Tageblatt: Was hat dich dazu bewogen, dich für das Amt der Präsidentin zu bewerben?
Christelle Diederich: Nach dem Rücktritt von Petz Lahure stellte sich die Frage nach seiner Nachfolge. Vor einigen Monaten hätte ich mir noch nicht vorstellen können, dieses Amt zu übernehmen. Doch nach Gesprächen mit Vorstandsmitgliedern und weiteren Kollegen aus dem Verband habe ich gemerkt, dass ich Unterstützung habe. Dennoch habe ich lange überlegt, ob ich mich zur Wahl stellen soll. Petz hat das Amt 27 Jahre lang ausgeführt und hinterlässt große Fußstapfen. Er ist eine Institution im Sportjournalismus – und das nicht nur in Luxemburg.
Bei insgesamt einem halben Dutzend weiblicher Mitglieder im Verband ist das ein respektabler Anteil
Du bist die erste Frau auf diesem Posten. Was bedeutet dir diese Tatsache?
Ja, es ist eine große Ehre, nach über 95 Jahren als erste Frau an der Spitze des Verbandes zu stehen. Zudem ist mit Jenny Zeyen eine weitere Frau im Vorstand vertreten. Bei insgesamt einem halben Dutzend weiblicher Mitglieder im Verband ist das ein respektabler Anteil.

Im vergangenen Jahr sorgte Sportminister Georges Mischo (CSV) für Aufsehen, als er die Sportberichterstattung in Luxemburg als „lapidar und oberflächlich“ bezeichnete. Wie siehst du diese Kritik?
Darüber wurde ja ausgiebig berichtet und der Minister hat später erklärt, dass er dies nicht so gesagt habe. Ich sehe das jedenfalls anders. Die Sportberichterstattung in Luxemburg ist vielfältig. Sie beschränkt sich längst nicht mehr nur auf den Spitzensport, sondern deckt auch Breitensport, Jugendsport und gesellschaftliche Sportthemen ab.
Welche Rolle spielt der Sportpresseverband?
Es ist wichtig, dass die Sportjournalisten des Landes eine gemeinsame Stimme haben – genau das bietet sportspress.lu. Jede Sportredaktion beschäftigt sich mit Zukunftsfragen: Wie werden die Redaktionen in zehn Jahren aussehen? Wird es noch gedruckte Zeitungen geben? Welchen Einfluss wird künstliche Intelligenz auf unseren Beruf haben? Unser Verband muss dafür sorgen, dass Sportjournalisten, Korrespondenten und Fotografen weiterhin gute Arbeitsbedingungen vorfinden. Der Sportjournalismus ist ein schnelllebiges Geschäft, das kontinuierliche Anpassungen erfordert. Die Kommunikation mit den Mitgliedern spielt dabei eine zentrale Rolle.
Runder Geburtstag und JPEE
Was sind deine Prioritäten als Präsidentin?
Der Dialog mit den Mitgliedern steht an erster Stelle. Zudem müssen wir uns intern breiter aufstellen. Petz Lahure hat unglaublich viel Zeit und Arbeit in den Verband investiert – er ist nicht eins zu eins zu ersetzen. Es braucht ein starkes Team, und ich bin froh, mit einem engagierten Vorstand die kommenden Herausforderungen angehen zu können.
Ein weiteres Anliegen ist die internationale Vernetzung. Petz hat sich in den vergangenen Jahrzehnten intensiv für Kontakte mit internationalen Sportjournalistenverbänden eingesetzt. Das möchte ich weiterführen, sei es bei Akkreditierungen für Großereignisse wie Olympia oder beim Austausch mit Kollegen aus dem Ausland.
Welche Zukunft siehst du für sportspress.lu?
Jedes Jahr im Dezember richtet sich der Blick der luxemburgischen Sportwelt auf unsere Awards Night. Die Wahl der Sportlerin und des Sportlers des Jahres ist unser wichtigstes Ereignis und wird es auch bleiben. 2029 wird zudem ein bedeutendes Jahr: Unser Verband feiert sein 100-jähriges Bestehen, und die Spiele der kleinen Staaten finden in Luxemburg statt. Es wird unsere Aufgabe sein, sowohl unseren Journalisten als auch unseren internationalen Kollegen optimale Arbeitsbedingungen zu bieten.
Du wurdest für zwei Jahre gewählt. Wirst du 2029 immer noch Präsidentin sein?
Warum nicht?
De Maart

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