Mount Everest Trek„Eine Grenzerfahrung“: Ein Triathlet und ein Muay-Thai-Boxer wagen sich in neue Gefilde

Mount Everest Trek / „Eine Grenzerfahrung“: Ein Triathlet und ein Muay-Thai-Boxer wagen sich in neue Gefilde
Am Ziel angekommen: Pascal Duhautpas (in Gelb) und Jakob Reiser (in Blau) am Mount Everest Base Camp in 5.364 Meter Höhe Foto: privat

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Einmal auf dem Dach der Welt stehen oder wenigstens einen Blick aus unmittelbarer Nähe darauf werfen, das ist ein Traum von vielen. Für diejenigen, für die körperlich oder finanziell der ganz große Aufstieg nicht in Frage kommt, sind Trekking-Touren zum bekannten Base Camp des Mount Everest eine Alternative. Doch auch die haben es durchaus in sich, sogar für durchtrainierte Athleten. Diese Erfahrung machten Pascal Duhautpas und Jakob Reiser im November.

„Jakob hat mich angerufen und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mal mit ihm spazieren zu gehen. Da habe ich mich schon gewundert, was er denn vorhat“, erklärt Pascal Duhautpas mit einem Lachen. Dem Triathleten, der bereits etliche Ironman bestritten hat und Präsident des Vereins X3M Snooze ist, war direkt klar, dass es sich nicht einfach mal um eine Runde mit den Hunden handeln würde. Die erste Reaktion von Duhautpas auf den Vorschlag Himalaya, Mount Everest war dann auch deutlich: „Ich meinte, ob er sie noch alle hätte“, erklärt der Triathlet weiter; doch nach gerade einmal zwei Minuten Bedenkzeit sagte er zu. „Ich meinte nur kurz: Komm, lass uns das machen. Es war wirklich eine Schnappsidee.“

Das war im Oktober 2021. Nach einem Jahr Planungszeit ging es dann am 3. November 2022 tatsächlich los, Richtung Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Erfahrung in diesem Bereich hatten beide bis dahin noch nicht; das tatsächliche Dach der Welt setzte sich das Duo auch nicht als Ziel, sondern das Base Camp des Mount Everest, in dem die Bergsteiger im Frühling für ihre Akklimatisation verweilen, bevor sie dann den Aufstieg des höchsten Gipfels der Welt in Angriff nehmen.

Wie vorbereiten?

Beeindruckende Aussichten bleiben Pascal Duhautpas und Jakob Reiser in Erinnerung
Beeindruckende Aussichten bleiben Pascal Duhautpas und Jakob Reiser in Erinnerung Foto: privat

Doch auch eine Trekking-Tour auf 5.364 Meter will gut geplant und vorbereitet sein und ist nichts, das man einfach einmal so nebenbei tut. Diese Erfahrung sollten die Arbeitskollegen bei der SES schnell machen. Im Vergleich: Der Mont Blanc kommt auf gerade einmal 4.808 Meter. „Wie trainiert man so etwas?“, das war auch die Frage des Präsidenten des Vereins X3M Snooze. „Man hat zeitlich ja auch nicht die Möglichkeit, häufiger in die Schweiz oder nach Österreich in die Berge zu fahren.“ Das Duo hat sich dann für Wanderungen im Müllerthal entschieden, die jeweils 20 bis 30 Kilometer lang waren. „Von der Distanz her ist das ok, aber man kann es nicht vergleichen mit dem, was einen in Sachen Höhe dort erwartet. Wir sind dann doch ins kalte Wasser gesprungen, hingeflogen, und haben die Erfahrung vor Ort gemacht.“ 

