Luc Holtz in der Vorbereitung und in den Trainingslagern auf direktes Passspiel gelegt. Die Zeit bei der Ballannahme sollte verringert werden, um so mehr Raum zu schaffen und die Defensive zu entlasten. Diese Philosophie will die FLF in Zukunft im gesamten Nachwuchsbereich durchsetzen. Bis dies geschieht, muss aber erst einmal ein Nachfolger für den zum FC St. Gallen abgewanderten Jeff Saibene gefunden werden. In spätestens einem Monat soll ein neuer Sportdirektor vorgestellt werden. „Der zukünftige DTN (‚Directeur technique national‘) soll in engem Kontakt mit Luc Holtz stehen und seine Philosophie weiterführen“, erklärt der FLF-Präsident. Allerdings weiß Paul Philipp auch, dass es in Zukunft, trotz des positiven Trends, auch wieder Ernüchterungen geben wird. „Dann ist es wichtig, unsere Linie durchzuziehen. Wir müssen in Zukunft jedenfalls aufpassen, nicht zu euphorisch zu werden. Wir müssen weiter wissen, wer wir sind“, erklärt Paul Philipp.

Interessante Entwicklung

Der Nationaltrainer selbst glaubt, dass das Team sich auf dem richtigen Weg befindet. „Wenn jeder die Nationalmannschaft mit Leidenschaft und Stolz vertritt, habe ich ein primäres Ziel erreicht. Im Moment beobachte ich eine ganz interessante Entwicklung, die aber vorangetrieben werden muss. Irgendwann müssen wir uns auch selbst belohnen für die geleistete Arbeit“, erklärt Luc Holtz.

Er ist sich jedoch auch bewusst, dass er einige Profispieler brauchen wird, um das Niveau noch einmal entscheidend anzuheben: „Aber auch der aktuellen Mannschaft fehlt nicht mehr viel. Ich merke jedes Mal, wie die Truppe sich weiterentwickelt. Der Konkurrenzkampf steigert die Qualität. Es gibt viele Spieler, die sich aufdrängen.“

Einer von ihnen ist Lars Gerson. Der nach zwei sehr guten Leistungen gegen Frankreich und gegen Rumänien bei Luc Holtz hoch im Kurs steht. „Wenn seine Entwicklung so weitergeht, ist er bald nicht mehr zu ersetzen. Seine Entwicklung ist sehr zufriedenstellend, und ich glaube, dass er sich noch steigern kann, weil er sehr ehrgeizig und absolut seriös ist.“

Die Konkurrenz weiter verschärfen werden in Zukunft Kim Kintziger und Mathias Jänisch, die beide studienhalber pausieren, sowie Chris Philipps, der laut Holtz bereits über eine große Reife für sein Alter verfügt, und vielleicht auch noch Jeff Strasser, wenn er sich von seiner Verletzung erholt.