Freitag17. Oktober 2025

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Die Schleck-Brüder säten, Cadel Evans erntete

Die Schleck-Brüder säten, Cadel Evans erntete

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Der Weltmeister gewinnt die Flèche Wallonne nach einem äußerst spektakulären Rennen

Nach einem spektakulären Rennen trug Weltmeister Cadel Evans seinen Namen ins Palmarès der Flèche Wallonne ein. Frank und Andy Schleck zählten zu den Hauptanimateuren, doch konnte sich nur Andy (Platz 9) unter den zehn Ersten klassieren. Laurent Didier wurde 117., Kim Kirchen und Ben Gastauer gaben auf. / Aus Huy berichten Petz Lahure, Kim Hermes (Text) und Gerry Schmit (Fotos)

Cadel Evans wusste, wie und wo es langgeht. Vor zwei Jahren hatte er sich im Schlussanstieg der Flèche Wallonne von Kim Kirchen leimen lassen, gestern zahlte er den anderen mit gleicher Münze heim. 50 Meter vor dem Ziel in der „Mur de Huy“ sah Tour-de-France-Sieger Alberto Contador noch wie der sichere Sieger aus, doch rechts vom Spanier legte Cadel Evans einen Zahn zu und zog an ihm vorbei. Etwas zu spät erkannte Kirchens Mannschaftskollege Joaquin Rodriguez die Situation, ansonsten er nicht nur Contador, sondern vielleicht auch noch den Weltmeister überspurtet hätte. Rodriguez war auf den letzten 200 m jedenfalls der stärkste Fahrer im Feld. An den Australier aber kam er nicht mehr heran.

Eine Premiere

Cadel Evans feierte in Huy den ersten großen Sieg im Weltmeistertrikot. Er tat es damit Ferdy Kübler (1952), Rik Van Steenbergen (1958), Eddy Merckx (1972) und Claudy Kirchen nicht bei L-B-L 

Am Start in Charleroi war Kim Kirchen die Freude darüber, endlich wieder bei einem Rennen dabei zu sein, noch deutlich anzusehen. „Ich bin optimistisch“, so der Flèche-Sieger von 2008. Aber kurz nach der ersten Passage in Huy kam der erneute Rückschlag. Dem Katusha-Fahrer wird plötzlich schwindelig. Aus Angst vor einem Sturz steigt Kirchen aus. Ein erster medizinischer Check vor Ort blieb ohne Ergebnisse, Kirchen machte sich gleich gestern auf den Weg nach Luxemburg, wo er einen Arzt aufsuchen wird, der die Ursache für das Unwohlsein finden soll.
Im Training war alles normal gelaufen, aber wenn Kirchen im Rennen forciert, bleibt ihm, wie schon letzte Woche, die Luft weg. Kirchen hat keine Erklärung dafür, aber bis die Ursache gefunden ist, wird er vorerst kein Rennen bestreiten. Damit ist auch ein Start am Sonntag bei Liège-Bastogne-Liège kein Thema mehr.
khe  Criquielion (1989) gleich, die als Einzige mit dem Regenbogentrikot auf der „Mauer“ gewannen. Es war gleichzeitig Evans’ erster Erfolg für das BMC Racing Team.

Hinter dem Weltmeister klassierte sich die „Crème de la crème“ in solch schweren Prüfungen: Rodriguez, Contador, Anton, Cunego, Gilbert, Horner, Valverde, A. Schleck (9.) und Hesjedal. Es fehlten eigentlich nur Frank Schleck (42.) und Kim Kirchen, der wegen eines Unwohlseins aufgab. Auch Ben Gastauer sah das Ziel nicht, während Laurent Didier als 117. auf 10:55 in der Wertung steht.

Erstmals gingen im modernen Radsport fünf Luxemburger Profis gleichzeitig an den Start einer „Classique“. Man muss in den Annalen schon bis in die 50er-Jahre zurückblättern, um auf Ähnliches zu stoßen. Während alle Augen auf Andy und Frank Schleck gerichtet waren, machte zunächst Laurent Didier von sich reden. Der Teamgefährte der beiden Brüder war mitverantwortlich für die Konterattacke in der Côte de Haut-Bois bei km 112, die den Vorsprung der Führungsgruppe zum Schmelzen brachte.

