Der aktuelle Europameister steckt tief in einer Krise und will sich den Frust von der Seele schießen. Luxemburg will nach der 2:3-Niederlage in Mazedonien den Schaden in Grenzen halten.
„La Roja“ musste ganz überraschend am Donnerstagabend in der Slowakei eine 1:2-Niederlage einstecken. 26 Torschüsse zu 5 und trotzdem gingen die Spanier am Ende mit langen Gesichtern vom Platz. Ähnlich erging es Luxemburg, das gegen Mazedonien erst in der 92. den tödlichen Gegentreffer kassierte.
„Unglückliche Situation“
Im Lager der Luxemburger müssen in den Stunden, die bis zum großen Showdown verbleiben, die körperlichen und mentalen Wunden geleckt werden. „Wir haben eine riesige Enttäuschung hinter uns, ich denke aber, dass die Spieler es hinbekommen, in der kurzen Zeit den Schalter umzulegen. Auch wenn wir viele Kräfte gelassen haben, bin ich davon überzeugt, dass die Mannschaft am Sonntag fit sein wird“, sagte Luc Holtz am Freitagvormittag auf dem Rückflug von Skopje nach Luxemburg. Eher unbehaglich wird dem Nationaltrainer aber, wenn er daran denkt, dass die Spanier mit einer Niederlage im Gepäck nach Luxemburg anreisen und sich vielleicht den Frust von der Seele schießen wollen. „Das ist eine sehr unglückliche Situation.“
Der enttrohnte Weltmeister und aktuelle Europameister kassierte gegen die Slowakei seine erste Pleite in der EM-Ausscheidung seit 2006. In der heimischen Presse wurden vor allem Stürmer Diego Costa und Torwart Iker Casillas für die Blamage verantwortlich gemacht. Die katalanische Sporttageszeitung Mundo Deportivo sieht vor der Partie gegen Luxemburg gar einen „Sturm heraufziehen“.
Kritik
Costa wird kritisiert, weil er in sechs Spielen für Spanien noch nicht getroffen hat und Casillas, weil er sich am Donnerstag wieder einmal einen Patzer leistete. Trainer Vicente del Bosque, dem in der Heimat fehlender Reformwille vorgeworfen wird, ging nach der Niederlage in die Defensive: „Nicht wir haben versagt, der Gegner hat Tugenden zur Schau gestellt.“
Den Slowaken gelang es mit einem aggressiven Gegenpressing und einem starken Torhüter, die Iberer in die Knie zu zwingen. Mit ähnlichen Tugenden will Luxemburg die Startruppe an ihrem Nationalfeiertag so lange wie möglich in Schach halten. „Wir müssen gegen Spanien mit Sicherheit defensiver stehen als zuletzt. Außerdem müssen wir aggressiver im Zweikampf agieren und auch mal das eine oder andere taktische Foul begehen. Das falsche Mittel gegen Spanien wäre, tief zu stehen und sie kommen zu lassen. Diese Spieler sind viel zu intelligent und werden immer die Lücke finden“, so Luc Holtz, der ein glühender Fan des spanischen Fußballs ist. „Eine aktive Verteidigung ist sicherlich eine Lösung, aber wir müssen abwarten, wie gut die Mannschaft sich von den Strapazen des Spiels gegen Mazedonien erholt. 72 Stunden zwischen zwei Spielen ist sehr wenig.“
„Schaden in Grenzen halten“
Gegen Spanien steht die gegen Mazedonien wacklige Verteidigung in der Verantwortung. Tom Schnell kann auch gegen Spanien wohl nicht spielen. „Wenn er nur zu 80 Prozent fit ist, macht ein Einsatz keinen Sinn“, sagte Holtz. Luxemburg wird wahrscheinlich mit einem verstärkten Mittelfeld antreten, um den „roten Furien“ wie Fabregas oder Iniesta die Räume zuzustellen. In die Startelf könnte Dwayn Holter rutschen, der gegen Mazedonien nach seiner Einwechslung einen starken Eindruck hinterließ. Stefano Bensi könnte auf links ausweichen, damit wäre David Turpel der einzige Stürmer. Christopher Martins laboriert derzeit an einer Zehverletzung, müsste am Sonntag aber wieder fit sein.
Spaniens Coach Vicente del Bosque hat eigentlich die Qual der Wahl. Ob Stars wie Iniesta oder Diego Costa nach enttäuschenden Leistungen in den letzten Wochen am Sonntag auflaufen werden oder Talente wie Koke eine Chance bekommen werden, macht eigentlich keinen Unterschied. Spanien ist und bleibt eine Fußballmacht, vor der man jegliche Ambitionen zurückschraubt. „Es geht nur darum, den Schaden in Grenzen zu halten“, brachte es Holtz auf den Punkt.
De Maart




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