So richtig los ging es für Duhautpas und Reiser schließlich am 6. November, mit dem Flug von Ramechhap nach Lukla, auf 2.800 Meter. Einer der gefährlichsten Flughäfen der Welt, der „Tenzing-Hillary Airport“, mit einer Landepiste von gerade einmal 527 Metern und einer Hangneigung von zwölf Prozent, bleibt da besonders in Erinnerung, auch wenn die Landung am Ende zur Freude aller ziemlich unspektakulär ausfiel. Bereits am zweiten Tag ging es dann auf einer rund vierstündigen Wanderung weiter nach Namche Bazar auf 3.440 Meter. Begegnungen mit Yaks und Eseln, die Ware transportierten, waren keine Seltenheit. „Man hat sogar noch ältere Leute gesehen, die zehn Kisten auf dem Rücken getragen haben und mit uns da so hochgewandert sind“, berichtet Duhautpas voller Bewunderung. Von Tag zu Tag ging es für das Duo in vier- bis sechsstündigen Wanderungen weiter, auf eine neue Höhe. Damit sich der Körper an diese Bedingungen gewöhnen kann, waren die Akklimatisationstage von großer Bedeutung. Solche gab es etwa in Namche Bazar an Tag drei oder in Dingboche, auf 4.700 Metern, an Tag sechs.

Anfang von Höhenkrankheit

Anders als im Frühling, war das Base Camp in November fast menschenleer
Anders als im Frühling, war das Base Camp in November fast menschenleer Foto: privat

Am achten Tag sollte es dann endlich soweit sein und das Base Camp des Mount Everest wurde in Angriff genommen. Wie schwer die letzte Etappe sein sollte, dessen waren sich Duhautpas und Reiser, der als Muay-Thai-Boxer ebenfalls über eine gewisse Fitness verfügt, im Vorfeld allerdings nicht bewusst. „Ab 5.000 Metern merkt man wirklich einen großen Unterschied“, erklärt Duhautpas. „Wir sind sechs bis sieben Kilometer im langsamen Schritttempo gegangen. Nach drei Schritten ist man da schon so außer Atem, dass man eine Pause braucht.“ Erste Anzeichen der Höhenkrankheit, mit massiven Kopfschmerzen, machten sich breit: „Man ist wie in einer Blase, in der man keinen Sauerstoff mehr bekommt; der Sauerstoffgehalt im Blut war teilweise unter 80 Prozent gesunken. Es ist etwas, das ich mir als sportlich doch schon sehr aktive Person nicht so erwartet hatte.“ Für das Duo war es eine neue körperliche Grenzerfahrung, und so entschieden sich Duhautpas und Reiser dazu, auf das Schlussziel, den Aussichtspunkt Kala Patthar (5.500 Meter), zu verzichten und die Rückreise anzutreten. „Wir wollten kein Risiko eingehen und haben schließlich abgebrochen und den Hubschrauber zurück nach Lukla genommen. Da merkt man dann sofort den Unterschied von 5.364 auf 2.800 Meter, man bekommt sofort wieder viel besser Luft.“

Dennoch bleibt den beiden dieser Tag in ganz besonderer Erinnerung: „Das Base Camp – dort, wo sonst die vielen Zelte stehen – war komplett leer. Man hat nur den großen Stein, bei dem man die bekannten Fotos macht. Es ist aber trotzdem sehr emotional, weil um einen herum die ganzen 8.000er sind, die Natur, die Ruhe, da gibt es kein Tier, kein Flugzeug. Es ist enorm; man sieht da, wie klein man selbst ist und wie groß die Natur.“ Erst ab März beginnt das Camp wieder voller zu werden. Auch die Passage des Sherpa-Friedhofes am Tag zuvor wird Duhautpas sobald nicht vergessen. „Dort liegen nicht nur Bergsteiger, die nicht mehr vom Mount Everest heruntergekommen sind. Wir haben Schilder von Menschen gesehen, die auf diesem Everest Base Trek zusammengebrochen sind. Da wird einem schon bewusst, dass dies nicht einfach nur so ‚just for fun’ ist.“

