BasketballIm FLBB-Team beginnt ein Umbruch

Basketball / Im FLBB-Team beginnt ein Umbruch
Die FLBB-Herren werden in den kommenden Monaten einen Verjüngungs-Prozess erleben Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Nach einer doch etwas enttäuschenden Qualifikationskampagne im letzten Sommer, in der man in Irland einen Sieg in letzter Sekunde vergab, starten die FLBB-Herren am Donnerstag im rumänischen Cluj in die „Prequalifiers“ für die WM 2027. Kein einfaches Unterfangen, denn im Team von Trainer Ken Diederich findet gerade ein kleiner Umbruch statt.

Rückblick: Es war ein Früh-Sommer 2023, der es für die FLBB-Herren in sich hatte. Nachdem das Team Anfang Juni bei den Spielen der Kleinen Staaten in Malta erstmals in der Geschichte die Goldmedaille gewonnen hatte, war bei der Vorqualifikation für die EM 2025 einen Monat später die Luft doch etwas raus. Zum ersten Mal, seit Ken Diederich 2016 das Nationalteam übernommen hatte, gelang Luxemburg in einer Qualifikations-Kampagne nämlich kein Sieg. Gegen Kroatien, damals die Nummer 13 in Europa, keine Überraschung, doch vor allem gegen Irland hatte man sich mehr erhofft, auch wenn sich die Iren in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt haben. Besonders in Dublin hatten Kapitän Alex Laurent und Co. den Sieg in der Hand. „Wir haben zwei gute Spiele gezeigt. Einmal gegen Kroatien zu Hause und dann in Irland, wo wir uns leider nicht belohnt haben. Dann gab es zwei weniger gute Partien. Beim Spiel zu Hause gegen Irland haben wir nicht das abgerufen, was wir können. Sie waren am Maximum, wir nicht. In Kroatien, das war zu erwarten, haben wir auf 36 verloren, das ist das normale Programm“, blickt Trainer Ken Diederich auf die letzten vier Qualifikationsspiele zurück. Dabei scheiterte das Team in Dublin einmal mehr an einer desolaten Quote von der Drei-Punkte-Linie, wie Diederich weiter erklärt. „Drei von 27 Versuchen … Wir haben einfach zu schlecht geworfen, um gewinnen zu können.“ 

Im Umbruch: Ein halbes Jahr nach dem Ende der letzten Vorqualifikation steht bei den FLBB-Herren nun ein kleiner Umbruch an. Bobby Melcher, der in den vergangenen Jahren, wenn er dabei war, zu den absoluten Leistungsträgern gehörte, will sich vermehrt auf seinen Beruf konzentrieren und hat sich somit aus dem Nationalkader verabschiedet. Über Jahre hinweg waren auch Thomas Grün und Alex Laurent wichtige Stützen im Team. Beide sind zwar noch immer dabei, doch nach Grün, der inzwischen seine zweite Saison in Esch bestreitet, hat sich nun auch Alex Laurent vom Profi-Basketball verabschiedet und spielt aktuell wieder bei seinem Jugendklub, der Amicale Steinsel. Demnach dürfte ab diesem Qualifikationszeitfenster Ben Kovac noch einmal mehr an Verantwortung übernehmen. Der Sportsoldat, der am Donnerstag seinen 24. Geburtstag feiert, ist inzwischen auch bei Patrioti Levice in eine Führungsrolle hineingewachsen und führt den slowakischen Meister in dieser Saison sogar als Kapitän an. Auch Malcolm Kreps, der seit dieser Saison in den Niederlanden als Profispieler aufläuft, dürfte in den kommenden Monaten im Nationalteam mehr gefordert sein. Der 22-Jährige erlebt derzeit in Den Helder jedoch nicht die einfachste Debütsaison, da er in den Partien kaum auf den Korb werfen darf. Auch hinter Ivan Delgado, dem dritten Auslands-Profi, liegen zwei schwere Jahre, der nun mit Yoast United aber doch noch einen Klub in den Niederlanden gefunden hat. „Ich freue mich wirklich für ihn. Es ist meiner Meinung nach auch der stärkste Klub, bei dem er bisher war. Ich kenne den Trainer und ich glaube, wir haben etwas ausgearbeitet, das für beide Seiten Sinn macht. Es ist jedenfalls die Gelegenheit für ihn, sich endlich zu zeigen“, meint Diederich.

Die Youngsters: Seit Ken Diederich 2016 das Traineramt übernommen hat, war er stets bemüht auch jungen Talenten eine Chance zu geben. Diese sollen in dieser Qualifikation auch Sparta-Eigengewächs Max Logelin und Ivor Kuresevic, der inzwischen in der ersten österreichischen Liga spielt, erhalten. „Sie werden sicherlich eine größere Rolle spielen, weil ich sehe, dass es bei ihnen in die richtige Richtung geht. Es ist an der Zeit, dass sich das Team etwas verjüngt“, erklärt der Nationaltrainer. „Ivor hat einen riesigen Satz nach vorne gemacht. Ich mochte ihn immer schon gerne, weil er sauber spielt, gut wirft und physisch stark ist. An ihm werden wir noch viel Freude haben.“ Logelin soll seinerseits nach und nach in die Fußstapfen von Bobby Melcher treten und wird sich die Point-Guard-Position mit Philippe Gutenkauf teilen. „Wenn ich einen Spieler in der letzten Woche hervorheben muss, dann ihn. Er hat einen Riesenschritt gemacht, auch von der Reife, seinen Entscheidungen, seinem Talent und seiner Fähigkeit zu passen.“

