Dienstag11. November 2025

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FIFA sieht Reformkurs nicht beschädigt

FIFA sieht Reformkurs nicht beschädigt
(Reuters/Arnd Wiegmann)

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Bei der FIFA sind noch lange nicht alle Probleme gelöst. Unter anderem die nationalen Verbände sollen noch mit ins "Reform-Boot" genommen werden.

Nach dem ersten Beschluss für neue Strukturen im Weltfußball beginnt für die FIFA nun die Überzeugungsarbeit bei den nationalen Verbänden. Die könnten das Reformpaket nämlich noch stoppen. Die hartnäckigen Korruptionsermittlungen der US-Justiz spielen angeblich keine Rolle.

Trotz der deutlichen Warnung aus den USA und der neuen Anklagewelle gegen Fußball-Funktionäre sieht die FIFA ihre als revolutionär deklarierten Reformpläne nicht beschädigt. Im Gegenteil. Am Tag nach der Festnahme von zwei weiteren Vizepräsidenten kurz vor dem Votum des Exekutivkomitees für ein umfangreiches Erneuerungskonzept lautete die Botschaft aus dem Hauptquartier des Weltverbandes: Die Reformen sind die richtige Antwort und wichtiger denn je.

Von einem Nackenschlag oder getrübtem Reformeifer wollte man in der Administration in Zürich nichts wissen. „Es ist der Beginn eines Kulturwandels“, hatte der umstrittene Interimschef Issa Hayatou die Haltung vorgegeben. Das internationale Echo auf die Schweizer Festnahmen, US-Ermittlungen und Reformentscheidungen war aber deutlich: Die FIFA steht wieder am Pranger. Passend dazu kündigte der derzeit suspendierte FIFA-Chef Joseph Blatter am Freitag ein weiteres Mal seine Rückkehr ins Amt an. „Es wäre mein Wunsch, beim außerordentlichen Kongress am 26. Februar, den ich selbst aufgestellt habe, dabei zu sein. Und zwar in einer Führungsposition“, sagte Blatter in einem Interview der Schweizer Sportinformation SI. Der 79-Jährige versicherte: „Ich bin ein suspendierter Präsident, aber nicht ein isolierter Präsident.“

Verbände suspendieren

In England wurden indes erste Stimmen laut, die FIFA solle die Verbände aus Süd- und Mittelamerika suspendieren, ähnlich dem Leichtathletik-Schicksal Russlands wegen der Dopingvorwürfe. Dieser radikale Schritt gilt derzeit als ausgeschlossen. Möglich wäre er nur durch ein Votum mit Dreiviertel-Mehrheit im FIFA-Kongress. Die FIFA-Vizepräsidenten Juan Ángel Napout und Alfredo Hawit wurden einen Tag nach ihrer Festnahme von der Ethikkommission für 90 Tage suspendiert.

Die größere Gefahr für die FIFA und ihr Image liegt aber weiter in Amerika. US-Generalstaatsanwältin und Justizministerin Loretta Lynch machte mit ihren Aussagen in Washington deutlich, dass die Ermittlungen ihrer Behörde in der wohl größten Untersuchung gegen Korruption im Fußball weitergehen. Ruhe wird bei der FIFA also nicht einkehren, unabhängig aller Umstrukturierungen der Verbandsgremien, die nun bis zum außerordentlichen Kongress am 26. Februar den 209 nationalen Verbänden als letzter Hürde schmackhaft gemacht werden müssen. „Die Botschaft dieser Mitteilung sollte jedem schuldhaften Individuum klar sein, das im Dunklen bleibt, in der Hoffnung, sich unseren Untersuchungen entziehen zu können: Sie können die Sache nicht aussitzen, sie werden unserem Fokus nicht entkommen“, sagte Top-Juristin Lynch nach den neuen Anschuldigungen.

Neue Namensliste

Beunruhigend für die FIFA war die neue Namensliste der von Lynch angeklagten Funktionäre. Ein Abschieben der Problematik Richtung entfernter Konföderationen oder Mitgliedsländer ist schwer möglich. Auch wenn künftig mit dem Council als Aufsichtsrat anstelle des mächtigen Exekutivkomitees und verstärkten Integritätschecks alles besser werden soll.

Neben fünf ehemaligen und früheren Mitgliedern des Exekutivkomitees sind unter den 16 der massiven Korruption beschuldigten Männern auch mehrere aktuelle Mitglieder der ständigen FIFA-Komitees – darunter ausgerechnet aus Abteilungen für Fair Play und soziale Verantwortung, der FIFA-Disziplinarkommission und sogar aus dem Komitee für gute Unternehmensführung.

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