European ChampionshipsDie Nesthäkchen sind dran

European Championships / Die Nesthäkchen sind dran
Die luxemburgische Turndelegation, die in der zweiten Hälfte der European Championships im Einsatz ist Foto: FLGym

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18, 16 und 15: Die FLGym-Turner, die am Freitag ab 14 Uhr in der Olympiahalle München ihre Qualifikation bestreiten, sind jung und somit die luxemburgischen Nesthäkchen bei den European Championships 2022. Das Tageblatt hat sich mit den jungen Sportlern, die erstmals als Team an einem Wettkampf dieses Formats teilnehmen, über Ambitionen und Lieblingsgeräte unterhalten und stellt das Quartett kurz vor.

Quentin Brandenburger

Alter: 18
Verein: Etoile Rümelingen
Die Anfänge: „Als kleines Kind war ich wirklich hyperaktiv und meine Mutter ziemlich genervt. Sie wollte nicht, dass das so weitergeht und somit habe ich schließlich verschiedene Sportarten ausprobiert: Fußball, Basketball, Tischtennis. Als sie mich dann zum Turnen geschickt hat, hat es nicht lange gedauert und ich habe bemerkt, dass dies genau meine Sportart ist. Nach dem Training war ich dann auch meist richtig ausgepowert.“
Lieblingsgerät: „Viele denken vielleicht, dass dies der Barren ist, weil ich dort international schon richtig gut abgeschnitten habe. Doch das wechselt eigentlich jede Woche, hängt auch immer davon ab, wie ich gerade drauf bin. Aktuell sind es Boden und Reck. Vor allem am Boden fühle ich mich derzeit körperlich relativ gut und auch am Reck klappen die Übungen.“
Bestes Erlebnis: „Das beste Erlebnis war für mich auf jeden Fall die Gymnasiade im Frühling in Frankreich. (Brandenburger holte Bronze am Pauschenpferd, Anm. d. Red.) Aber auch das European Youth Olympic Festival vor zwei Wochen in Banská Bystrica, weil ich dort wirklich viel gelernt habe und es fast schon eine Vorbereitung auf Olympische Spiele ist. Toll war einfach, mit einer so großen luxemburgischen Delegation aus unterschiedlichen Sportarten unterwegs sein zu dürfen.“
Ziel für München: „Bei vielen Wettkämpfen in der Vergangenheit waren meine Ambitionen klar. Da hieß es immer Barren, Barren, Barren. Ich wollte hier überall unbedingt ins Finale kommen. Doch ich habe gemerkt, wie sehr mich das unter Druck gesetzt hat. Inzwischen sage ich mir, dass ich einfach nur das umsetzen muss, was ich im Training tue und die Ergebnisse kommen dann, wie sie kommen. Das will ich auch in München tun.“

Ronan Foley

Alter: 16
Verein: Aurore Oetringen
Die Anfänge: „Ich komme aus einer sportlichen Familie und mich haben Action-Filme schon immer fasziniert. Ich wollte auch unbedingt Salto beherrschen, in der Luft rumfliegen. Meine Mutter schickte mich dann zum Turnen, weil es einfach die ideale Sportart ist, um Körperkontrolle zu lernen. Ich habe eine Zeit lang parallel auch Leichtathletik gemacht, weil mein Bruder das ebenfalls ausübt, mich am Ende dann aber für das Turnen entschieden.“
Lieblingsgerät: „Boden und Barren. Am Boden gefällt mir die Akrobatik, bei den Elementen ist man oft in der Luft, man muss hier Sprünge beherrschen. Beim Barren ist es einfach das Gefühl, das ich mag, wenn die Arme sozusagen drehen.“
Bestes Erlebnis: „Das war der Christmas Gym Cup im vergangenen Dezember, als wir wussten, dass wir uns als Mannschaft für die EM qualifiziert haben und somit niemand zurückbleiben muss. Darauf bin ich sehr stolz.“
Ziel für München: „Ich will ganz klar meine Rolle im Team so spielen und an jedem Gerät eine starke Note holen, die auch in die Wertung kommt (an jedem Gerät gehen die drei besten Wertungen einer Nation in die Teamwertung ein, Anm. d. Red.). 72 Punkte für mich persönlich wären toll, doch am wichtigsten ist es für mich, ein Teamplayer zu sein.“

