Es blattert!

Armer Blatter! Da hatte die Schweizer Bergziege jahrelang nicht bemerkt, dass sie geldgierige und korrupte Mitarbeiter um sich hatte. Erst als Russland und Katar eine WM erhielten, muss ihm ein Licht aufgegangen sein, wenn auch ein sehr kleines, denn er entließ einen Koch, einen Gärtner sowie sechs Vorarbeiter einer Baumwollplantage im Tessin. Platini, UEFA-Präsident und nur selten ein Freund kluger Aussagen, war es ähnlich ergangen. Der hatte jahrelang nicht gewusst, dass es bei den Schlägereien vor dem Finale im Mai 1985 mit Juventus und Liverpool im Brüsseler Heysel-Stadion 39 Tote gegeben hatte, dies infolge der Unfähigkeit der belgischen Polizei, die nur vier Jahre später von der Böswilligkeit der Yorkshire Police in Sheffield noch übertroffen wurde. Platini meinte damals, man habe unten in den Kabinen, wo man 90 Minuten lang auf den Anpfiff wartete, nichts von dem Massaker mitgekriegt. Nach seinem Elfmetertor führte er einen Freudentanz auf wie einst Schumacher in Imola 1994 auf dem Podium nach dem Tode von Ayrton Senna.

Neben „Elliott Ness“ Blatter war Platini beim jüngsten FIFA-Skandal der große Verlierer. Als Experte in Sachen symbolischer Widerstand und gallischer Opportunismus hatte er Blatter zum Rücktritt aufgefordert, die Kataris werden es ihm nachsehen. Nicht umsonst findet man auf den meisten Kirchtürmen dieser Welt einen Hahn, der sich mit dem Winde dreht. Auch der deutsche Widerstand gegen Blatter hält sich in Grenzen. Zu viele Fußball-Prominenz aus Frankreich und Deutschland steht auf der Gehaltsliste der Russen und der Kataris, auch solche, die noch nie einen Sklaven zu Gesicht bekommen haben oder die zuhause mit Gas heizen. Es wäre nicht überraschend, wenn die FIFA einmal Mirage-Flugzeuge und Leopard-Panzer kaufen würde, als Schutz gegen die bösen USA.

Wie sagte Blatter am Schluss der FIFA-Tagung zu Platini: „Da sieht man, dass du nicht ‚Schwarz‘ heißt.“ Und Platini: „Wieso Schwarz?“ „Naja“, antwortete Blatter, „der hat das Pulver erfunden“!