FUSSBALL / Europa League, Halbfinal-Hinspiele: Ein Trostpreis als Ehrenrettung

FUSSBALL / Europa League, Halbfinal-Hinspiele: Ein Trostpreis als Ehrenrettung

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Hamburger SV - Fulham und Atletico Madrid - Liverpool

Nachdem die „Fernreisen“ auf dem Landweg für Fulham (in Hamburg) und Liverpool (bei Atletico Madrid) organisiert wurden, möchten die beiden Clubs nun zur Ehrenrettung des englischen Fußballs ins Endspiel der Europa League einziehen und wenigstens diesen Trostpreis auf die Insel holen. Beide Spiele werden heute Abend um 21.05 Uhr angepfiffen.

In der Champions League war spätestens im Viertelfinale für die Vereine der Premier League Schluss. Kommt es am 12. Mai in Hamburg also zum Showdown Fulham gegen Liverpool? Während der Londoner Club, zu Hause nur Mittelmaß (Platz 10), in der Europa League einen Höhenflug erlebt, muss die Elf aus der Beatles-Stadt bemüht sein, ihren Absturz in dieser Saison noch einigermaßen abzufangen. Auf Platz 6 stehend müssen die Reds um eine neuerliche Teilnahme auf internationaler Ebene fürchten. Dass die amerikanischen Clubbesitzer die Reds gerade zum Verkauf angeboten haben, verbessert keineswegs die Stimmung an der Anfield Road.

Sollte Fulham den HSV ausschalten und das Endspiel erreichen, käme es auf insgesamt 63 Spiele seit der Qualifikationsrunde im vergangenen Juli – somit die meisten Einsätze aller Vereine der Premier League. Seit die Abstiegsgefahr gebannt ist, konzentriert sich der FC auf Europa. Mit der Einstellung, die Punkterunden nicht mehr ernst zu nehmen und wichtige Spieler für die internationalen Begegnungen zu schonen, hat sich Trainer Roy Hodgson keine Freunde gemacht. West Ham United legte Protest beim Verband ein; Fulham droht eine Geldbuße.

Offenbar kratzt das niemanden bei den Cottagers (Spitzname nach ihrem Stadion an der Craven Cottage im Südwesten Londons). Vielmehr elektrisiert ihre Anhänger die Frage: Wer ist der bessere Torschütze, der eigene Spätentwickler Bobby Zamora (8 Treffer in 13 Spielen der Europa League) oder Ruud van Nistelrooy beim HSV? Britische Blätter schreiben Zamora noch in die Nationalelf und spekulieren, wann er zu einem Spitzenclub geht.

Mit dem Triumph über Juventus Turin im Achtelfinale feierte Fulham den größten Erfolg. „Dieser stolze Tag wird in die Vereinsgeschichte eingehen“, lobte Hodgson. Und Mittelfeldspieler Clint Dempsey verspricht den Fans: „Jetzt wollen wir bis zum Sieg im Finale in Hamburg durchmarschieren.“ Mager sieht bisher allerdings die Bilanz aus: Unterlegen im Endspiel um den englischen Cup 1975, Gewinner des UEFA Intertoto-Pokals 2002.

Bevor Milliardär Mohamed Al-Fayed als einer der ersten ausländischen Mäzene 2006 im englischen Fußball einstieg, stand der Verein mit fast 300 Mio. Euro vor dem Bankrott. Damals war zu befürchten, der Besitzer des Kaufhauses Harrod’s würde das Stadion platt machen und Luxus-Apartments am Ufer der Themse bauen. Mit der Rettungsaktion hoffte der Vater Dodie Al-Fayeds, mit Lady Di tödlich verunglückt, die britische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Sie wird ihm wegen politischer Skandale verwehrt.

In seiner Trainerkarriere hatte Hodgson zweimal Inter Mailand betreut. Der 62-Jährige holte vier Meister- und zwei Pokaltitel mit schwedischen Clubs sowie eine Meisterschaft und den Supercup in Dänemark. Er trainierte auch in Norwegen und Finnland, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in der Schweiz als Nationaltrainer. Angeblich wäre er beinahe Nachfolger Berti Vogts geworden, aber der DFB sah letztlich von einem Ausländer ab. Bei der Nationalelf Englands kam er mehrmals in die engere Wahl, aber nicht zum Zuge.