Der Kader: Vom ursprünglich 16-köpfigen Kader, mit dem Ken Diederich in die Vorbereitung gestartet ist, sind nur noch 13 Spieler übrig geblieben. Dorian Grosber, in den der Coach große Hoffnungen setzt, hat sich bei seinem Klub ALBA Berlin verletzt und wird erst einmal drei Monate pausieren müssen. Yannick Verbeelen und Davy Rocha waren derweil krank und verpassten den größten Teil der vergangenen Trainingswoche. Für die Partie in Rumänien wurde schließlich Fels-Spielführer DJ Wilson nicht berücksichtigt, er dürfte dann jedoch zu Hause gegen Norwegen wieder im Kader stehen. Erstmals mit dabei wird somit der Düdelinger Christopher Jack sein. „Er hat in den letzten Jahren unter Yves Defraigne eine gute Entwicklung genommen. Er ist der luxemburgische Spieler mit der besten Dreier-Quote. Ich beklage mich immer, dass ich nicht genug Leute habe, die gut werfen. Die Konsequenz ist, dass ich dann auch den mitnehme, der gut von der Dreier-Linie trifft.“

Ken Diederich ist sich bewusst, dass die FLBB-Herren mit Rumänien und Norwegen die wohl schwierigste Gruppe der Vorqualifikation erwischt haben
Ken Diederich ist sich bewusst, dass die FLBB-Herren mit Rumänien und Norwegen die wohl schwierigste Gruppe der Vorqualifikation erwischt haben Foto: Editpress/Fernand Konnen

Rumänien: In der vorletzten Kampagne, die im Sommer 2022 endete, trafen die FLBB-Herren bereits auf den gleichen Gegner, der derzeit in der Weltrangliste an Position 61 geführt wird. In Erinnerung ist da besonders das Spiel in der Coque, als Laurent und Co. sehr nah an der großen Überraschung dran waren, am Ende aber 70:73 verloren. „Hier haben wir uns wieder einmal durch die Dreier-Quote nicht belohnt“, beklagt der Coach. Viel verändert hat sich beim Gegner nichts, wie Diederich weiter meint. „Sie sind enorm physisch, aber nicht so schnell, jetzt aber besser gecoacht, mit ihrem jungen Trainer von Cluj (Mihai Silvasan, Anm. d. Red.).“ Vor allem Spieler wie Cate und Popa stechen dabei mir ihrer Größe heraus, doch sieht Ken Diederich sein Team nicht chancenlos, wenigstens beim Heimspiel, das im kommenden November stattfinden wird. „Damals haben wir zweimal gut gegen sie gespielt, und das gilt es zu bestätigen. Ob wir am Donnerstag dort eine Chance haben werden, bleibt abzuwarten.“

Norwegen: Auch wenn man in den letzten Jahren kaum etwas vom zweiten Gegner der Gruppe B gehört hat, da Luxemburg in der rezenten Vergangenheit nicht gegen sie spielte, schätzt Ken Diederich Norwegen, Nummer 75 der Welt, noch stärker als die Rumänen ein. „Sie haben in den letzten Jahren vor allem sehr viel in der Jugend gearbeitet. Sie haben drei Spieler in der Bundesliga, welche in Spanien und in den USA. Sie spielen einen ähnlichen Basketball wie wir, sehr schnell. Das liegt uns weniger gut.“ Dabei betont der Nationaltrainer, dass die Norweger in den letzten Monaten gegen Teams wie Bulgarien und Österreich gewonnen haben. „Ich fürchte, das Spiel am Sonntag wird schwieriger als das in Rumänien.“ Im norwegischen Team sticht dabei besonders Harald Frey hervor, der in dieser Saison in der Bundesliga bei Bonn aufläuft.

Erwartungen: Luxemburg hat wohl die schwerste der drei Vorqualifikations-Gruppen erwischt, wie der Coach meint: „Theoretisch wären auch die bereits bekannten Gegner Kosovo und Irland möglich gewesen, dann hätte vielleicht eine Chance auf eine Qualifikation bestanden.“ Für die nächste Runde qualifizieren sich übrigens die jeweiligen Tabellenersten sowie der beste Tabellenzweite. „Im Moment sind wir wirklich in einer Transitionsphase, haben einige Spieler, die in einem Loch waren. Alex war weniger gut drauf, Clancy (Rugg) war angeschlagen. Wir haben viele kleine Sachen, die schwierig sind, das gehört dazu.“ Dennoch gehen die FLBB-Herren auch nicht ohne Ambitionen in diese Vorqualifikation und hoffen, vielleicht schon am Donnerstag die Rumänen in einer wohl physischen Partie überraschen zu können.


Im Überblick

Der Luxemburger Kader: Ivan Delgado (Yoast United/NL), Philippe Gutenkauf (Etzella Ettelbrück), Thomas Grün, Clancy Rugg (beide Basket Esch), Christopher Jack, Joé Kalmes (beide T71 Düdelingen), Ben Kovac (Patrioti Levice/SVK), Malcolm Kreps (Den Helder Suns/NL), Ivor Kuresevic (Vienna Timberwolves/AUT), Alex Laurent (Amicale Steinsel), Max Logelin (Sparta Bartringen), Oliver Vujakovic (Résidence Walferdingen), DJ Wilson (Arantia Fels); Trainer: Ken Diederich; Assistant-Coaches: Denis Toroman, Pit Rodenbourg

Programm, Gruppe B:
Am Donnerstag:

18.00: Rumänien – Luxemburg
Am Sonntag:
17.00: Luxemburg – Norwegen (in der Coque)
21. November 2024:
Norwegen – Rumänien
24. November 2024:
Luxemburg – Rumänien
20. Februar 2025:
Norwegen – Luxemburg
23. Februar 2025:
Rumänien – Norwegen