Formel 1Erster Sieg im 150. Rennen für Sainz – Zhou nach Horror-Unfall wohlauf

Formel 1 / Erster Sieg im 150. Rennen für Sainz – Zhou nach Horror-Unfall wohlauf
In seinem 150. Formel-1-Rennen hat Carlos Sainz erstmals gewonnen Foto: Justin Tallis/AFP

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Formel 1 hat in Silverstone ein völlig verrücktes Rennen erlebt. Nach einem Horror-Unfall von Zhou Guanyu in der ersten Runde hat Carlos Sainz den spektakulären Grand Prix gewonnen

Im Formel-1-Irrsinn von Silverstone hat Ferrari-Pilot Carlos Sainz seinen 150. Grand Prix mit dem ersten Sieg seiner Karriere gekrönt. Unbeeindruckt von einem Horror-Crash beim Start triumphierte der Spanier am Sonntag im spektakulärsten Rennen seit Jahren vor dem Mexikaner Sergio Perez im Red Bull. Dritter wurde Mercedes-Superstar Lewis Hamilton, der einige Zeit sogar auf den neunten Sieg in seinem Heimatland hoffen konnte.

WM-Spitzenreiter Max Verstappen kassierte mit einem beschädigten Auto einen Dämpfer und wurde nur Siebter. Die beste Nachricht des Tages für die Formel 1 war jedoch, dass der Chinese Guanyu Zhou und der Thailänder Alexander Albon einen beängstigenden Unfall zu Rennbeginn ohne schwere Verletzungen überstanden. So konnte Sainz befreit jubeln. „Ich werde diesen Tag nie vergessen, ich bin so unglaublich glücklich“, sagte der 27-Jährige.

Die 142.000 Zuschauer auf den Tribünen bekamen ein höchst dramatisches Schauspiel zu sehen. Schon Sekunden nach dem Start hielt die Formel 1 den Atem an. Zhou schoss mit seinem Alfa Romeo kopfüber von der Strecke, flog über die Reifenstapel in den Fangzaun. Wie durch ein Wunder überstand er den beängstigenden Unfall ohne schwere Verletzungen. Der vor einigen Jahren noch umstrittene Cockpitschutz „Halo“, ein Überrollbügel aus Titan, verhinderte Schlimmeres.

Ausgelöst hatte die Szene ein Überholversuch von Pierre Gasly im Alpha Tauri. Der Franzose touchierte den Mercedes von George Russell, der wiederum mit Zhous Auto kollidierte. Dahinter versuchten die Piloten auszuweichen. Dabei stieß Sebastian Vettel den Williams von Albon an, der sich drehte und in mehrere Autos rumpelte. Schwer beschädigt strandete der Williams am Streckenrand.

„Keine schweren Verletzungen“

Ein Unfall des Chinesen Guanyu Zhou überschattete die Anfangsphase – er blieb ohne schwere Verletzungen
Ein Unfall des Chinesen Guanyu Zhou überschattete die Anfangsphase – er blieb ohne schwere Verletzungen Foto: Ben Stansall/AFP

Albon wurde wie Zhou ins Strecken-Krankenhaus gebracht. „Es gab keine schweren Verletzungen“, teilte der Weltverband Fia mit. Zhou konnte noch während des Rennens das medizinische Zentrum wieder verlassen. Albon indes wurde für weitere „vorsorgliche Untersuchungen“ per Hubschrauber ins nahe Coventry Hospital geflogen.

Wegen der Unfälle wurde das Rennen sofort unterbrochen. Fast ging deswegen eine Aktion mehrerer Demonstranten unter, die über die Zäune geklettert und auf die Strecke gestürmt waren. Die Polizei hatte schon vorher Hinweise auf derartige Proteste gehabt und vor der Lebensgefahr für die Beteiligten gewarnt. Es habe mehrere Festnahmen gegeben, teilte die Polizei der Grafschaft Nottingham mit.

Nach knapp einer Stunde konnte das Rennen neu beginnen. Hatte Verstappen beim ersten Start noch Sainz überholt, verteidigte der Spanier diesmal aggressiv seine Führung. Beim Kampf um die Positionen bedrängten sich Verstappen und Leclerc, der daraufhin den Red Bull von Verfolger Perez touchierte. Der Mexikaner musste sich bald einen neuen Frontflügel holen.

Es entwickelte sich eine packende Hatz mit immer neuen Wendungen. Verstappen holte sich nach einem Fahrfehler von Sainz die Führung. Kurz darauf aber klagte der Weltmeister über Probleme und kam für neue Reifen an die Box. Doch es wurde nicht besser für den 24-Jährigen, der zuvor sechs Saisonrennen gewonnen hatte. „Das Auto ist zu 100 Prozent kaputt“, meldete Verstappen und kam nochmal zur Garage. Sein Chassis sei beschädigte, teilte ihm Red Bull mit. Die Siegchance war dahin.

Zur Rennhälfte übernahm dann Hamilton erstmals die Führung, weil beide Ferrari frische Reifen aufziehen ließen. Leclerc durfte auf der Jagd nach dem Mercedes-Star seinen langsameren Teamgefährten Sainz passieren. In Runde 34 kam dann auch Hamilton zum Reifenservice, nun waren wieder die beiden Ferrari vorn.

