Ben KovacDie emotionale Saison des Publikumslieblings

Ben Kovac / Die emotionale Saison des Publikumslieblings
Als Kapitän von Patrioti Levice durfte Ben Kovac die Meistertrophäen als Erster in Empfang nehmen Foto: Patrioti Levice/Lukáš Droppan

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Es war die perfekte Saison, die Ben Kovac mit seinem Klub Patrioti Levice erlebte und die mit dem erhofften Double, dem dritten Titel binnen zwei Jahren, endete. Eine emotionale Spielzeit, in der der luxemburgische Publikumsliebling in der Slowakei einen weiteren Reifeprozess erlebte.

Rund 60 Spiele hat Ben Kovac für seinen slowakischen Klub Patrioti Levice in der vergangenen Saison bestritten, die mit dem viel umjubelten Meistertitel endete. Seit etwas mehr als zwei Wochen ist der junge Basketballer nun zurück in Luxemburg. Zeit, sich ein wenig auszuruhen, hat er seit seiner Rückkehr jedoch kaum, wie der 24-Jährige lachend erklärt, denn der Terminkalender des Profispielers ist weiterhin vollgepackt. „Ich bin zehn Monate nicht im Land, da möchte ich jetzt jede Sekunde nutzen, um Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen.“ Ob er nun beim Turnier seines Kumpels Jordan Hicks eine Hand mit anpackt, seine Cousine für ihre „Première“-Examen abfragt oder mit Freunden eine Partie Padel spielt, ist dem Profisportler da auch ganz egal, genießen tut er jeden Moment.

Allen Grund, gut gelaunt zu sein, hat Ben Kovac derzeit allemal, denn besser hätte seine zweite Saison in der Slowakei, seine insgesamt bereits vierte als Profispieler, eigentlich nicht laufen können. Mit seinem Klub Patrioti Levice gelang dem Nationalspieler nicht nur die Verteidigung des Meistertitels, sondern auch der Gewinn des Pokals. Dabei war die Erwartungshaltung im Vorfeld der Saison riesig, wie der 24-Jährige erklärt: „Der Druck war von Anfang an enorm groß, denn von uns wurde eigentlich erwartet, dass wir fast schon automatisch Pokal und Meisterschaft gewinnen würden, am besten noch, ohne eine Niederlage zu kassieren. Das war eine ganz neue Situation für mich.“ Zumal Levice als erst zweiter Verein in der Slowakei die Möglichkeit hatte, das vom Klub so erhoffte „three-peat“ – den Gewinn von drei aufeinanderfolgenden Meisterschaften – zu feiern. Am Ende gelang dies gegen SpisskRytieri im vierten Spiel der Finalserie, die nach dem Modus „best of five“ ausgetragen wurde.

Plötzlich Kapitän

Der Traum vom Double und dem „three-peat“ wurde also wahr, doch für Ben Kovac war es noch aus einer ganz anderen Sicht eine spezielle Saison, denn der Luxemburger, der bekanntlich slowakische Wurzeln hat und auch die Landessprache fließend spricht, führte das Team, nachdem sich Spielführer Martin Bachan früh in der Saison eine schwere Bandscheibenverletzung zugezogen hatte, plötzlich sogar als Kapitän aufs Feld. „Wäre es letztes Jahr passiert, dann wäre ich schon überrascht gewesen, denn da standen schon einige Spieler im Kader, die älter waren und mehr internationale Erfahrung aufweisen konnten“, meint der 24-Jährige. „Ihnen hat jedoch jemand gefehlt, der mehr kommuniziert, die Jungs auch mal wachrütteln, ihnen sozusagen einen Tritt in den Hintern verpassen kann. Sie wollten jemanden, der eine gute Beziehung zum Trainer und den Spielern hat und da auch vermitteln kann.“ Sich als junger Spieler auf einmal in einer solch wichtigen Rolle wiederzufinden, in einem Team mit Akteuren, die für die slowakische Nationalmannschaft aufliefen, war eine neue Herausforderung, die Kovac jedoch gerne annahm: „Mein Vater hat mir immer gesagt, deine Mutter war auch Kapitän, du kriegst das schon hin. Ich war stolz darauf, dieses Vertrauen zu bekommen und dann auch noch das Double feiern zu können, da konnte ich dann auch nicht so viel falsch gemacht haben.“ 

