Dienstag11. November 2025

Demaart De Maart

Meister der Massen

Meister der Massen
(AP Photo/Jon Super)

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Das arme Leicester brüskiert City’s Millionäre.

Nach der guten Nachricht kam die kalte Dusche. Manchester City gibt die Verpflichtung von Guardiola bekannt und wird anschliessend von Leicester an die Wand gespielt. Teamwork besiegt Geld. Ein Gewinn der Meisterschaft von Leicester würde den inneren Verwesungsprozess und die finanzielle Implosion des Fussballs zwar nicht verhindern, doch die Milliardäre in den Kaviar-Logen zumindest etwas irritieren.

Selten dämlich blickten die Besitzer und Direktoren am Samstag auf der Dagobert-Duck-Tribüne von Manchester City nach der Demütigung gegen Leicester aus der seidenen Wäsche. Grimmig stocherten sie mit ihren goldenen Strohhalmen in ihren Milkshakes und kauten lustlos an ihren Kamelbrust-Sandwiches herum. Wer nicht Fan von Arsenal, Tottenham, City oder United ist, drückt Leicester die Daumen.

Manager Pellegrini wird Ende der Saison von Guardiola abgelöst. Letzterer sollte sich lieber auf einiges gefasst machen. City ist nicht die Lulima, wo Steuersünder immer die gerechte Strafe ereilt, wo alle Spieler aus reiner Liebe zum Verein für Ehre, viel Weisswurst und fesche Lederhosen spielen und zuhause Roberto Blanco, nach Jimmy Hartwig einzig verbleibender Quoten-Schwarzer im Freistaat, hören. Bei City trifft er auf Jungmillionäre in kurzen Hosen, die ohne zu zögern in Indien oder China spielen würden, wenn „Sky“ es verlangte, die sich für ihren Vornamen schon mal bei einem Comic-Helden bedienen oder die sich beleidigt aufregen, wenn der Verein ihren Geburtstag vergisst. Er trifft auf Investoren aus dem Morgenland, die wissen, dass alles käuflich ist, auch eine Champions League.

In Deutschland kennt man so etwas nur von einer WM. Nach den einstigen „Galacticos“ von Real Madrid werden jetzt „Guardiolosos“ die Fantasie der Medien anregen und die Ersparnisse der Fans strapazieren, denn wer Messi, Neymar, Ronaldo, Piqué und Shakira verpflichten will, wird natürlich die Eintrittspreise erhöhen müssen, um den Fans für den qualitativen Mehrwert ordentlich in die Taschen zu langen. So etwas lassen sich die Fans von Liverpool nicht bieten. Aus Protest gegen geplante Erhöhung der Eintrittspreise verliessen sie das Stadion in Scharen zehn Minuten vor dem Ende. Würden die von Arsenal oder Chelsea ähnlich denken, würden sie gar nicht erst ins Stadion gehen.
Marc Schonckert