Montag10. November 2025

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Unsere WM-Kolumne: Durst oder Elfmeter?

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Dass Russland das Viertelfinale überstehen kann, ist durchaus möglich, dass das Team Weltmeister wird, ist aber eher unwahrscheinlich. Dennoch, die allgemeine Freude in einem Land, das seine Mannschaft schon begraben hatte, bevor sie zum ersten Spiel antrat, kann man nachvollziehen. Auch Schadenfreude ist dabei, an die Adresse der Presse und der Kritiker. Wir erinnern uns: 1982 hatte die italienische Presse ihr Team schon zur Abreise aufgefordert, zwar hatte man die erste Gruppenphase überstanden, aber es waren drei trostlose Spiele gewesen. Am Ende wurde Italien Weltmeister. 1970 fragte die größte brasilianische Sportzeitung vor der Abreise nach Mexiko: „Was fehlt unserer Mannschaft?“ und lieferte die Antwort gleich mit: „Alles!“ Das Ergebnis kennt man.

1998 sparte die französische Presse nicht mit Kritik an Trainer Jacquet, bis Frankreich dann Weltmeister wurde, dies allerdings gegen Brasilianer, die überraschend müde und schlapp wirkten, man fragt sich noch heute, wieso. Kritik gab es auch im Vorfeld der jetzigen WM, doch dann erzielte Frankreich genau vier Tore mehr gegen Argentinien als Monate zuvor gegen Luxemburg.

Keine Kritik aus den Reihen der englischen Presse an Southgate und seinem Team. Das hat in England Tradition. Das ganze Jahr über werden die Spieler von der Presse abwechselnd fertiggemacht und dann über den grünen Klee gelobt. Für eine WM oder EM rauft man sich dann zusammen und gönnt den Spielern die drei Wochen Erholung, man träumt vom Titel, weiß aber sehr wohl, dass sich die Stars ohnehin beim geringsten Gegenwind in die Hosen und dann auf den Weg nach Hause machen werden. Früher musste man immer mit dem Ausscheiden Englands rechnen, sobald Bier und Wein im Mannschaftshotel alle waren. Glauben Sie bloß nicht den Quatsch mit dem Unvermögen beim Elfmeterschießen. Es sind einfach nur Durst und Heimweh.

Doch diesmal scheint vieles anders zu sein. Die Spieler sind trocken und zuversichtlich. Gesundes Selbstvertrauen nennt man das. Das haben die Gegner auch, sonst wäre man ja gar nicht dabei. Nur Paul Merson, früher bei Arsenal und heute auch nicht intelligenter als damals, meinte neulich, Kolumbien sei eine „armselige“ Mannschaft. Und es bellt der Schluckspecht!