Patrioti Levice konnte in diesem Jahr das erhoffte „three-peat“ feiern
Patrioti Levice konnte in diesem Jahr das erhoffte „three-peat“ feiern Foto: Patrioti Levice/Lukáš Droppan

Seine Rolle als Publikumsliebling wurde in den letzten Monaten somit in der Slowakei nur noch größer. Denn bei den Patrioti-Fans ist derzeit kein Spieler so gefragt wie der Luxemburger. „Ich gebe gerne etwas zurück. Wenn ich sehe, dass die Leute sich extra früher freinehmen, um mit dem Fanbus abends zum Auswärtsspiel zu fahren, was viel größere Distanzen als in Luxemburg sind, dann ist es für mich selbstverständlich, auch nach dem Spiel zu ihnen zu gehen oder mit den Kindern Fotos zu machen, auch wenn wir verloren haben“, erklärt der ehemalige Escher. „Ich weiß noch selbst, wie es war, als ich als junger Spieler mit leuchtenden Augen vor Samy Picard stand und mich gefreut habe, wenn er sich Zeit für mich genommen hat. Das möchte ich einfach zurückgeben.“ Der Basketballverein ist in der 30.000-Einwohner-Stadt auf jeden Fall ganz groß, so kommt es dann auch schon mal vor, dass Fans extra einen Tisch im Teamrestaurant reservieren, weil sie wissen, dass an dem Tag die Spieler dort zum Essen sein werden. Unerkannt bleiben die Basketballer in Levice nicht lange, wie der 24-Jährige erklärt.

Weiterer Reifeprozess

Es war eine Saison, in der er damit einen weiteren Reifeprozess vollzogen hat, dessen ist sich Ben Kovac sicher: „Ich habe gemerkt, dass ich nicht so viel nach mir, sondern vielmehr nach dem Team geschaut habe. Manchmal hätte ich vielleicht wirklich etwas egoistischer sein können, hätte vielleicht etwas mehr nach mir schauen sollen.“ So stellte der Luxemburger oft seine Teamkollegen vor sich selbst, wie er erzählt: „Es gab eine Partie, in der einer meiner Teamkollegen mega genervt war, weil er bereits drei Fouls hatte und der Trainer ihm kein Vertrauen mehr geschenkt hat. Als ich das gesehen habe, meinte ich zum Coach, dass er mich mal kurz raus- und ihn reinnehmen soll. Schlussendlich bin ich dann aber gar nicht mehr zum Einsatz gekommen, weil er sich gefangen hatte.“ Doch wer den 24-Jährigen kennt, weiß, dass für ihn das Wohl des Teams über seinem eigenen steht: „Am Ende mag ich es lieber, wenn wir gewinnen und ich sechs Punkte erziele, als dass wir verlieren und ich auf 15 Punkte kommen.“ In den letzten beiden Jahren hat Kovac seiner Meinung nach ebenfalls gelernt, das Spiel noch besser zu lesen. „Mit der Zeit wird es einfach auch Routine, auf diesem Niveau zu spielen. Man ist weniger nervös, auch was die Entscheidungen auf dem Platz betrifft.“

Ich war stolz darauf, dieses Vertrauen zu bekommen und dann auch noch das Double feiern zu können, da konnte ich dann auch nicht so viel falsch gemacht haben