Vorne lagen in dem Augenblick David Loosli (Lampre), Dimitri Champion (Ag2R), Benjamin Gourgue (Landbouwkrediet), Stéphane Augé (Cofidis) und Giuseppe Palumbo (Acqua & Sapone). Hinter ihnen jagten neben Didier noch sein Mannschaftskollege Jens Voigt, Daniele Righi (Lampre), Thomas De Gendt (Topsport Vlaanderen), Jan Bakelants (Omega Pharma-Lotto), Christophe Moreau (Caisse d’Epargne) und Christopher Froome (Sky).

Für Andy und Frank Schleck hätte die Ausgangslage nicht besser sein können. Ein Sturz, in den u.a. Karsten Kroon (schwere Gesichtsverletzungen, u.a. Nasenbeinbruch), Fabian Wegmann (leichte Gehirnerschütterung), Yaroslav Popovych und Christophe Brandt verwickelt waren, brachte aber so manchen Plan ins Wanken. Durch den Sturz zerbrach das Feld in zwei Teile, wobei Andy Schleck den guten Zug verpasste. Es dauerte rund 30 km, bis der Kontakt wiederhergestellt war. Das Peloton vergrößerte sich, als auch Didier und Co. eingefangen wurden. Vorne war die Lage aussichtslos für die Flüchtlinge geworden. So konnte das Rennen beim zweiten Anstieg der „Mauer“ von Huy von neuem beginnen.

Hier blies Andy Schleck zur Attacke. Auf dem Scheitel übernahm Frank das Zepter und zog Roman Kreuziger, David Loosli und Bram Tankink mit sich. Die vier erarbeiteten sich einen maximalen Vorsprung von 30 Sekunden, wobei Frank Schleck den Hauptanteil der Arbeit verrichtete. Als aber der Russe Kolobnev die Konterattacke einleitete, war das Feld am Fuß der „ultimen Prüfung“ wieder beisammen.

Im Schlussanstieg sah es lange danach aus, als ob Alberto Contador die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen könnte. Eine falsche Einteilung der Kräfte, vielleicht auch die Müdigkeit durch die beschwerliche Anreise und ein äußerst starker Cadel Evans aber machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Andy Schleck kämpfte sich auf den 9. Rang, während Frank Schleck es in aussichtsloser Position lockerer angehen ließ (42.).
P.L.

Radsport in Zahlen

Flèche Wallonne (198 km): 1. Cadel Evans (Australien/BMC) 4:39:24 Std., 2. Joaquin Rodriguez (Spanien/ Katusha), 3. Alberto Contador (Spanien/Astana) beide gleiche Zeit, 4. Igor Hernandez (Spanien/Euskaltel) +0:06, 5. Damiano Cunego (Italien/Lampre) +0:09, 6. Philippe Gilbert (Belgien/Lotto) +0:11, 7. Christopher Horner (USA/Radioshack), 8. Alejandro Valverde (Spanien/Caisse d’Epargne), 9. Andy Schleck (Luxemburg/Saxo Bank), 10. Ryder Hesjedal (Kanada/Garmin), 11. Michael Albasini (Schweiz/Columbia), 12. Bert de Waele (Belgien/Landbouwkrediet), 13. Vincenzo Nibali (Italien/Liquigas), 14. Christophe Le Mevel (Frankreich/fdjeux) alle gleiche Zeit, 15. Robert Gesink (Niederlande/Rabobank) +0:19, … 42. Frank Schleck (Luxemburg/Saxo Bank) +0:47, … 117. Laurent Didier (Luxemburg/Saxo Bank) +10:55

Aufgegeben: u.a. Kim Kirchen (Luxemburg/Katusha), Ben Gastauer (Luxemburg/Ag2r)