Endlich verletzungsfrei: Feluba-Talent Mattias Sonderskov im Porträt

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Von unserem Korrespondenten Ronny Sadler

Total enttäuscht saß Mattias Sonderskov am Abend des 2. Februar 2019 in der Sporthalle in Junglinster, als er im Endspiel der Einzel-Landesmeisterschaft nach gewonnenem ersten Satz verletzungsbedingt gegen Robert Mann aufgeben musste. Nach dem Erringen des Doubles erwischte es ihn Ende Juni erneut, sodass er den erstmals in Luxemburg ausgetragenen Europapokal verpasste. In dieser Saison hofft er vor allem, gesund zu bleiben.

988 kam sein Vater Michael, heute noch beim BC Européen aktiv, als 24-Jähriger von Dänemark nach Luxemburg, um seiner Arbeit bei der Europäischen Kommission nachzugehen. „Meine Mutter ist Französin, sie arbeitet ebenfalls seit 1988 als Beraterin in Luxemburg“, berichtet Sonderskov, der 1998 in Luxemburg geboren wurde und die drei Nationalitäten besitzt.

Bereits früh begleitete der 21-Jährige seinen Vater und seine Schwester zum Training nach Walferdingen, damals der Verein für die in Luxemburg arbeitenden Dänen. Als Siebenjähriger trat er dann dem BC Junglinster bei. Er blieb dem Klub bis heute treu und feierte vier Landesmeistertitel und zwei Pokalsiege.

Sein größter „individueller“ Erfolg gelang ihm mit Platz eins beim diesjährigen Pfingstturnier in Walferdingen, wo er sowohl Sarkis Agopyan als auch Philip Shishov schlagen konnte. „Meine gute Technik verdanke ich besonders der Belgo-Indonesierin Nining Kustyaningsih, die sich meiner schon früh annahm“, blickt Sonderskov zurück. „Intensiver trainierte ich ab meinem zwölften Lebensjahr, als mich Hargiono in den Jugendnationalkader berief. Es standen vier bis fünf Einheiten wöchentlich auf dem Programm. Ich hätte gerne mehr gearbeitet, doch da ich nur wenig Luxemburgisch sprach, konnte ich dem Sportlycée nicht beitreten. Auch José Gomes und Valerij Streltsov, beide Co-Trainer von Hargiono, haben mich in dieser Zeit geprägt und mir sehr geholfen.“

Duale Karriere

Zurzeit studiert Sonderskov „International Business“ in England, seine Schwester lebt ebenfalls in England und arbeitet in London in der Modebranche. Als Sportler des Promotionskaders des COSL absolvierte er in den letzten Monaten über das Programm „Dual Careers“ einen Lehrgang bei der BGL BNP Paribas, die bekanntlich Partner des Olympischen Komitees ist. „Durch die flexiblen Arbeitszeiten konnte ich parallel zum Job während 18 bis 20 Stunden pro Woche trainieren“, erklärt die Nummer vier aus Junglinster. „Mit dem 40-Stunden-Job in Kirchberg war es allerdings härter als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hoffe, nunmehr neben dem Studium und dem Training doch die nötigen Ruhephasen zu finden“, sagt er.

Ab jetzt vertraut er sich Dave Lindley an, der bis vor kurzem Co-Trainer der englischen Nationalmannschaft war. Der 40-Jährige war zweimal englischer Junioren-Landesmeister und später mehrfach Vizemeister im Herrendoppel. „Von ihm kann ich sehr viel lernen und meine schwächeren Punkte ausbessern. Da ich mit der ersten Universitätsmannschaft (Elite-Team) trainieren kann, erhoffe ich mir, die Intensität weiter erhöhen zu können. Das Trainingsniveau und auch der permanente Vergleich mit vielen englischen Topspielern werden mich sicherlich weiterbringen“, so Sonderskov, der sich besonders über den letzten Titel mit Junglinster gefreut hat, da kaum noch jemand damit gerechnet hatte: „Differdingen war in einer besseren Position. Doch unser Kampfgeist hat gesiegt.“

 

Um international erfolgreich zu werden, muss ich noch an meiner Ausdauer sowie der Geschwindigkeit in den Ballwechseln arbeiten

– Mattias Sonderskov

 

Zu seinen Stärken zählt er sein sauberes Angriffsspiel, die Variabilität seiner Schläge und sein gutes Netzspiel. „Um international erfolgreich zu werden, muss ich noch an meiner Ausdauer sowie der Geschwindigkeit in den Ballwechseln arbeiten“, bleibt er bescheiden. „Mit den Möglichkeiten hier in London, vorausgesetzt ich bleibe verletzungsfrei, werde ich dies jedoch mit Sicherheit schaffen“, sagt er. In der kommenden Saison sieht der Hobbyfußballer Differdingen leicht favorisiert, ohne allerdings den Titel von vornherein abzuschreiben: „Sie haben sich erneut international verstärkt, der Titel wird über den BCD entschieden. Ich gehe jedoch von einer hochklassigen, spannenden Saison aus, da neben uns auch Schifflingen ein Wort mitreden wird. Das Leistungsvermögen aller Vereine der Nationaldivision hat sich in den letzten Jahren verbessert, lange hatten wir keine drei Vereine mehr, die um den Titel spielten.“

Auch die Arbeit von Frédéric Mawet (Technischer Direktor) lobt er: „Sein Einfluss ist positiv, alles ist etwas professioneller geworden. Die Trainingsqualität ist höher, die Strukturen im Verband wurden angepasst, besonders im medizinischen Bereich und im Bereich der verschiedenen Kadersektionen (Olympiakader, Internationaler Kader, Nationaler Kader, Regionalkader). Was man noch verändern könnte, sind die nationalen Ranglisten. In Frankreich z.B. werden die nationalen Turniere sowie die international erzielten Ergebnisse gewertet, die Mannschaftsmeisterschaft spielt für das individuelle Klassement keine Rolle.“
Dem sympathischen Sportmann ist eine verletzungsfreie Zukunft zu wünschen. Ihm ist neben Juno Thomas am ehesten die Rolle des Nachfolgers des inzwischen 34-jährigen Robert Mann zuzutrauen. Ob es 2020 bereits zum Landesmeistertitel reichen wird?