Donnerstag30. Oktober 2025

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„Ich bin bereit, und ich kann gewinnen“

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"Je me sens prêt, et je peux gagner": Diesen Satz sagt Karim Guerfi ganz einfach so dahin, ohne die Stimme zu heben – und gerade dadurch glaubt man ihm sofort.

Dabei spricht der junge französische Boxer (24) mit Luxemburger Lizenz von nichts anderem als einem WM-Kampf.

Düdelingen: Gala am 20. Januar

Die schon traditionelle Dezember-Gala des BC Düdelingen fand 2011 nicht statt. Dafür bietet der Goy-Klub am 20. Januar 2012 wieder Ring-Kämpfe für die Luxemburger Box-Anhänger.

Es wird eine große Amateur-Gala werden, mit zehn bis zwölf Kämpfen. Der organisierende BCD selbst dürfte vier Amateure in den Ring stellen können.

Im einzigen Profikampf des Abends wird Manager Raymond Goy seinen neuesten Boxer aus Gabun vorstellen: Charles Ovono (Halb-Schwergewicht).

Zwei weitere Boxer aus Gabun hat Goy bekanntlich schon länger unter Vertrag: Taylor Mabika (Cruisergewicht) und Petit-Jésus Gnitedem (Super-Leichtgewicht) werden ihre nächsten Kämpfe am kommenden Samstag in Berlin bestreiten.

Durch die drei Gabuner und mit diesen drei (sowie Guerfi) dürfte Goy im März oder April auch bei einer Gala in Gabuns Hauptstadt Libreville vertreten sein, unter der Schirmherrschaft des Staatspräsidenten.

In Luxemburg plant Raymond Goy 2012 zwei weitere Galas, wohl im Mai und Dezember. Einmal dürfte auch Karim Guerfi mit von der Partie sein, wahrscheinlich im Dezember.

(clc)

Möglich gemacht hat dies sein Manager aus Düdelingen, Raymond Goy, gemeinsam mit dem Berliner Matchmaker Mario Pokowietz. Dafür sind sie neue Wege gegangen, weg aus Europa, zunächst nach Südamerika.

Genauer gesagt nach Panama, wo einer der vier großen Weltverbände – die WBA – ihren Sitz hat und wo die Dichte an Weltklasse-Boxern in Guerfis Gewichtsklasse (Fliegengewicht) extrem groß ist. Nach zwei überzeugend in Panama-City gewonnenen Kämpfen die richtige Entscheidung, wie auch Guerfi sagt: „Natürlich war es die richtige Entscheidung. Die beiden hatten gute Kontakte in Richtung WBA, und auch die Klasse innerhalb dieses Weltverbands hat mich nicht erschreckt. Im Gegenteil, es erhöht die Chancen, irgendwann einen Titelkampf zu bekommen.“

Stolz

Diese Chance könnte schneller als geplant kommen, führt die WBA Kartim Guerfi doch mittlerweile als Nr. 8 auf der Liste der Herausforderer vom amtierenden Weltmeister Hernan Marquez aus Mexiko. „Ça fait du plaisir dêtre dans le top 15, et je suis le seul Européen en plus“, sagt Guerfi nicht ohne Stolz, ohne aber überheblich zu wirken.

Und stolz kann er sein. „Auswärtskämpfe“ im Boxen sind stets schwer zu gewinnen. Da hilft ein K.o.-Sieg, ohne auf Richterstimmen angewiesen zu sein, natürlich ungemein. So gewann der frühere zweifache IBF-Jugend-Weltmeister Kampf Nr. 1 in der Höhle des Löwen. Die da heißt Roberto-Duran-Arena und die wegen eines WM-Kampfs später am Abend mit 14.000 Zuschauern ausverkauft war. „Unglaublich, man spürt richtig die Leidenschaft, die die Zuschauer dort für diesen Sport haben“, ist Guerfi noch immer beeindruckt.

Das Gefühl legt er aber ab, wenn er im Ring steht. So zum Beispiel für Kampf Nr. 2 in Panama, diesmal vor „nur“ ca. 8.000 Zuschauern: „Mein Vater und Raymond waren viel nervöser als ich“, lacht der 24-Jährige.

„Fantastisch“

Sein Manager erklärt sich: „Einstimmig nach Punkten gegen eine einheimische Nr. 1, die dazu noch aus einer Gewichtsklasse höher kommt, zu gewinnen – das muss man erst mal fertig bringen. Fantastisch“, ist Raymond Goy voller Bewunderung für seinen Schützling, den er vergangene Woche für einen Kurzbesuch bei sich zu Hause empfing. Guerfi war mit seinem Vater und Trainer Rachid von seinem Wohnort Manosque (Alpes-De-Haute-Provence) nach Luxemburg gereist, um das „Médico“ für seine Luxemburger Lizenz zu absolvieren.

Da wurde natürlich auch über die Zukunft gesprochen. Bis jetzt ist angedacht, im Februar in Mexiko gegen einen starken mexikanischen Gegner anzutreten. Die Gedanken sind manchmal aber schon bei einem anderen Mexikaner – dem Weltmeister Hernan Marquez. „Ein guter Boxer, aber ich kann ihn schlagen“, so Guerfis lapidare Einschätzung, wobei er u.a. auf seinen Größenvorteil (1,72 m) in dieser sogenannten „kleinen“ Gewichtsklasse verweist.

Aber dies sind nur Planspiele, die schnell ändern können. Zum Beispiel dann, wenn sich Marquez möglicherweise Guerfi für eine freiwillige Titelverteidigung als Gegner aussucht und sich die Managements einig werden … Aber davon kann man nicht unbedingt ausgehen. Also zunächst wohl ein anderer mexikanischer Gegner im Februar.

Funktionierende Mischung

„Hätte ich nur einen übertragenden TV-Sender an der Hand“, seufzt Raymond Goy, „dann wäre eine WBA-Interim-WM sicher möglich. Gewinnt man diese, muss der Weltmeister innerhalb von 21 Monaten gegen uns boxen“, erklärt Goy. Deshalb hat er sich u.a. auch schon nach Algerien gewandt – wo Guerfi herstammt. Algerische Wurzeln, französische Nationalität, Luxemburger Lizenz – eine funktionierende Mischung, die möglicherweise innerhalb der von Süd- und Mittelamerika sowie Asien dominierten Gewichtsklasse für Furore sorgen könnte.

Am liebsten innerhalb der WBA, das ist für Goy klar: „Wir sind mit der WBA ‚verlobt‘.“ Und am liebsten mit der Hilfe und unter den Fittichen des panamesischen Managers Rogelio Espino: „Der hat noch jeden seiner Boxer zum Weltmeister gemacht.“ Die zwei ersten Schritte sind jedenfalls gemacht.