Spenden-Aktion für die Sherpas

Auch wenn sie zum Schluss abrechen mussten, wollen Jakob Reiser und Pascal Duhautpas 2025 am liebsten ein neues Wander-Abenteuer wagen
Auch wenn sie zum Schluss abrechen mussten, wollen Jakob Reiser und Pascal Duhautpas 2025 am liebsten ein neues Wander-Abenteuer wagen Foto: privat

Und da wären noch „Guide“ Ashish Kafle und vor allem die beiden Sherpas Dawa und Yugal, die das Haupt-Gepäck von Duhautpas und Reiser jeweils rund 30 Kilogramm hochgetragen haben. „Sie sind teilweise in Turnschuhen dort hoch, bei Minus 20 Grad, und wir in unserer kompletten Ausrüstung hinterher. Das erdet einen schon sehr.“ Und je mehr Zeit das Duo mit seinen Begleitern verbracht hat, desto mehr wuchsen diese einem ans Herz. „Besonders die Sherpas sind auf das Trinkgeld, das Wohlwollen der Touristen angewiesen. Wenn man länger Zeit mit ihnen verbringt, bemerkt man immer mehr, wie privilegiert man hier in Europa ist. Wir haben einem der Sherpas schon vor Ort ein paar Wanderschuhe gekauft. Das hat mir zum Schluss bei der ganzen Sache nicht mehr so gut gefallen, dass Leute schwere Arbeit leisten müssen, damit die Touristen maximal davon profitieren können.“ Und so kam auf der Rückreise dann auch die Idee einer Spendenaktion auf, denn Pascal Duhautpas und Jakob Reiser wollen Geld sammeln, um ihren Begleitern eine Ausbildung zum „Guide“, auch für die größeren Höhen, zu ermöglichen. Etwas, das diese sich finanziell nicht leisten können. „Von dem, was wir sammeln, gehen 75 Prozent an eine NGO der ‚Scouten’ in Luxemburg, die sich um die schulische Ausbildung von Kindern in Nepal kümmert, das zu einem der ärmsten Länder der Welt zählt. Die restlichen 25 Prozent gehen direkt an unseren Guide und unsere Sherpas. Ihre Herzlichkeit, auch der Menschen vor Ort, bleibt ganz besonders in Erinnerung.“

Und ein neues Ziel hat das Duo auch bereits im Kopf: „Zuerst habe ich ‚nie wieder’ gesagt. Doch wie immer, auch beim Triathlon, plant man zwei Tage später schon das nächste Rennen. 2025 der Mera Peak in Nepal, 6.400 Meter, das wäre ein neuer Challenge. Auf den man sich aber ganz anders vorbereiten muss.“


Charity-Aktion

Wer die Charity-Aktion von Pascal Duhautpas und Jakob Reiser unterstützen möchte, kann dies unter der Go-Fund-Me-Page tun: https://gofund.me/4fa7c2de


Der Trek

1. Tag: Flug von Ramechhap nach Lukla (2.800 Meter)
2. Tag: Phakding nach Namche Bazar (3.440 Meter)
3. Tag: Akklimatisationstag in Namche Bazar
4. Tag: Namche Bazar nach Tengboche (3.860 Meter)
5. Tag: Tengboche nach Dingboche (4.410 Meter)
6. Tag: Akklimatisationstag in Dingboche 
7. Tag: Dingboche nach Lobuche und Everest Pyramid (4.930 Meter)
8. Tag: Lobuche nach Everest Base Camp (5.364 Meter)


Viviane Biasini
31. Dezember 2022 - 9.38

Eisen Trekking am Khumbu bis Kala Patar wärt ech ni vergiessen. Wéi ech ären Artikel elo gelies hun wuar ech voller Emotiounen . ❤️❤️ Den Himalaya mat sengen schéinen awer och geféierlechen Säiten ass emoleg. Do léiert en Respekt virun Mënsch a Natur. A wann en heem kénnt wees en wat en huet. Mär meckeren hei op ganz héijem Niveau.?