JUDO: Marie Muller wie entfesselt zu Silber

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Grand Slam in Rio de Janeiro (BRA): Sieg gegen Weltranglistenzweite in Runde zwei

Nach dem erfolglosen Auftakt beim Grand Prix in Tunesien vor zwei Wochen hat Marie Muller am vergangenen Samstag beim Grand Slam in Rio de Janeiro (Brasilien) mit dem zweiten Platz ihr bestes Karriere-Ergebnis erzielt. / Marc Biwer

In Rio wurde eine der wenigen Grand-Slam-Runden ausgetragen, nach den Weltmeisterschaften der am höchsten dotierte Turniermodus. Erschwerend kam hinzu, dass bei Grand Slams, wie bei einem Grand Prix, keine Trostrunde ausgetragen wird und ein verlorener Kampf mit dem direkten Ausscheiden verbunden ist. Wegen der Bedeutung dieses Wettkampfs an der Copacabana war der Grand Slam denn auch qualitativ und quantitativ erstklassig besetzt. Im Total waren 40 Nationen (u.a. 22 europäische und fünf asiatische) mit 358 Judokas vertreten, 192 Männer und 166 Frauen.

Acht aus den Top Ten

Die Kategorie von Marie Muller war mit 28 Kämpferinnen wieder einmal eine der am stärksten besetzten. Aus den Top Ten der Weltrangliste waren acht Judokas in dieser Gewichtsklasse eingeschrieben. Bis auf eine Ausnahme sollte es allerdings nicht der Tag der gesetzten Damen werden.

Wie vor Jahresfrist musste Marie Muller mit einem hochwertigen Los rechnen, vor einem Jahr schied die Sportsoldatin gegen die routinierte Belgierin Ilse Heylen (damals Nr. 14 der WR) in der ersten Runde aus. Diesmal durfte die Luxemburgerin als Nummer 15 der Setzliste mit einem Freilos beginnen, traf dann aber in Runde zwei auf Anhieb auf Natalia Kusjutina (Nr. 2). Die Russin galt als Favoritin gegen die Weltranglisten-32. Es sollte aber alles ganz anders kommen: Marie Muller wuchs über sich hinaus, landete nach 1’43“ einen Hansoku-make und stand damit im Finale der Vorrundengruppe C.

In diesem Kampf wartete mit Andressa Fernandes eine sehr unbequeme Gegnerin, die zuvor überraschend mit Kitty Bravik (NED) die Nummer 9 der Welt und anschließend mit Yanet Bermoy (CUB) die Vizeweltmeisterin, Nummer 12 der Welt, aus dem Turnier befördert hatte. Die Brasilianerin konnte allerdings jeweils nur mit Shido ihre Gegnerinnen bezwingen. Und darin lag auch die Schwierigkeit dieser Begegnung, denn MarieMuller musste nicht nur gegen Fernandes kämpfen, sondern auch gegen 5.000 brasilianische Kehlen. Die 24-Jährige ließ sich allerdings nicht von der Goldgewinnerin der Südamerikanischen Spiele beeindrucken. Wie entfesselt trat die Luxemburgerin nach ihrem Auftaktsieg auf und konnte die Auseinandersetzung nach 3’11“ mit zwei Wazari gewinnen.

Mitreißend

Mit diesem Sieg schaffte Marie Muller den Sprung in die Finalrunde. Im Halbfinale traf sie auf die deutsche Nummer eins, die WM-Dritte Romy Tarangul (WR 8). Damit gebührte der Luxemburgerin erneut die Außenseiterrolle, die ihr aber zu liegen schien. Sie ging schnell mit einer kleinen Wertung in Führung. „Zur Überraschung aller ging nun aber nicht die Deutsche auf Aufholjagd, sondern die Luxemburgerin dominierte weiter das Geschehen und baute ihre Führung mit zwei weiteren Wertungen aus. Dieser Kampf war so sehenswert und mitreißend, dass die Brasilianer sogar Marie anfeuerten, obwohl sie zuvor die Brasilianerin aus dem Turnier geworfen hatte“, so der Kommentar ihres Trainers Ralf Heiler.

Leider konnte Muller dann im Finale nicht mehr an die gezeigten Leistungen anknüpfen. Vielleicht war seit ihrem Trainingslager in Tokio auch der Respekt vor der Weltmeisterin Misato Nakamura zu groß, die Weltranglistenführende aus Japan konnte nach 2’27“ mit zwei Wazari ihre derzeitige Vormachtstellung mit der Goldmedaille unterstreichen.

Für Marie Muller blieb mit der Silbermedaille unterm Strich das beste Ergebnis ihrer Karriere. Und jede Menge Qualifikationspunkte, genau so viele wie beim Gewinn eines EM-Titels. Im Anschluss an den Grand Slam wird sich die Athletin des JC Bonneweg in Rio an einem Trainingscamp beteiligen, um dann am kommenden Wochenende in São Paulo beim Weltcup den nächsten Versuch zu starten.