„Mir gefällt diese gesunde Mischung zwischen den ‚Veteranen‘, sowie den Jungen, die sich dieses Halbfinale genauso verdient haben wie die erfahrenen Spieler“, erklärt Kapitän DJ Wilson. Zwischen dem erfahrenen Arantia-Kapitän und dem Youngster Noé Tibold liegen zwar 15 Jahre Altersunterschied, doch sie haben auch Gemeinsamkeiten: Beide feiern nämlich am 6. Juli ihren Geburtstag und der Basketball wurde ihnen sozusagen in die Wiege gelegt: DJs Vater Derek Wilson sowie Noés Mutter Diane Becker sind den Basketball-Kennern zweifelsohne ein Begriff.
Wir sind uns bewusst, dass nicht bei vielen Enovos-League-Vereinen die jungen Spieler zum Einsatz kommen, deshalb kann man es als Chance bezeichnen, in einem Verein wie Fels zu spielen
Beim letzten Auftritt der Arantia in der Coque saß der damals 15-jährige Noé Tibold als Zuschauer auf der Tribüne: „Genau wie vor drei Jahren rechne ich auch im diesjährigen Halbfinale mit einer spannenden Partie. Wenn es uns gelingt, die Ballverluste zu reduzieren, im Rebound zu überzeugen und aggressiv in der Verteidigung zu agieren, dann stehen unsere Chancen gut, um gegen Esch zu bestehen.“ Der Felser Kapitän betont, dass Esch ein sehr erfahrenes Team ist, weshalb man während 40 Minuten konzentriert agieren müsse. „Die Energie muss stimmen, doch da mache ich mir keine Sorgen. Auch wenn wir vor einer Woche gegen Steinsel keine gute Leistung gezeigt haben, sind wir jedoch froh, dass wir einen starken Gegner als Vorbereitung hatten“, so der 33-Jährige, der zugibt, dass das Halbfinale seit einiger Zeit in den Köpfen der Spieler ist. „Die Vorfreude ist groß. Egal, ob ich eingesetzt werde oder nicht, ich werde alles tun, um der Mannschaft zu helfen, und sei es, indem ich meine Kollegen von der Bank aus anfeuere“, fügt Tibold hinzu.
Nach oben gekämpft
Für DJ Wilson, der bereits einen Pokalgewinn in der Tasche hat (2011 mit der Etzella) und seit acht Jahren im Felser Trikot aufläuft, hätte ein Titelgewinn mit der Arantia eine ganz besondere Bedeutung: „In Ettelbrück war ich zwar Teil der Rotation, doch in Fels bin ich der Kapitän der Mannschaft. Zudem liegt der letzte Titelgewinn der Vereinsgeschichte sehr weit zurück. Der Verein hat sich von ganz unten nach oben gekämpft. Halbfinale und Finale wurden erreicht. Das, was jetzt noch fehlt, ist der Titel.“

Seit dem letzten Aufstieg in die höchste Liga 2018 ging es für die Arantia Schritt für Schritt in die richtige Richtung. Zum einen hat man sich mittlerweile in der höchsten Liga etabliert – seit der Saison 2019/20 erreichten die Felser stets das Play-off, zum anderen trägt eine konsequente Jugendarbeit erste Früchte. Aktuell zählt der Verein, der 2022 mit João Osorio einen professionellen Jugendtrainer engagiert hat, rund 200 Jugendlizenzen, hinzu kommen ungefähr 50 Kinder unter zehn Jahren. Viele ehemalige Spieler, wie beispielsweise die Nunes-Brüder, die tief mit dem Verein verwurzelt sind, engagieren sich im Jugendbereich.
