FußballOrnella Nezi und die Jeunesse Esch: In Gedanken „sehr weit weg“

Fußball / Ornella Nezi und die Jeunesse Esch: In Gedanken „sehr weit weg“
Ornella Nezi Foto: Facebook/Jeunesse Esch

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Vor vier Monaten stellte der nationale Rekordmeister Jeunesse Esch sein neues Team um Coach Noël Tosi vor. Darunter auch Ornella Nezi, ehemalige Karateka und COSL-Athletin. Doch Fußball und schnelles Eingreifen auf dem Rasen sind für die angehende Generalistin in weite Ferne gerückt. Die 27-Jährige arbeitet mittlerweile im Krankenhaus auf Kirchberg. Neben ihren Erfahrungswerten aus dem Krisenalltag erzählte Nezi dem Tageblatt auch, warum das Datum einer Rückkehr zur Normalität schwer vorauszusagen ist.

Es ist kurz nach 19.30 Uhr. Ornella Nezi hat ihre Schicht im „Hôpital Schuman“ hinter sich. Den Alltag lässt sie zu Hause hinter sich, sagt sie. „Das muss man auch.“ Dreimal pro Tag organisiert sie mit ihren Kollegen die Dialyse. Den Rest des Tages verbringt die angehende Allgemeinmedizinerin auf der Station der inneren Medizin, hauptsächlich bei der Nachsorge der Nephrologie-Patienten (Nierenkrankheiten). Geplant war nichts von alledem. Die 27-Jährige wäre im Normalfall jeden zweiten BGL-Ligue-Spieltag – also bei den Heimspielen – auf der Ersatzbank der Escher Jeunesse und hauptberuflich in der Praxis eines Kardiologen. Ein Blick zurück auf unvorhersehbare Wendungen.

2018 schloss Nezi ihr Studium in Belgien ab und befand sich im zweiten Jahr der Spezialisierung. Der Kontakt mit dem Luxemburger Rekordmeister kam über ein Vorstandsmitglied zustande. Doch es bleibt vorerst bei zwei Verletzungen, „Kleinigkeiten“, um die sich die sportbegeisterte Ärztin kümmern musste. Seit Mitte März rollte kein Ball mehr. Auch aus dem geplanten sechsmonatigen Praktikum beim Kardiologen wurde aufgrund der Pandemie nichts, stattdessen belegt sie auf Anordnung der Brüsseler Universität eine freigewordene Stelle im hauptstädtischen Krankenhaus. Der zwischenzeitliche Szenenwechsel von einer anderen Praxis in die Schuman-Klinik bringt viele Unterschiede mit sich. Doch auch die ersten Umstellungen an der vorherigen Stelle waren kompliziert: „An die Telekommunikation musste man sich erst einmal gewöhnen.“ Denn anders als bei den definierten Abläufen der Corona-Patienten „sind andere Untersuchungen aus der Ferne schwierig. Das Virus hat vieles über den Haufen geworfen.“

Viele offene Fragen

Das trifft auch auf die Arbeitsweise im Krankenhaus zu, wie die frühere COSL-Athletin berichtet. „Wir haben es täglich mit dem Virus zu tun, da auch einige unserer Dialyse-Patienten betroffen sind. Im Krankenhaus ist nichts mehr, wie es einmal war.“ Die Pathologien sind teils schwer, die Abläufe geändert. Masken und Co. gehören zur Grundausrüstung. „Die Anspannung hat sich trotzdem etwas gelegt. Man hat sich an die Lage gewöhnt.“ Ornella Nezi geht noch weiter: „Das Krankenhaus ist gut vorbereitet. Während man es am Anfang noch mit einer variablen Symptomatik zu tun hatte, bekommt man das Virus in der Zwischenzeit besser kodifiziert.“ 

Das bedeutet keineswegs, dass sich die Teamärztin schon mit einem Comeback beschäftigt – obschon sie eigentlich täglich an das runde Leder erinnert wird. Ihr Vater war früher als Coach in Rodange und Düdelingen tätig, ihr Freund ist Schiedsrichter. „Fußball ist im Moment in meinen Gedanken sehr weit weg. Ich habe mich in den letzten Tagen bereits mit anderen Ärzten darüber unterhalten, wie man langsam aus der Quarantäne rauskommen könnte. Aber wie könnte das aussehen?“ Vor allem beim Blick auf Fußball stellt sich die Frage nach der Umsetzbarkeit: „Möglicherweise ohne Zuschauer? Ich weiß es nicht.“ Die Befürchtung ist nämlich, dass mit einer Lockerung eine zweite Welle auftreten könnte. „Es ist wirklich schwer einzuschätzen, zu welchem Zeitpunkt das alles passieren kann. Auf jeden Fall muss man flexibel bleiben und vielleicht die Sommerpause verkürzen …“ 

Wie es dem Physiotherapeuten der U21-Auswahl, Yannick Zenner, in den vergangenen Wochen ergangen ist, lesen Sie übrigens hier.