Ambitionierter Wintersport ist für Flachländer eine besonders große Herausforderung. Nachdem im letzten Jahr aber bereits mit Gwyneth ten Raa und Matthieu Osch zwei Luxemburger bei den Olympischen Spielen in Peking antraten, macht sich die jahrzehntelange Fleißarbeit des kleinen luxemburgischen Verbandes nun auch bei der WM in Courchevel bezahlt. Das olympische Duo wird nämlich durch Joyce ten Raa und Joachim Keghian verstärkt.
Nur wenig fehlte und es wäre sogar ein Quintett startberechtigt gewesen. Der 20-jährige Vielstarter Nikolaj Keghian wird in letzter Zeit in den Speeddisziplinen immer schneller und schrammte im Super-G nur haarscharf an der Norm vorbei. Allerdings wäre die schwierige Strecke der WM noch einmal eine andere Nummer als ein FIS-Rennen gewesen. Weshalb auch Gwyneth ten Raa, trotz eines guten 16. Platzes beim olympischen Festival der europäischen Jugend, bei dieser WM noch auf das Speedrennen verzichtet und sich wie ihre Mitstreiter auf die technischen Disziplinen konzentriert.
Vor Ort lobt der erfahrene Teamchef Gilles Osch: „Der Schnee, die Trainingspisten und die französische Organisation sind wirklich gut. Das ist einer der besten Wettkämpfe, die ich bisher erlebt habe.“ Anfangs hatte man sogar überlegt, an den letzten beiden Tagen in den kurzen Duellen im Parallelslalom mitzufahren. Doch die Weltranglistenplätze waren noch nicht gut genug. Doch auch so ist das Programm für die luxemburgischen Skifahrer gut gefüllt.
Für den Donnerstag und Samstag muss man sich sogar aufteilen: Die beiden Damen sind dann mit Gwyneth ten Raas persönlicher Trainerin Maruša Ferk Saioni, dem erfahrenen Physiotherapeuten Jean-Luc Copus und Vater Roger ten Raa auf der Strecke und die Männer mit FLS-Chefcoach Patrick Emptaz sowie Gilles Osch und seinem Sohn Geoffrey als Physiotherapeut. Der große Vorteil dieses Teams ist, dass fast alle selbst Wettkämpfer waren und an der Piste sehr vielseitig eingesetzt werden können.
Ein harmonierendes Team
„Gwyneth ist eine richtig gute Technikerin, aber vor allem mental sehr stark. Sie schafft es, sich optimal auf ihren Lauf zu fokussieren. Ihre Möglichkeiten sind sehr groß, kaum Luxemburger haben solche Mittel und sie nutzt sie voll aus. Ihre Zukunftsperspektiven sind sehr gut, aber ob sie eines Tages in der Weltspitze mitfährt, kann ich nicht sagen“, erklärt Teamchef Gilles Osch. Die sehr ambitionierte 17-Jährige hat aktuell 40,03 FIS-Punkte im Slalom und 44,85 im Riesenslalom, ist 311. bzw. 442. der Weltrangliste und hat vor ihren ersten Weltmeisterschaften bereits die Olympischen Spiele sowie vor kurzem die FOJE als Erfahrung bei großen Wettkämpfen aufzuweisen.
Ihre ältere Schwester Joyce wird am 1. März gerade mal 20, wurde jedoch bereits von zwei schwereren Verletzungen zurückgeworfen. Gilles Osch urteilt: „Technisch liegt Joyce nicht weit hinter ihrer Schwester und sie ist ähnlich leidenschaftlich und fleißig bei der Sache. Aber sie kämpft noch mit Problemen nach ihrer Verletzung.“ Nach ihrem schweren Trainingssturz im März, mit unter anderem einigen Rippenbrüchen, schied sie diese Saison bei ihrem Dutzend Rennen entweder aus oder fuhr weit hinter ihren Bestleistungen von 77,88 FIS-Punkte im Slalom und 106,39 im Riesenslalom (1.154 und 1.915). Immerhin wurde sie bei den Jugend-Weltmeisterschaften in Sankt Anton vor drei Wochen 33. und 31. Vor allem aber platzte beim letzten Rennen vor zehn Tagen in Prapoutel der Knoten. Als Zehnte war sie mit 84,70 Punkten wieder dabei und meint: „Im Slalom habe ich mein Niveau zurückgefunden, aber in den Rennen ist das Problem auch im Kopf. Ich denke dann, ich will mich nicht wieder schwer verletzen, nicht wieder ins Krankenhaus.“
Die ehrgeizige Skifahrerin erzählt aber ebenso: „Wenn ich mein Niveau zurück habe, ist es toll, zusammen mit meiner Schwester bei Rennen zu starten.“ Dem stimmt Gilles Osch zu, der schwärmt, wie gut die Schwestern harmonieren. Und auch wenn man zu den Wettkämpfen größtenteils unterschiedliche Wege gehen muss, so trainiert man meist zusammen und ist natürlich auch im Hotel ein „großes“ Team. Er sagt: „Es ist toll, dass wir es wieder schaffen, ein Team aufzubauen. Es ist mental enorm schwer, eine ganze Saison lang immer alleine unterwegs zu sein. Im eigenen Team zu sein und abends auch mal ein wenig zu lachen, ein wenig zu diskutieren, diese Ablenkung vom Wettkampfdruck bringt sehr viel.“
Ein richtiger Slalomfahrer
Sein 23-jähriger Sohn Matthieu Osch fährt seit acht Jahren internationale FIS-Rennen, war bereits bei fünf Weltcups, zwei Olympischen Spielen, davor den FOJE und den Olympic Youth Games mit dabei. Seine sehr starke Leistung, als 31. im Riesenslalom und 28. im Slalom bei seiner zweiten Weltmeisterschaft in Cortina d’Ampezzo vor zwei Jahren, will er nach Möglichkeit verbessern. „Er ist ein richtiger Slalomfahrer auf einem technisch sehr hohen Niveau. Im Riesenslalom hat er noch Verbesserungspotenzial“, urteilt der Vater. Mit 47,39 Punkten im Slalom und 54,64 im Riesenslalom ist der Sportsoldat 693. und 965. der Welt.
Mit 81,32 und 90,07 Punkten (1.987. und 2.407) fehlen dem Vizelandesmeister der letzten Jahre, Joachim Keghian, noch ein paar Sekunden auf Matthieu Osch. „Mir fehlt vor allem Training“, lacht er bei der entsprechenden Frage. Da er bei den ersten Rennen der Saison hinterherfuhr, hat er verstärkt trainiert. In St. Anton wurde er 69. im Riesenslalom. Und im gleichen Rennen wie die gleichaltrige Joyce in Prapoutel war auch er als 17. mit 92,33 Punkten wieder auf seinem Leistungsniveau. Gilles Osch meint: „Er ist ein reiner Techniker, der mental noch wachsen muss. Er macht sich manchmal zu viele Gedanken, um seine Trainingsleistungen auch im Rennen zu zeigen.“
Im Überblick
Am Donnerstag:
Riesenslalom Frauen und Qualifikation Männer
Am Freitag:
Riesenslalom Männer
Am Samstag:
Slalom Frauen und Qualifikation Männer
Am Sonntag:
Slalom Männer
De Maart
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