Mathis Kayser

Alter: 16
Verein: Réveil Bettemburg
Die Anfänge: „Als kleines Kind bin ich überall hochgeklettert, da wollte meine Mutter mich mit drei Jahren zum Klettern schicken. Da man hier jedoch erst mit sechs Jahren anfangen durfte, wurde das Turnen als Alternative vorgeschlagen. Ich lernte relativ schnell und so bin ich auch rasch in die Gruppe der Fortgeschrittenen und schließlich ins Kunstturnen gekommen.“
Lieblingsgerät: „Da gibt es eigentlich zwei: Reck und Sprung. Am Reck mag ich einfach die Flugelemente, die zwar sehr viel Arbeit bedeuten, wo man sich jedoch umso mehr freut, wenn man sie schafft. Es sieht auch immer recht spektakulär aus. Am Sprung habe ich immer schon die schnellsten Fortschritte gemacht, obwohl wir erst spät damit angefangen haben.“
Bestes Erlebnis: „2014 war ich Luxemburger Meister bei den Minis, das war schon toll. Am meisten am Herzen liegt mir jedoch das Team. Als wir im Dezember die Norm erfüllt hatten und damit gemeinsam als Mannschaft hier zur EM kommen durften, war das schon ein unbeschreibliches Gefühl.“
Ziel für München: „Zum einen möchte ich mit dem Team am liebsten so gut wie möglich abschneiden, eine Wertung von 220 Punkten wäre schon phänomenal. Persönlich träume ich von 73  Punkten und vom Einzug ins Sprungfinale. Bei einem großen Juniorenwettkampf in Berlin bekam ich am Anfang der Saison eine Note von 14,000 und war kurioserweise erster Reservist, obwohl ich nur einen und keine zwei Sprünge gezeigt hatte. Für die EM habe ich nun auch einen zweiten im Programm.“

Joy Palermo

Alter: 15
Verein: Nordstad Turnveräin
Die Anfänge: „Zum Turnen bin ich durch meine Schwester gekommen, die beim Nordstad Turnveräin eingeschrieben war. Ich habe auch Basketball gespielt, am Ende musste ich mich zwischen beiden Sportarten entscheiden und bin dann beim Turnen geblieben.“
Lieblingsgerät: „Das war eigentlich von Anfang an der Boden. Ich mag einfach die Sprünge, in der Luft zu sein und dann zu landen und direkt zu stehen, ohne einen weiteren Schritt zu machen.“ 
Bestes Erlebnis: „Beim Christmas Gym Cup im Dezember haben wir wirklich alle gezeigt, was wir können und uns damit gemeinsam für die EM in München qualifiziert. Das war ein wirklich guter Moment.“
Ziel für München: „Der Teamfaktor ist für mich am wichtigsten. Meine Rolle ist es, für die ‚safe Note’ zu sorgen. Falls einer fällt, was ich nicht hoffe, dann würde meine Note in die Wertung eingehen und die soll dann so hoch wie möglich sein. Ich möchte aber auch Spaß haben und diese EM genießen.“


Mit einem Team bei der EM 

Als Jacques Renson, Technischer Direktor und Herren-Nationaltrainer bei der FLGym, im Jahr 2015 beim nationalen Turnverband anfing, musste er quasi bei null beginnen. Denn nachdem Sascha Palgen seine Karriere beendet hatte, war weit und breit niemand in Sicht, der in dessen Fußstapfen hätte treten können. Mit einer kleinen Gruppe an talentierten jungen Turnern begann Renson anschließend zu arbeiten, baute eine komplett neue Generation auf und hatte dabei eine Vision: Mit einem kompletten Team an der Junioren-EM 2022 in München teilzunehmen. Sieben Jahre später ist man nun tatsächlich hier angekommen.