Ben Kovac, über seine Rolle als Kapitän

Seine Entscheidung, nach zwei Jahren in den Niederlanden bei den Den Helder Suns, in die Slowakei zum damaligen Meister Levice zu wechseln, bereut der 24-Jährige jedenfalls nicht. „Damals stand auch Le Portel in Frankreich zur Debatte, daraus wurde ja nichts. Doch alles passiert aus einem Grund. Wer weiß, vielleicht wäre ich da auch nach drei Monaten entlassen worden, weil ich nicht gespielt hätte. Hier habe ich jetzt alles erreicht.“ Und neben den Titeln konnte Kovac in den letzte beiden Jahren auch internationale Erfahrung, in der Champions-League-Qualifikation und dem Europe Cup, gewinnen. Etwas, das er keinesfalls hätte missen wollen: „Im letzten Jahr spielten wir in der Champions-League-Qualifikation im Finale gegen Malaga, die in der letzten Saison sogar den spanischen Pokal gewonnen haben. Sie sind mit frischgebackenen Europameistern angetreten und wir hätten fast noch gegen sie gewonnen. Ein Moment, den ich nicht vergessen werde.“ Das Standing des Basketballs in der Slowakei hat sich in den letzten Jahren auch stark geändert, wie Kovac weiter erklärt: „Sie sagen zwar immer, wir sind ein kleines Land, uns kennt niemand. Dann frage ich immer, was wir denn sagen sollen“, meint der Luxemburger lachend.

Zukunft ungewiss

Emotional, das war die Saison für Ben Kovac aber auch. Im letzten Jahr starb kurz vor der entscheidenden Phase sein Großvater, in diesem Jahr musste er kurz vor dem ersten Finale Abschied von seiner Großmutter nehmen: „Sie waren beide so basketballfanatisch, haben mich immer unterstützt und waren froh, dass ich in der Slowakei spielte.“ Umso emotionaler für den 24-Jährigen, dass er, von der Bank kommend, gerade im ersten Finale eines seiner besten Spiele bestritt. „Es war alles so emotional. Mein Vater kam aus Luxemburg wegen der Beerdigung, wir spielten gegen das Team aus der Stadt, aus der meine Großeltern kamen und ich war supermotiviert.“ Da kommt Ben Kovac auch nicht umhin, an seine viel zu früh verstorbene Mutter Dana zu denken: „Sie war Kapitänin, als Esch damals das ‚three-peat’ in Luxemburg gewinnen konnte. Auch wenn ich nicht bei allen drei Titeln von Levice dabei war, so war ich bei der dritten Meisterschaft nun auch Kapitän, das ist mir erst später bewusst geworden, bewegt mich aber sehr.“

Die Option ist da und ich werde die Tür auf jeden Fall nicht zumachen. Doch ich möchte sehen, was sonst noch möglich ist, ob ich vielleicht noch einen weiteren Schritt gehen kann.

Ben Kovac, über seine Zukunft bei Levice

Nachdem sich der 24-Jährige im Februar beim Nationalteam eine Muskelverletzung zugezogen hatte, die ihm noch nach Monaten immer wieder zu schaffen machte, ist er nun erst einmal froh über die aktuelle Pause. Wie es weitergeht, weiß er noch nicht. Nach zwei Jahren in den Niederlanden und zwei Jahren in der Slowakei könnte man nun meinen, dass der Weg ihn in eine andere Liga führen würde. „Das habe ich schon häufiger gehört“, erklärt er mit einem Schmunzeln. Doch entschieden ist noch nichts, auch wenn man ihm bei Patrioti bereits im November eine Vertragsverlängerung mit sehr guten Bedingungen angeboten hat. „Die Option ist da und ich werde die Tür auf jeden Fall nicht zumachen. Doch ich möchte sehen, was sonst noch möglich ist, ob ich vielleicht noch einen weiteren Schritt gehen kann. So ein Package wie in der Slowakei zu finden, bei einem Topverein und mit der Option, auch international zu spielen, wird sicherlich schwer sein. Doch es könnte ein guter Zeitpunkt in meiner Karriere sein, um noch einmal ein Risiko einzugehen.“

Natürlich träumt der 24-Jährige von einem Angebot aus einer Liga wie Deutschland, Frankreich, Spanien oder Italien. Doch Ben Kovac weiß selbst genau, wie hart das Business und wie schwierig dies ist. „Natürlich wäre es toll, in einer guten Liga zu spielen, die näher an Luxemburg dran ist. Doch ich bin noch jung, würde etwas aus einer Liga wie Polen oder Litauen kommen, würde ich es sicher auch nicht ablehnen.“ Eines wird ihm jedoch niemand mehr nehmen, wie er abschließend betont: „Als kleiner Luxemburger im Basketball drei Titel in zwei Jahren zu gewinnen, das muss man auch erst einmal fertigbringen.“