Die neuen „Pjanic-Fälle“

Die neuen „Pjanic-Fälle“
(AFP/Filippo Monteforte)

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Der Fußball in Luxemburg hat ein Problem. Immer mehr talentierte Nachwuchsspieler mit Migrationshintergrund suchen ihr Glück in der Heimat.

Am 6. September 2008 erlitt der nationale Fußballverband einer seiner größten Niederlagen. An diesem Tag bestritt Miralem Pjanic sein erstes Länderspiel für Bosnien-Herzegowina. Das in Luxemburg ausgebildet Jahrhunderttalent hatte sich für das Land seiner Vorfahren entschieden. In Zukunft könnten noch eine ganze Reihe neuer „Pjanic-Fälle“ zum Problem für die FLF werden.

„Es hinterlässt einen sehr bitteren Nachgeschmack wenn ich sehe, dass wir in Monnerich zukünftige bosnische oder polnische Nationalspieler ausbilden“, so ein enttäuschter Luc Holtz. Laut FLF kostet die Ausbildung eines Spielers pro Jahr rund 10.000 Euro.

FIFA-Reglement

Juristisch kann der Verband sich nicht gegen diesen Exodus wehren. Bei der FLF wird aber laut Tageblatt-Informationen an einem Modell gebastelt, das einen Verbandswechsel zumindest erschweren soll. Dabei hat der Weltverband bereits vor Jahren einen Riegel vorgeschoben.

Artikel 18 des FIFA-Reglements besagt folgendes: „Das Wechselrecht kann nur beansprucht werden, wenn der Spieler von seinem heutigen Verband noch in keinem A-Länderspiel eines offiziellen Wettbewerbs eingesetzt wurde (Voll- oder Teileinsatz), und er zum Zeitpunkt des ersten Voll- oder Teileinsatzes in einem Länderspiel in einem offiziellen Wettbewerb seines bisherigen Verbands bereits im Besitz der Staatsbürgerschaft des Verbands war, für dessen Verbandsmannschaft er die Spielberechtigung erlangen will.“ Diese Regelung wurde eingeführt, nachdem immer mehr Brasilianer und Afrikaner eingebürgert wurden und teils sehr schnell für ihre neue Heimat zum Einsatz kamen. Als offizielle Wettbewerbe gelten auch Jugend-Qualifikations-Länderspiele ab der U17.

Wechselkandidaten

Folgende Luxemburger Nachwuchstalente liebäugeln mit einem Verbandswechsel:

Emir Bijelic (17 Jahre, Verein: FC Metz): Kapitän im Nachwuchs der Lothringer und Jugendnationalspieler in Luxemburg. Laut FLF ist der Mittelfeldspieler nicht im Besitz eines bosnischen Passes und kann deshalb nicht mehr für das Land seiner Vorfahren auflaufen. Die Familienangehörigen wollen dies zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht einsehen. Bijelic bestritt bereits ein Testspiel für Bosnien-Herzegowina.

Ajdin Bijelic (16/RFCUL): Der Bruder von Emir hat bereits in Bosnien bei einem Probetraining vorgespielt. Hat kürzlich das Double mit dem Racing-Nachwuchs geholt.

Jan Ostrowski: (16/FSV Mainz 05): Der talentierte Defensivspieler hat bereits in Polen vorgespielt. Ist aber Teil der FLF-Jugendnationalmannschaften.

Eric Veiga (18/Bayer Leverkusen): „Er träumt davon irgendwann für Portual zu spielen“, sagt Luc Holtz über den Flügelspieler. Fakt ist, dass Veiga in Leverkusen Probleme hat seinen Stammplatz in der U19 zu finden.

Vahid Selimovic (18/FC Metz): Der Innenverteidiger ist noch nicht im Besitz der luxemburgischen Staatsangehörigkeit. Ist Serbe, könnte aber auch für Bosnien-Herzegowina spielen.

Belmin Muratovic (17/FC Metz): Ist auch noch nicht im Besitz der luxemburgischen Staatsbürgerschaft. Auch hier kommt Bosnien-Herzegowina in Frage.

Mica Pinto (21/Sporting Lissabon): Der Linksverteidiger hat bereits eine U20-Weltmeisterschaft mit Portugal hinter sich. Zu diesem Zeitpunkt war er nicht im Besitz der doppelten Staatsbürgerschaft und kann deshalb nicht mehr für die Roten Löwen spielen.

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