Ni hao! Gudde Moien vu Beijing

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Konfuzius sprach: „Die Natur der Menschen lässt sie einander nah sein, doch die Gebräuche halten sie voneinander fern.“ (Lunyu 17.2)

Konfuzius sprach: „Die Natur der Menschen lässt sie einander nah sein, doch die Gebräuche halten sie voneinander fern.“  (Lunyu 17.2)

Die Monty Pythons waren für ihren britisch-schwarzen Humor berüchtigt. Da wurde vor keiner Minderheit halt gemacht, und schon gar nicht vor einer Mehrheit. Eins ihrer Lieder ging so: „I like chinese, I like chinese, they only come up to your knees, yet they’re always friendly, and they’re ready to please.“ Aus politischer Korrektheit wird an dieser Stelle von einer Übersetzung abgesehen. Aber „bloody right“, um es in der Sprache der Komikertruppe um John Cleese zu sagen, waren sie schon.
Denn so läuft hier der Tag:
Aufstehen, runter zur Rezeption, wo man schon erwartet wird: „Ni hao“ und die Zeitung entgegengestreckt. An der Eingangstür dann „Ni hao“ Nr. 2, „have a nice day, sir“. Vor dem Restaurant, das im Grunde genommen eine Kantine ist, das nächste „Ni hao, how are you today?“ Xie, xie (Danke) gemurmelt und ab zum Frühstücksbuffet, wo einem die Ni haos nur so entgegenfliegen. Schließlich wuseln ungefähr 20 Chinesinnen umher, um die erste Mahlzeit des Tages so perfekt wie irgend möglich zu gestalten. Sogar der Knopf der Espressomaschine wird für uns bedient. Und dann steht da noch jemand daneben, man könnte den Becher ja zu früh herausnehmen. Eine Chance, sein Tablett selbst zu entsorgen, gibt es nicht. Kaum steht man auf, wird es einem auch schon aus den Händen genommen.
Die nächste Welle Ni haos wartet am Security-Check am Ausgang des Mediendorfs. Dort geniert man sich schon fast, die Gäste die Taschen auspacken zu lassen. „Ni hao. You know our policy.“ Diese Politik besteht darin, die Journalisten nur bei Verlassen der Unterkünfte zu durchleuchten. Sofern sie im olympischen Gelände bleiben, ist dies die einzige Kontrolle des Tages. Ein unglaublicher Zeitgewinn.
Vor dem Bus dann die nächste Begrüßung, Ni hao.
Und auch an den Wettkampfstätten warten die freundlichen Helfer. Hat man zu einem Bereich keine Zugangsberechtigung, gibt es zwei Möglichkeiten: Umkehren, oder sie mit ihren eigenen Waffen schlagen: „Ni hao“, ein strahlendes Lächeln und durch. Die Höflichkeit verbietet den Chinesen, hinterherzugehen.
Am Abend im A-la-carte-Restaurant gibt es Simultan-Bedienung von vier Mädchen in Uniform. So schnell, wie die die Gläser nachfüllen, kann man gar nicht saufen, geschweige denn trinken. Auch eine freundliche Nachhilfe mit den komplizierten Stäbchen ist inklusive. „Thank you very much, have a nice evening.“
Im Mediendorf zurück, kommt plötzlich völlig überraschend die „hässliche Fratze“ des Chinesen hervor: Trudelt man nach Mitternacht ein, sagt der Rezeptionist: „Good morning, sir.“ Morning? So haben sie’s gelernt. Und schlagartig wird einem bewusst, dass der Schlaf im Land des Lächelns einmal mehr zu kurz kommen wird.

Zai Jian, bis demnächst aus Beijing

Ihr Phee Lee Mi