Montag3. November 2025

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FIADeborah Mayer: „Der Motorsport bietet Frauen eine ganze Reihe von Berufsmöglichkeiten“

FIA / Deborah Mayer: „Der Motorsport bietet Frauen eine ganze Reihe von Berufsmöglichkeiten“
Deborah Mayer: Das Langzeitprojekt Iron Dames liegt ihr besonders am Herzen Foto: Iron Dames

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Die 45-jährige Französin Deborah Mayer ist eine viel beschäftigte Frau: Sie ist Chefin des Iron-Dames-Teams, wurde vor kurzem Mutter und hat 2022 die Präsidentschaft der „FIA – Women in Motorsports“-Kommission übernommen.

Tageblatt: Wie sind Sie eigentlich zur Liebe zum Auto und zum Automobilsport gekommen?

Deboarah Mayer: Das Auto ist für mich ein Utensil der Unabhängigkeit und Freiheit. Mit 16 habe ich in Frankreich die „conduite accompagnée“ gemacht und danach, wie jeder andere, mit 18 meinen Führerschein. Ich habe im Finanzwesen gearbeitet und war bis zu sehr späten Abendstunden und frühen Morgenstunden im Büro, sodass ich nur schwer auf öffentliche Transportmittel zurückgreifen konnte. Als ich später Claudio Schiavoni, den Mann kennenlernte, der heute sowohl mein privates als auch mein professionelles Leben teilt, haben wir schnell festgestellt, dass wir etliche gemeinsame Interessen haben – und eines davon ist der Motorsport. Kurzum haben wir uns dazu entschlossen, einen Rennfahrerlehrgang der Ferrari Academy „Corso Piloti“ zu belegen und danach eine Rennfahrerlizenz zu machen. Wir haben dann zusammen trainiert und 2015/16 den Ferrari-Challenge-Markenpokal bestritten. Wir haben auch mit einem GT3-Auto an einigen Rennen zum „Road to Le Mans“ teilgenommen.

Fahren Sie denn auch jetzt noch Rennen?

Ich habe aus einem erfreulichen Grund aufgehört – als ich Mutter wurde. Ich habe aber jetzt wieder mit dem physischen Training angefangen, um erst einmal eventuell Einzelevents zu bestreiten und dann vielleicht später wieder an einem ganzen Championat teilzunehmen. Aber alles zu seiner Zeit, denn ich will dies nur machen, wenn ich in einer optimalen körperlichen Verfassung bin, im Hinblick auf meine Sicherheit und auf die der anderen.

Sie sind seit kurzem Präsidentin der Kommission „FIA – Women in Motorsports“. Worin besteht dort Ihre Aufgabe?

Der Motorsport ist meine große Leidenschaft. Als ich zur Präsidentin der Kommission gewählt wurde, war es für mich eine ganz große Ehre, die Nachfolge von Michèle Mouton, der „Grande dame du sport automobile“ anzutreten. Mit Michèle hatte und habe ich immer noch einen sehr regen Austausch. Die Präsidentschaft ist aber auch eine ganz große Verantwortung, weil es im Bereich Frauen im Motorsport noch ganz viel anzupacken und zu entwickeln gilt. Für mich ist das Ziel der Kommission, dem Thema „Frauen im Motorsport“ ein Schaufenster zu bieten, es zu vermitteln und ein breiteres Publikum zu erreichen. Für mich gilt es, Mädchen und Frauen anzuregen, ihre Begabungen zu entfalten und zu zeigen, dass es im Motorsport sehr wohl einen Platz für Frauen gibt. Heute bietet der Motorsport eine ganze Reihe von Berufsmöglichkeiten für Frauen. So gibt es nicht nur die Pilotinnen, sondern auch Journalistinnen, Ingenieurinnen, Mechanikerinnen, Teamchefinnen usw.

Mayer (2. von rechts) zusammen mit ihren drei Iron Dames, Sarah Bovy, Michelle Gatting und Rahel Frey
Mayer (2. von rechts) zusammen mit ihren drei Iron Dames, Sarah Bovy, Michelle Gatting und Rahel Frey Foto: Iron Dames
Heute gibt es viel weniger Frauen als Männer im Automobilsport, aber ich bin mir sicher, dass dies sich noch ausgleichen wird. Man darf nur nichts überstürzen – alles wird mit der Zeit kommen. Es geht darum, junge Mädchen dazu zu bringen, dass sie es wagen, sich im Motorsport zu versuchen.

Deborah Mayer

Was können Sie über das FIA-Projekt „Girls on Track – Rising Star“ erzählen?

Das Projekt besteht jetzt seit vier Jahren und läuft an sich zweispurig: Es gibt einen Teil für die Karting-Abteilung und einen anderen Teil für die Formelwagen. Es geht vor allem darum, junge Talente zu ermuntern. Heute gibt es viel weniger Frauen als Männer im Automobilsport, aber ich bin mir sicher, dass dies sich noch ausgleichen wird. Man darf nur nichts überstürzen – alles wird mit der Zeit kommen. Es geht darum, junge Mädchen dazu zu bringen, dass sie es wagen, sich im Motorsport zu versuchen. Deshalb muss man natürlich auch die Eltern von diesem Vorhaben überzeugen. Zusammen mit der Formel E hat die FIA das Programm „Rising Star“ erstellt. Hier werden ganz jungen Schülern die eher technischen Seiten des Motorsports bei einigen E-Prix-Veranstaltungen vorgestellt. Die Fahrer und Teams gehen in die Schulklassen und die Schüler besuchen ebenfalls das Fahrerlager und die Boxen und werden somit ganz nahe ans Racing-Geschehen gebracht.

Kommen wir zum Schluss noch zum Iron-Dames-Projekt. Was bedeutet es für Sie?

Iron Dames ist ein Langzeitprojekt, was mir ganz besonders am Herzen liegt und das ich noch sehr weit bringen möchte. Fünf Frauen haben das Projekt 2018 ins Leben gerufen und inzwischen sind wir 28. Wir arbeiten in den verschiedensten Bereichen als eine einzige, große Einheit. Wir sind alle von der gleichen Motorsport-Leidenschaft gepackt. (Anm. d. Red: Iron Dames betreut Mädchen und Frauen vom Kart-Sport bis in die höchsten Serien. Ihre erfolgreichsten Vertreterinnen sind momentan in der WEC aktiv: Doriane Pin in einem Oreca LMP2 des Prema Teams sowie Sarah Bovy, Rahel Frey und Michelle Gatting in einem Iron Dames Porsche 911 GTE.)