MotorsportDylan Pereira: Rotondes statt Rennstrecke

Motorsport / Dylan Pereira: Rotondes statt Rennstrecke
Dylan Pereira und Co. haben in dieser Woche täglich 1.000 Masken verteilt Foto: ATP

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Eigentlich würde Dylan Pereira heute wieder in den Rotondes OP-Masken an Grenzgänger verteilen, doch der letzte Lauf der virtuellen Rennserie „Porsche Mobil 1 Supercup“ steht auf dem Programm des Motorsportlers. Rechnerisch hat der Luxemburger sogar noch Chancen auf den Gesamtsieg. 

Während der letzten fünf Tage hatte Dylan Pereira zwar weniger Zeit, Einkäufe für seine Großmutter zu erledigen, dennoch stand Solidarität in Krisenzeiten an oberster Stelle: Der Rennfahrer verteilte Masken an Grenzgänger. Es sei eine Art, Luxemburg, doch ganz besonders der Armee zu danken. Der Elitesportler ist seit über zweieinhalb Jahren Sportsoldat und auf dem Weg ins Motorsport-Profilager. „Ich habe aufgrund dieses Status viele Vorteile, weshalb ich die Möglichkeit ergriffen habe, etwas zurückzugeben“, sagt der 22-Jährige.

Am Montag stand er zum ersten Mal – um 6.30 Uhr und mit Maske – vor dem Ausgabetisch in den Rotondes. Angeführt von einem „Kader“ ist der Soldat, zusammen mit zwei weiteren Sportlern (Bogenschütze Pit Klein und Fußballspielerin Sadine Correia), einer Sechsergruppe in Bonneweg zugeteilt worden. Es sei dort wesentlich ruhiger als an den Grenzübergängen, berichtet Pereira. Zunächst werden vor der Ausgabe einer 50er-Packung die nötigen Formulare und Identitätspapiere kontrolliert. „Die Bescheinigungen werden gescannt, damit niemand mehrmals vorbeikommen könnte“, erklärt Pereira. Rund 1.000 dieser Masken werden dann pro Schicht verteilt. 

Heute: Saisonfinale

Heute allerdings hat Pereira ganz andere Pläne. Zuerst einmal steht ausschlafen auf dem Programm: „Anstelle von 5.30 Uhr werde ich wohl bis 9.00 Uhr liegen bleiben“, lacht Pereira. Aus gutem Grund. Die beiden letzten und entscheidenden Läufe des virtuellen „Porsche Mobil 1 Supercup“ werden nach dem Mittagessen im Rennsimulator ausgetragen. Nach drei Turniertagen steht der Luxemburger auf Platz drei der Gesamtwertung. Das Mindestziel wird sein, diese Position im Saisonfinale auf dem italienischen Autodromo Nazionale Monza zu halten. „Einen Sprung nach oben zu schaffen wird schwer, ist aber nicht unmöglich.“ Der Abstand zu Ayhancan Güven (TUR/132 Punkte) und Larry ten Voorde (NL/130) ist für den BWT-Lechner-Racing-Piloten (91) relativ groß. Dennoch: In den finalen Läufen auf der Simulationsplattform iRacing gibt es noch maximal 50 Punkte zu holen.

Siegerehren und Sektflaschen auf dem Podium stehen im Moment aber noch nicht auf der Tagesordnung. „Es gibt auch für die virtuellen Serien Preisgelder und sobald es möglich ist, soll auch eine Ehrung stattfinden.“ Die Konkurrenz hat nicht geschlafen, wie der Soldat berichtet: „Vor einem Computer kann eigentlich jeder stundenlang trainieren, um sich zu verbessern. Es ist anstrengender und jeder Fehler wird noch viel härter bestraft als im normalen Rennen. Die Konzentration ist noch höher und der Spaß geht auch ein wenig verloren, aber so hatten wir zumindest eine Möglichkeit, weiterzumachen.“ Sein Auto hat der Pilot übrigens seit Mitte März nicht mehr gesehen. Es steht in den Räumen des Lechner-Teams in Österreich. „Ich hoffe mal, dass nichts verrostet ist“, lacht der 22-jährige ACL-Motorsportler des Jahres. 

Anders als im Normalfall wird Pereira vor dem heimischen PC nicht vom aktuellen Team, BWT-Lechner-Racing, rundumbetreut. „Die Einstellungen am Simulator sind gleich, Daten auslesen kann ich selbst und wir organisieren auch interne Rennen.“ Es sei also nicht allzu schwer, auf sich alleine gestellt zu sein. Zudem haben die Quarantäne-Bedingungen ihm mehrere Leistungssteigerungen erlaubt: „Das hat mich selbst überrascht“, gibt er zu. „Meine Reaktionszeiten sind schneller als vor der Krise. Durch das Training am Simulator, das gut und gerne über drei, vier Stunden geht, steht man unter einer Dauerbelastung. Das hat mir geholfen. Zudem sind auch die Fitnesswerte besser, wie gestern festgestellt wurde, da man das Training aufgrund der Zeit problemlos durchziehen kann.“ Gute Aussichten also für die beiden heutigen Aufgaben. 

Und für seine Träume. Im September wird es drei Jahre her sein, dass er seine Grundausbildung bei der Armee hinter sich gebracht hat. Demnach hat er noch mindestens ein Jahr die Möglichkeit, von den Vorzügen des Elitesportler-Status zu profitieren. „Ich hoffe allerdings eigentlich, dass ich das dann nicht mehr brauche. Das würde nämlich bedeuten, dass ich genug Geld durch den Motorsport verdienen würde“, sagt Pereira. „Vom Speed her ist es nicht schlecht, aber es gibt eben sehr viel Andrang für rund 100 Plätze.“ Anfragen bekommt Pereira regelmäßig. „Aber eben in Klassen, die nicht so hoch eingestuft sind. Das ist nicht mein Plan. Ich will in ein Werksteam kommen.“ 

Zeitplan

Heute, 16.00 Uhr: Qualifying
16.20 Uhr: erstes Rennen
17.10 Uhr: zweites Rennen

Livestream: https://porsche.de/virtualPMSCMonza und auf dem offiziellen Porsche-Youtube-Kanal