Donnerstag30. Oktober 2025

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RadsportDas Ende einer Seuchenjahrs: Luc Wirtgens Saison ist nach einer Infektion vorzeitig vorbei

Radsport / Das Ende einer Seuchenjahrs: Luc Wirtgens Saison ist nach einer Infektion vorzeitig vorbei
Luc Wirtgen hat eine schwere Saison hinter sich gebracht Foto: Editpress /Luis Mangorrinha

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Mehrere Stürze, eine Operation und am Ende eine Infektion: 2025 wurde für Luc Wirtgen zum Albtraumjahr. „Es ging gar nichts“, sagt der Tudor-Profi, für den die Saison bereits beendet ist. Der 26-Jährige fokussiert sich jetzt schon auf die nächste Saison. 

Luc Wirtgen spricht Klartext. „Das war das schlimmste Jahr meiner Karriere“, sagt der 26-Jährige. „Es ging gar nichts. Nichts war wie geplant – außer vielleicht die Zeit rund um die Tour de Suisse.“ Nur 25 Renntage stehen für den Tudor-Profi in den Büchern, ein nennenswertes Ergebnis fehlt. Stattdessen wuchs die Krankenakte: Schon in der Vorbereitung plagten ihn Sitzprobleme, danach folgten Stürze im Oman, in den Niederlanden und in Polen.

Der schwerste Sturz passierte am 5. August auf der zweiten Etappe der Tour de Pologne (2. UWT). „Ich kenne meinen Körper mittlerweile, weil ich schon einige Probleme in meiner Karriere hatte“, erzählt Wirtgen. „Und in Polen wusste ich sofort: Hier ist mindestens eine Sache kaputt, eher mehr. Der erste Instinkt eines gestürzten Radfahrers ist es immer, so schnell es geht aufs Rad zu gehen. Mein Kopf hat auch gesagt, probier es. Aber ich lag auf dem Boden und habe schnell gemerkt, das bringt nichts.“

Schlüsselbein links, Handgelenk rechts – beides gebrochen. „Die Helfer wussten gar nicht, wo sie mich hochziehen sollten. Ich konnte nicht sagen, ziehe mich links oder rechts hoch, ich hatte Schmerzen an beiden Seiten.“ Nach einem ersten Check in Polen reiste Wirtgen nach Luxemburg zurück, wo er zwei Tage später im CHL operiert wurde. Der Eingriff verlief ebenso wie die Reha zunächst nach Plan. „Es sah alles gut aus, um Ende der Saison noch einmal Rennen zu fahren. Erst fuhr ich nur auf der Rolle, später auch locker draußen. Ich war zuversichtlich.“ Doch Ende August folgte der nächste Rückschlag: Krankheitssymptome, Arztbesuch, Diagnose Infektion. Zwei Wochen Antibiotika – die Saison war gelaufen.

Sturz im Oman

Wo genau die Infektion herkommt, lässt sich nicht erklären, sagt Wirtgen. Was er aber sicher sagen kann: Die Saison ist für ihn vorbei. „Ich habe vor zwei Tagen (Montag) mit dem Team in einem Meeting gesprochen, wir kamen alle auf den gleichen Nenner. Wir ziehen einen Strich unter diese Saison.“ 25 Renntage weist er vor, von denen die meisten von Pech geprägt waren. „Das war die schlimmste Saison meiner Karriere“, sagt Wirtgen, der nun bereits seine dritte Saison für Tudor fuhr und noch einen Vertrag bis Ende 2026 besitzt. „Dieses Jahr ging gar nichts. Es war nichts wie geplant, außer vielleicht die Zeit um die Tour de Suisse und die Landesmeisterschaft. Da ging es zumindest mal in die richtige Richtung.“ 

Tatsächlich begann die Seuchensaison schon vor dem ersten Rennen. „Im November 2024 hatte ich Sitzprobleme, im Trainingslager im Dezember und Januar konnte ich kaum richtig trainieren“, erinnert sich der Luxemburger. „Die Vorbereitung auf die Saison war schon eine Katastrophe.“ Statt regulärem Aufbau standen kurze Einheiten und Schmerzmanagement im Vordergrund. Der Saisonstart war deshalb verspätet, beim Muscat Classic (1.1) und der Tour of Oman (2. Pro) im Februar war die Form mäßig. „Ich war sicher nicht auf dem Höhepunkt meiner körperlichen Verfassung“, sagt Wirtgen. Und dann kam der Sturz. Prellungen, verstauchter Arm, wieder Pause.

Bei der Tour als Reservist

Im April sollten die Ardennen-Klassiker das sportliche Highlight werden, doch auch dort stoppte ihn das Schicksal: Sturz beim Amstel Gold Race, Start bei der Flèche Wallonne, dann erkrankte er in der Nacht vor Liège-Bastogne-Liège. Zweimal fuhr er bei den Ardennen-Klassikern nicht ins Ziel, einmal schaffte er es nicht mal an den Start. Ein kurzes Aufatmen gab es erst im Juni: Bei der Tour de Suisse (2. UWT) zeigte er eine gute Leistung, beim Straßenrennen der Landesmeisterschaften wurde er Zweiter hinter Teamkollege Arthur Kluckers.

Es folgte die Tour de France, für die Wirtgen als Reservist bereitstand. „Ich war davor mit Julian Alaphilippe im Höhentrainingslager, das Team hat mir viel Vertrauen gegeben. Für die Tour de France gab es eine kleine Chance. Ich wusste aber auch, dass es sein kann, dass ich zu Hause bleibe. Deswegen war die Enttäuschung nicht riesig, als sie mir sagten, dass ich Reserve-Fahrer sei.“

Fokus auf die nächste Saison

Doch nach der Tour kam Polen, der Bruch – und die Saison endgültig zum Stillstand. Mental sei das schwer gewesen, räumt Wirtgen ein: „Als Sportler musst du lernen, mit Verletzungen und Rückschlägen umzugehen. Einfach war es nicht. Aber ich nehme etwas Positives mit: Ich lerne meinen Körper immer besser kennen und werde mental stärker.“

Abstand vom Radsport sucht er in dieser Phase nicht. Die Vuelta verfolgt er aufmerksam, bei der Tour de Luxembourg, die kommenden Mittwoch beginnt, wird er als Zuschauer vor Ort sein. „Meine Motivation ist ungebrochen. Ich hoffe nur, dass das Verletzungspech jetzt endlich vorbei ist.“

Sein Vertrag bei Tudor läuft bis Ende 2026, die Ziele sind klar: „Natürlich möchte ich irgendwann einer der acht Fahrer bei der Tour de France sein. Aber vor allem will ich endlich eine Saison ohne Verletzungen erleben. Ich denke, ich habe mein Soll in dieser Hinsicht erfüllt.“