Segeln„Gab sehr schwierige Momente“: Als erster Luxemburger überquerte Jérôme Merker alleine den Atlantik

Segeln / „Gab sehr schwierige Momente“: Als erster Luxemburger überquerte Jérôme Merker alleine den Atlantik
Jérôme Merker hat ein Abenteuer auf hoher See hinter sich Foto: Vincent Olivaud

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am Freitagabend feiert der 40-minütige Dokumentarfilm von Romain Gierenz „4.000 Meilen“ über Jérôme Merker Premiere auf dem Kulturhuef in Grevenmacher. Nach über zehn Jahren Hochseesegeln wagte der 37-Jährige letztes Jahr als erster Luxemburger die Solo-Überquerung des Atlantiks im Segelboot. Sein Rennen der Mini-Transat führte ihn von den Sables d’Olonnes in der Loire über die Kanaren bis nach Guadeloupe. Ab nächster Woche wird die Dokumentation ins Programm des Cinextdoor der acht kleinen regionalen Kinos Luxemburgs aufgenommen.

Tageblatt: Jérôme Merker, wieso ein Rennen über den Atlantik? Und wieso alleine?

Jérôme Merker: Die Mini-Transat, also auf Booten bis 6,50 Meter Länge, ohne moderne Kommunikationsmittel außer dem Funk und ohne externe Hilfe, reizte mich einfach, weil ich wissen wollte, ob ich das kann. Also, die Herausforderung einer Atlantiküberquerung alleine zu bewältigen.

Sind Sie im Rückblick zufrieden mit Ihrem Rennen?

Für mich war es bereits ein großer Erfolg, an dem Wettkampf überhaupt teilzunehmen. Sie ist ein Sprungbrett für eine professionelle Karriere bei Hochseeregatten und entsprechend jungen, professionellen und ambitionierten Seglern. Auf der anderen Seite finden sich erfahrene Segler, die das aus Spaß am Abenteuer machen. Ich wollte also nur heil ankommen und das Rennen genießen. Ich hatte keine Platzierung im Kopf, habe mein Allerbestes gegeben und bin mit meiner Leistung und am Ende einem 46. Platz sehr zufrieden.

Was ist das Schwierigste an dem Rennen?

Ein Punkt ist natürlich der Schlafmangel. Lang und tief kann man eigentlich nie schlafen, weil man auch immer wieder den Kurs und die richtige Segelstellung kontrollieren muss. Natürlich muss man auch damit klarkommen, 28 Tage alleine auf einem kleinen Boot zu sein. Man muss sich gut einschätzen können und auch bei extremen Bedingungen gut funktionieren.

Wie kommt man als Luxemburger zu dem Sport?

Mit Segeln kann man auf dem Stausee anfangen oder beim Verein GLCR, der regelmäßig Lehrgänge auf dem Meer anbietet. Bei mir fing die Leidenschaft erst im Studium in Rotterdam an, als ich durch Kommilitonen das Segeln auf dem Meer entdeckte. Seither hat mich die Leidenschaft nicht mehr losgelassen und ich habe auch nach meiner Rückkehr nach Luxemburg versucht, immer mehr über sämtliche Aspekte des Segelsports zu lernen.

Was fasziniert Sie so am Segeln?

Am Segeln – und besonders alleine – gibt es so viele spannende Aspekte. Einerseits der ganze technische Bereich. Man muss das Boot auswendig kennen, es unterwegs reparieren können und von den Segeln bis zur Elektronik alles in Schuss halten. Als zweiter Bereich das eigentliche Segeln. Also die Naturgewalten nutzen, den Wind und die Strömungen richtig lesen und nutzen können. Auch eine ausgezeichnete Kenntnis der Meteorologie, wo es enorm viele Variabeln zu beachten gilt. Aus all dem folgend dann die beste Routenplanung, um mit entsprechender Segelstellung die Fähigkeiten des eigenen Bootes optimal zu nutzen. Hinzu kommt, wie schon erwähnt, man selber. Wie man schläft und isst und den seglerischen Alltag bewältigt. Mich fasziniert diese einzigartige Vielfalt an Aufgaben.

Wie schwierig ist es, so lange alleine unterwegs zu sein, wenn zu Hause die Frau mit dem Kleinkind wartet?

Es gab natürliche einige sehr schwierige Momente auf dem Wasser, wo ich viel an meine kleine Familie dachte. Das war oft auch sehr emotional und ich hatte einige Erinnerungsstücke, von einer Karte über Fotos bis zu einem Händeabdruck meines Sohnes, mit an Bord. Diese Erinnerungsstücke habe ich mir täglich angeschaut, sie haben mir über einige Momente hinweggeholfen und im Ziel war ich natürlich umso glücklicher, sie wiederzusehen.