Frauen-HandballHB Düdelingen nach dramatischem Saisonfinale auf dem Meister-Thron

Frauen-Handball / HB Düdelingen nach dramatischem Saisonfinale auf dem Meister-Thron
Der HBD feiert den ersten Meistertitel seit 2016 im Frauen-Handball Foto: Editpress/Fernand Konnen

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Dramatischer hätte das Meisterschaftsfinale im Frauen-Handball nicht verlaufen können. Als Käerjeng kurz nach der Pause mit sechs Toren führte, deutete eigentlich alles auf eine souveräne Titel-Verteidigung hin, doch dann startete Düdelingen eine spektakuläre Aufholjagd. Nach einer dramatischen Schlussphase durfte der HBD den ersten Meistertitel seit 2016 bejubeln.

Es läuft am Samstagabend gerade die 39. Spielminute. Tina Welter trifft zur 17:11-Führung und es sieht alles nach dem dritten Meistertitel in Folge für den HB Käerjeng aus. Doch es folgt eine fatale Phase für die Titelverteidigerinnen. Innerhalb der nächsten zehn Minuten gelingen ihnen nur drei Tore, Düdelingen dagegen neun. Die Käerjengerinnen legen zwar nach dem 20:20-Ausgleich des HBD noch zweimal vor, doch dann müssen sie zusehen, wie der Titel ihnen schmerzlich aus den Händen gleitet. Nachdem Kim Wirtz in der 54. zum 22:22 ausgleicht, bringt Ninon Bolle den HBD eine Minute später auf Meisterkurs. Ihre Führung geben die Düdelingerinnen nicht mehr her. Nach dem Pokalsieg vor einem knappen Monat machen sie auch den Meistertitel perfekt – den elften der Vereinsgeschichte, den ersten seit acht Jahren.

„Es ist Erleichterung pur“, freute sich Kapitänin Kim Wirtz nach der Schlusssirene. „Wir haben uns in der Pause gesagt, dass wir nicht noch einmal das gleiche Szenario wie in den letzten beiden Jahren erleben wollen und noch einmal alles geben müssen.“ In den beiden vergangenen Saisons war es ebenfalls am letzten Spieltag zu einem Finale um den Meistertitel gekommen, beide Male musste sich der HBD gegen Käerjeng geschlagen geben. „Letztes Jahr haben sie uns den Titel vor heimischem Publikum weggenommen, jetzt haben wir es bei ihnen geschafft“, sagte Laura Willems inmitten des Jubels: „Wir haben die ganze Saison auf diesen Moment hingearbeitet, es fühlt sich mega an, das Double zu gewinnen.“ Auch Torhüterin Pauline Leythienne war die Freude ins Gesicht geschrieben. „Ich bin jetzt seit drei Jahren in Düdelingen. Wir haben den Titel in dieser Zeit zweimal im letzten Spiel verloren, jetzt hat die Revanche endlich geklappt. Es ist genial.“

Nach der großen Revanche des HBD hatte es zunächst lange nicht ausgesehen. Käerjeng spielte sich bereits in den ersten zehn Minuten einen 4:1-Vorsprung heraus, ermöglicht durch einen überragenden Start von Torhüterin Jurcevic, die eine Parade nach der anderen auspackte. Düdelingen konnte zwar in der Folge zum zwischenzeitlichen 4:4 ausgleichen, doch der Gegner war besser im Spiel und zog erneut davon. HBD-Coach Mikel Molitor reagierte beim 5:7-Rückstand in der 20. Minute mit einem Time-out, doch die Wirkung blieb aus. Bis zur Pause erhöhte Käerjeng sogar auf 13:8.

„Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, von Beginn an eine kompakte Defensive und schnell nach vorne zu spielen. Beides hat nicht funktioniert, sie waren gut auf uns eingestellt“, blickt Willems auf die erste Halbzeit zurück: „Danach war es für uns ,do or die‘.“ Genauso sah es auch Wirtz: „Wir waren uns bewusst, dass uns noch eine ganze Halbzeit bleibt, um den Rückstand aufzuholen. Wir mussten ab diesem Zeitpunkt Vollgas spielen und mehr Risiken eingehen.“

„Dieser Titel ist lang ersehnt“

Nach dem Seitenwechsel erhöhte Käerjeng aber zunächst seinen Vorsprung auf sechs Tore und alles deutete auf eine erfolgreiche Titelverteidigung hin. Doch dann begann der Plan der Düdelingerinnen aufzugehen. Während beim HBK die Kräfte anfingen zu schwinden, steigerte sich der HBD in der Defensive und holte unter anderem durch viele schnelle Konter den Rückstand auf. In der Schlussphase kam auch Torhüterin Leythienne immer besser in Fahrt und ermöglichte den Düdelinger Sieg mit wichtigen Paraden in der entscheidenden Phase. „Ja, ich habe am Ende ein paar wichtige Bälle gehalten. Es waren bis dahin zwar nicht so viele Paraden, manchmal reicht es aber einfach im richtigen Moment da zu sein. Ich bin froh über meine eigene Leistung, aber der Sieg ist der Verdienst des ganzen Teams“, so die Französin. HBD-Präsident Christian Schott lobte nach dem Match den Kampfgeist der Düdelingerinnen. „Dieser Titel ist lang ersehnt. Es bedeutet dem Verein sehr viel, dass die Meisterschaft nach so langer Zeit wieder in Düdelingen ist. Unsere Spielerinnen haben eine richtig starke Mentalität gezeigt.“

Bei Käerjeng war die Enttäuschung dagegen groß. „Ich kann nicht genau erklären, was passiert ist. Es war eigentlich ein gutes Spiel. Düdelingen ist dann in der zweiten Halbzeit gut zurückgekommen, dafür muss man sie beglückwünschen“, so Tina Welter. „Es ist aber auf gar keinen Fall so, dass wir sie unterschätzt haben, wir wussten, dass sie den Kader haben, um den Rückstand aufholen zu können. Nachdem wir alle fast durchgespielt haben, waren wir irgendwann mal platt. Insgesamt hatten wir eine komplizierte Saison, wir werden nächste Saison stärker zurückkommen.“ Der HB Käerjeng geht damit erstmals seit 2020 im Damen-Handball leer aus.

Statistik

Käerjeng: Jurcevic (1-47’, 54-60’ 18 Paraden), Wagner (47-54’, 2 P.), Huberty (bei 1 7m) – Scheer, Galic 3, Birsens 2, L. Cannata, Zuk 6, S. Cannata 1, Monteiro 1, A. Radoncic, S. Radoncic, Kirtz 6, Pirrotte, Biembongo, Welter 5/3
HBD: Leythienne (1-30’ 44-60’, 16 P., davon 2 7m), Fangueiro (30-44’, 1 P.) – Wirtz 1, Ciufoli 1, Mputu, Dickes 3/3, Willems 5, Steffen 5, Gomes, Dautaj 1, Gambini 4, Krier, Bolle 4, Carrara, Corbonnois, Boss 2
Schiedsrichter: C. Mauvet/L. Mauvet
Zeitstrafen: Käerjeng 5 – HBD 1
Siebenmeter: Käerjeng 3/5 – HBD 3/3
Zwischenstände: 5’ 0:1, 10’ 4:1, 15’ 4:4, 20’ 7:5, 25’ 9:7, 30’ 13:8, 35’ 15:9, 40’ 17:13, 45’ 19:17, 50’ 21:21, 55’ 22:23
Zuschauer: 700 (geschätzt)