Mit der Verpflichtung von Herrentrainer Karolis Abramavicius, der zuvor in Litauen als Jugendtrainer tätig war, blieb man sich und der Vereinsphilosophie treu. „Der Trainer ‚pusht‘ die jungen Spieler zwar an ihr Limit, doch er glaubt an sie. Er hält sein Versprechen, die jungen Spieler einzubinden. Spielsituationen kann man halt im Training nicht simulieren, deshalb ist Spielpraxis wichtig.“ Der Felser Kapitän unterstreicht, dass die jungen Spieler nichts lernen können, wenn der Coach jedes Mal zögert sie einzusetzen. „Der Trainer ist streng, aber wenn man ihn im Training überzeugt, schenkt er uns sein Vertrauen. Wir sind uns bewusst, dass nicht bei vielen Enovos-League-Vereinen die jungen Spieler zum Einsatz kommen, deshalb kann man es als Chance bezeichnen, in einem Verein wie Fels zu spielen“, so Tibold. Gegen den Aufsteiger Mondorf feierten die 16-jährigen Lee Brosius und Mathis Dieterlen ihr Envovos-League-Debüt und am Ende der Partie hatten sämtliche Spieler gepunktet.
In den Startlöchern
Die nächste Felser Generation steht somit in den Startlöchern. „Wir sind fünf Espoirs-Spieler, die beim Herren-Training dabei sind. Während den Trainingseinheiten geben die erfahrenen Spieler uns wertvolle Tipps, was uns hilft, uns zu verbessern“, erklärt der 18-Jährige. Als erfahrener Spieler und Kapitän der Mannschaft dient DJ Wilson als Vorbild: „Ich kann nicht erwarten, dass meine Mitspieler Gas geben, wenn ich selbst keinen Einsatz zeige. Für mich ist es wichtig, dass wir defensiv stark sind, und das überträgt sich auch auf die Jüngeren. Kampfgeist, Einsatz, als Kollektiv agieren und nicht für die eigene Statistik spielen, sollen die Arantia noch definieren, auch wenn wir älteren Spieler nicht mehr dabei sind.“
Dass der eingeschlagene Weg richtig war, zeigen die Resultate: „Würden wir jedes zweite Jahr absteigen, müsste man sich infrage stellen, doch der Erfolg gibt dem Verein recht.“ In einem Verein, in dem nicht nur die Jugendarbeit großgeschrieben wird, sondern auch eine familiäre Atmosphäre herrscht, sieht man laut dem Felser Kapitän noch einen anderen Effekt: „Überall wird davon geredet, dass weniger Zuschauer in den Hallen sind; ich kann das für die Arantia nicht bestätigen.“
In den USA gehen die Fans zu einem NBA-Spiel, weil sie LeBron James sehen wollen. Hierzulande geht es darum, nach dem Spiel bei einem Bier oder einer Cola gemeinsam über das Spiel zu diskutieren.
Der 33-Jährige erinnert daran, dass man den einheimischen Basketball nicht mit Profiligen vergleichen kann. „Wir investieren viel Zeit, doch wir sind keine Profis und berühmt sind wir auch nicht. In den USA gehen die Fans zu einem NBA-Spiel, weil sie LeBron James sehen wollen. Hierzulande geht es darum, nach dem Spiel bei einem Bier oder einer Cola gemeinsam über das Spiel zu diskutieren“, so Wilson, für den es wichtig ist, auch nach einem verlorenen Spiel mit den Zuschauern zu reden: „Natürlich ist es nicht toll, von einem Fan, der vielleicht nicht viel Ahnung von Basketball hat, Tipps zu hören, was wir hätten besser machen können, doch dieser Fan wird auch bei einem nächsten Sieg dabei sein und sich mit uns freuen. Hinzu kommt, dass wir nicht vergessen dürfen, dass die Zuschauer Eintritt zahlen, um uns zu sehen“, erklärt der Felser Kapitän und gibt mit einem Schmunzeln zu, dass er und seine Teamkollegen oft die Letzten sind, die die einheimischen Hallen (auch auswärts) verlassen. „Natürlich geht es ums Gewinnen – ich gehe in jedes Spiel mit dem Ziel, als Gewinner vom Feld zu gehen, doch für mich geht es besonders in Luxemburg um mehr“, betont er abschließend.
Mit einem Sieg gegen Esch wären Wilson und Co. ihrem Traum, einen Titel mit der Arantia-Familie zu feiern, jedenfalls einen kleinen Schritt näher.
De Maart
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