RALLYE – Geschätzte 10.000 Zuschauer waren am Donnerstagmorgen früh aufgestanden, um den „Shakedown“ – den letzten Test vor dem 9. Lauf der Rallye-WM am Wochenende in und rund um Trier – in Mesenich zu sehen. Die meisten von ihnen aus dem Ausland.
Björn Pazen*
Morgens um 7.00 Uhr ist auch in Langsur die Welt noch in Ordnung. Nur wenige Kilometer entfernt vom „Shakedown“, der Rallye-WM-Generalprobe in Mesenich, merkt man im Grenzort nichts von der Großveranstaltung. Normaler Verkehr, wenige Hinweise.
Aber dann, drei Kilometer später. Kurz vor Mesenich stauen sich die Fahrzeuge der Fans aus aller Herren Länder, die Feuerwehr sperrt den mittlerweile überfüllten Ortskern ab, freundliche Helfer weisen den Weg zu den Zuschauerparkplätzen. An den Aufklebern an den Autos ist deutlich erkennbar, dass die Deutschland-Rallye wahrlich nicht der einzige WM-Lauf ist, den die Besitzer besucht haben.
Noch 20 Minuten bis zum offiziellen Start. Die Zuschauerzonen, teilweise in Mesenich, teilweise auf freiem Feld, füllen sich. Deutsche Sprache? Eher Mangelware. Die meisten Fans, die sich den letzten Test ihrer Idole anschauen, kommen aus Osteuropa, Skandinavien, Frankreich und den Benelux-Ländern.
Die Morgensonne strahlt über den Hügeln vor Mesenich. Die Zuschauerkarawane kämpft sich an die Piste, die Streckensicherung hat alle Hände voll zu tun, die Fans auf den erlaubten Wegen zu halten. „No, nix, hier ist Ende, finish“, erklärt einer dieser „Marshalls“ einem Fan, der schnurstracks an der Rallye-Strecke weitermarschieren will. Beim zweiten Versuch hat es der Spanier dann verstanden.
Deutsche Gründlichkeit
8.00 Uhr, die Fans sind in bester Laune – und sehen auch gleich, was deutsche Gründlichkeit ist. Pünktlich wie die Maurer startet ein Häuslebauer seine Rüttelplatte, um die frisch gepflasterte Hofeinfahrt zu glätten. Dass über 100 Rallye-Fans vor, hinter und neben seinem Haus (dieses wird von der Strecke umkurvt) stehen und ihn dabei beobachten, stört ihn nicht die Bohne.
Aus der Ferne dröhnt das erste Fahrzeug herbei. Und quasi zeitgleich, als Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb die Zuschauerzone als erster Fahrer passiert, startet das kollektive „Plopp“. Mit „jetzt geht’s los, auf die Rallye“ stoßen die bayerischen Fans mit ihrem Weißbier an, die Finnen dahinter trinken ihr heimisches „Markku“, die Tschechen ihr „Staropramen“, die Niederländer ihr „Heineken“.
Internationale Verbrüderung mit internationalen Brauerei-Produkten. Überhaupt ist die Stimmung sehr gelöst unter den häufig auf Klappstühlen sitzenden Zuschauern, man hilft sich, man tauscht Fachwissen aus, man teilt sich die als Trittleiter umgenutzte Bierkiste, um besser zu sehen.
„Der Nächste ist ein Ford“ – einige Zuschauer erkennen die Fahrzeuge aus mehreren Kilometern Entfernung allein an den Auspuff-Geräuschen. Nach 40 Minuten ist jeder der WM-Starter einmal an den Zuschauern vorbeigefahren. „So schnell wie der Loeb fährt hier niemand. Der gewinnt also nochmal.“ Was bei den Fans der Ford-Fahrer nicht unbedingt gut ankommt, aber auch die akzeptieren, wie schnell Citroën-Pilot Loeb gefahren ist.
Aber am Ende hat nicht der Franzose die schnellste Zeit nach bis zu fünf Testrunden: Sein spanischer Teamkollege Daniel Sordo sowie der norwegische Ex-Weltmeister Petter Solberg (ebenfalls Citroën) teilen sich in 3:39,4 Minuten die Bestzeit auf dem 5,7 Kilometer langen Kurs. Erst dahinter folgt Loeb, der später bei der offiziellen Pressekonferenz sagen wird, dass „mir der WM-Titel wichtiger ist als der achte Erfolg in Deutschland, dennoch fahre ich auf Sieg“. Bester Nicht-Citroën-Pilot ist Mikko Hirvonen (Ford) als Fünfter hinter seinem finnischen Landsmann Kimi Raikkönen.
Aber der Ex-Formel-1-Weltmeister hat neben Loeb die größte Fangemeinde. „Hayra, Kimi“ steht auf dem Auto mit ungarischem Kennzeichen. Als der Blondschopf später im Servicepark in Trier den Team-Wohnwagen kurz verlässt, hallen „Kimi, Kimi“-Rufe aus allen Ecken – vor allem von weiblichen Fans, darunter sogar zwei Japanerinnen mit finnischer Flagge.
Als der „Shakedown“ in Mesenich über die Bühne ist, atmen die Veranstalter auf – keine Probleme, und das trotz geschätzten 10.000 Fans. Und die strömen peu à peu in den Service-Park im Trierer Messepark. Autogramme sammeln, Fotos schießen – und sich schon auf den Showstart am Abend ab 20.00 Uhr an der Porta Nigra vorbereiten.
* Der Autor ist Redakteur des Trierischen Volksfreunds (TV)
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