Doch das Spektakel war noch nicht vorbei. Esteban Ocon musste seinen defekten Alpine abstellen. Für die Bergung des Autos kam das Safety-Car und bremste das Feld ein. Leclerc fuhr weiter, Sainz und Hamilton holten sich noch einmal frische Gummiwalzen.

Das zahlte sich vor allem für Sainz aus, der nach der Freigabe des Rennens an Leclerc vorbeiziehen konnte. Hamilton musste zwar noch Perez passieren lassen, behauptete aber immerhin den Platz auf dem Podium.

Pereira verpasst Podium in Silverstone

Dylan Pereira hat beim Porsche-Supercup-Rennen in Silverstone das Podium denkbar knapp verpasst. Beim Überqueren der Ziellinie hatte der Luxemburger gerade mal eine halbe Sekunde Rückstand auf den Dritten, Harry King. Pereira startete von Platz fünf ins Rennen, machte aber sofort nach den ersten Kurven einen Platz gut. Das Safety Car kam nach einer Kollision im hinteren Teil des Feldes anschließend auf die Strecke. Pereira blieb beim Restart an seinem vor ihm liegenden Teamkollegen bei Lechner Racing, King, dran. In der vierten Runde versuchte es der 25-Jährige mit einem Überholmanöver, kam allerdings nicht an dem Briten vorbei. Der Luxemburger fiel etwas zurück und der Rückstand auf den Dritten pendelte sich bei einer Sekunde ein, ehe Pereira vier Runden vor Schluss wieder das Tempo anzog und die Lücke schloss. „Ich war schon ein bisschen schneller als er, aber es hat halt nicht gereicht, um wirklich ein risikoloses Überholmanöver versuchen zu können“, erklärte der Sportsoldat nach dem Rennen. Er machte weiter Druck auf King. Ihm unterlief dann allerdings selbst ein Fehler. Nach einem Verbremser kam Pereira nicht mehr ran und musste sich mit dem vierten Platz begnügen. Gewonnen wurde das Rennen von dem Deutschen Laurin Heinrich, der Pereira in der Gesamtwertung damit auch auf den dritten Platz verdrängte. Der Niederländer Larry ten Voorde führt die Wertung nach den ersten drei Rennen an. Am kommenden Wochenende geht es in Österreich weiter. Pereira hofft, dass er dort wieder „um den Sieg kämpfen kann.“ (jw)

Dylan Pereira wurde in Silverstone vierter
Dylan Pereira wurde in Silverstone vierter Foto: Arthur Thill/ATP

Im Überblick

Großer Preis von Großbritannien: 1. Carlos Sainz jr. (Spanien) Ferrari 2:17:50,311 Stunden, 2. Sergio Perez (Mexiko) Red Bull 3,779 Sekunden zurück, 3. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 6,225, 4. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari 8,546, 5. Fernando Alonso (Spanien) Alpine 9,571, 6. Lando Norris (Großbritannien) McLaren 11,943, 7. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull 18,777, 8. Mick Schumacher (Deutschland) Haas 18,995, 9. Sebastian Vettel (Deutschland) Aston Martin 22,356, 10. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas 24,590, 11. Lance Stroll (Kanada) Aston Martin26,147, 12. Nicholas Latifi (Kanada) Williams 32,511, 13. Daniel Ricciardo (Australien) McLaren 32,817, 14. Yuki Tsunoda (Japan) AlphaTauri 40,910 – ausgeschieden: Esteban Ocon (Frankreich) Alpine (38. Runde/Defekt), Pierre Gasly (Frankreich) AlphaTauri (27. Runde/Defekt), Valtteri Bottas (Finnland) Alfa Romeo (21. Runde/Defekt), Zhou Guanyu (China) Alfa Romeo (1. Runde/Kollision), Alexander Albon (Thailand) Williams (1. Runde/Kollision), George Russell (Großbritannien) Mercedes (1. Runde/Kollision)

Fahrerwertung: 1. Verstappen 181 Punkte, 2. Perez 147, 3. Leclerc 138, 4. Sainz jr. 127, 5. Russell 111, 6. Hamilton 93, 7. Norris 58, 8. Bottas 46, 9. Ocon 39, 10. Alonso 28, 11. Gasly 16, 12. Magnussen 16, 13. Ricciardo 15, 14. Vettel 15, 15. Tsunoda 11, 16. Zhou 5, 17. Schumacher Haas 4, 18. Albon (Thailand) 3, 19. Stroll 3

Teamwertung: 1. Red Bull 328, 2. Ferrari 265, 3. Mercedes 204, 4. McLaren 73, 5. Alpine 67, 6. Alfa Romeo 51, 7. AlphaTauri 27, 8. Haas 20, 9. Aston Martin 18, 10. Williams 3 (SID)

René
4. Juli 2022 - 10.40

Wenn einmal ALLE ausser ihm ausfallen wird Mick Schumacher auch einen GP gewinnen können. Der Apfel kann doch mal weit vom Stamm fallen.